Preisgekrönter deutscher Schnaps-Hersteller ist insolvent: „Es hat keine Perspektive gegeben“

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Ein international gekrönter Ginhersteller aus Deutschland rutscht in die Insolvenz. Grund ist das schlechte Konsumklima.

Lüdenscheid – Der vielfach ausgezeichnete „Woodland Gin“ aus dem Sauerland erlebt eine bedeutende Zäsur: Die Sauerland Distillers GmbH, ansässig im Sauerland in Lüdenscheid, hat Insolvenz angemeldet. Der Antrag wurde bereits Ende Januar eingereicht, und das Verfahren wurde am 12. Februar eröffnet. Thomas Neumann von der Lüdenscheider Kanzlei Brüßler Günter Neumann wurde als Insolvenzverwalter eingesetzt.

Insolvenz von „Woodland Gin“-Hersteller bedeutet aber nicht das Ende

Obwohl eine Insolvenz in der Regel negativ behaftet ist, betrachtet Neumann die jüngsten Entwicklungen für das renommierte Produkt aus Lüdenscheid als Erfolg. „Das ist einfach eine tolle Idee aus dem Sauerland. Die Marke und die Grundidee bleiben erhalten. Das haben wir geschafft. Ich bin stolz, dass das so gut und schnell über die Bühne gegangen ist. Auch ohne den Verlust von Arbeitsplätzen.“

Die GmbH ist zwar insolvent, doch der Betrieb wird fortgesetzt. Es wurde ein Investor gefunden, wie der Westfälische Anzeiger berichtet. Bei der Sauerland Distillers GmbH übernimmt einer der bisherigen Gesellschafter, Olaf Baumeister, den Betrieb und integriert ihn in sein Gastronomie-Unternehmen. Der Standort der Destillerie und der Lagerhalle für den Zoll in Hagen bleibt unverändert. Produktion und Vertrieb werden im Wesentlichen fortgeführt.

Ein Gin-Hersteller aus dem Sauerland ist Pleite.
Ein Gin-Hersteller aus dem Sauerland ist pleite. © IMAGO

„Durch die Anbindung an das Unternehmen von Herrn Baumeister ergeben sich allerdings sehr positive Effekte“, erklärt Thomas Neumann, der bereits „gute Gespräche“ mit der Hauptgläubigerin geführt hat, und blickt optimistisch in die Zukunft für den „Woodland Gin“ und andere Produkte wie den „Woodland Vodka“.

Unternehmen ging durch sinkendes Konsumklima insolvent

Dr. Moritz Dimde, Geschäftsführer der GmbH, entwickelte 2016 gemeinsam mit Andreas Schulte, Olaf Baumeister, Till Brauckmann, Matthias Czech und Gregor Biedrzycki die Idee für einen Gin aus dem Sauerland. Ab 2017 begann die Erfolgsgeschichte des Gins, der sowohl national als auch international zahlreiche Auszeichnungen erhielt.

Dimde führt die Insolvenz hauptsächlich auf sinkende Umsätze zurück. „Das Konsumklima in Deutschland erholt sich einfach nicht“, bemerkt Dimde, „die Lebensmittelpreise sind zu hoch. Da haben die Kunden am Ende keine 40 Euro mehr für einen halben Liter Gin übrig. Es hat deshalb für uns keine Perspektive gegeben, die Dinge so fortzuführen wie bisher. Deshalb sind wir frühzeitig den Schritt in die Insolvenz gegangen. Aus kaufmännischer Sicht war das geboten. Aber es bedeutet nicht das Ende für den ‚Woodland Gin‘.“

Bis 2020 erlebte der neue Gin aus Lüdenscheid eine beeindruckende Entwicklung. Als die Macher 2020 einen Start-up-Award des Marketing-Clubs Südwestfalen gewannen, hatte die GmbH in den drei Jahren zuvor bereits 20 internationale Auszeichnungen erhalten und konnte auf ein Jahr zurückblicken, in dem weltweit 50.000 Flaschen verkauft wurden.

Nach der Insolvenz wird der Betrieb fortgeführt

Doch der Erfolg hielt nicht an. „Im Jahr 2024 hatten wir noch die Hälfte des Umsatzes aus dem Jahr 2023, und im Jahr 2023 waren es schon nur noch zwei Drittel des Umsatzes aus dem Jahr 2022 gewesen“, reflektiert Dimde den anhaltenden Abwärtstrend. „Die Inflation hat hier ganz klar Wirkung gezeigt.“ Dimde versteht, dass der Absatz dieses hochpreisigen Produkts in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zurückgegangen ist. „Leider hat es uns damit erwischt“, sagt er, „aber ich bin sehr froh, dass eine Lösung gefunden worden ist, dass es weitergehen kann. Der Einschnitt war unumgänglich, aber ich denke, dass wir nun die Zukunft langfristig und nachhaltig gesichert haben. Und das freut mich.“

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