RV Fit: Raus aus dem Büro, rein ins Training – auf Kosten der Rentenversicherung

Über Pauls zweite Corona-Erkrankung haben wir bereits berichtet. Um seine Gesundheit zu stabilisieren, hat er nun einen neuen Weg eingeschlagen. 

RV Fit

Kennen Sie RV Fit? Das ist ein kostenloses Präventionsprogramm der Deutschen Rentenversicherung, das sich an berufstätige Versicherte richtet. Ziel ist es, die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung zu fördern.

Soweit die Theorie. Paul hat sich angemeldet und die Zusage erhalten (wie das Verfahren und die Anmeldung funktionieren, lesen Sie weiter unten im Text). „Ich gehe seit Monaten ins Fitnessstudio, rauche und trinke nicht. Ehrlich gesagt dachte ich, dass ich im Vergleich zu anderen fit bin.“ Im Prinzip hat sich seine These bestätigt, aber manchmal sieht er auch alt aus – wie er erstaunt feststellt.

Die wichtigsten Infos zu RV Fit

Doch zurück zum Programm. Es gibt zwei Möglichkeiten der Teilnahme: entweder drei Tage stationär oder fünf Tage ambulant. Paul hat sich für die ambulante Variante entschieden. Nach dem Aufnahmegespräch am ersten Tag folgte die Einweisung in das Kraft- und Ausdauertraining. Neben der Arbeit an den Geräten stehen auch Seminare für Rückenschule, eine Einzelberatung zur Ernährung, Achtsamkeit oder Motivation zur Lebensstiländerung auf dem Programm. „Manchmal waren diese Seminare etwas einfach, aber insgesamt sehr hilfreich“, fasst Paul seine Eindrücke zusammen. Ihm gefiel besonders die Ernährungsberatung. 

Neben den Personen, die sich zur Prävention angemeldet haben, gibt es auch Patienten, die wegen eines Unfalls oder einer Krankheit werktags in die Einrichtung kommen. Zum Beispiel ein Selbstständiger, der nach einer Schulteroperation eine vierwöchige Reha absolvierte und während des Krafttrainings immer wieder versuchte, seine Telefontermine wahrzunehmen. Die Kopfhörer halfen nur einseitig, falls der Gegenüber überhaupt zu Wort kam. Da hatte das Achtsamkeitsseminar vom Tag zuvor seine Wirkung noch nicht entfaltet. Aber Paul blieb entspannt und drehte beim Training die Lautstärke beim Hörbuch einfach etwas lauter...

Hier ist Paul gnadenlos gescheitert

„Der Trainer hat mich auf ein Wackelbrett gestellt, das ist ein Gleichgewichtstrainer“, erzählt. er. Ein Brett wird von Zugfedern gehalten und wenn man sich darauf stellt, wackelt es. Es sei denn, man hat genug Körperspannung. Hatte Paul nicht. Er stellte sich darauf, das Brett wackelte und Paul zitterte wie Espenlaub, als er versuchte, sich zu stabilisieren. 

„Im Anschluss stellte sich eine ältere Dame darauf, etwa 70 Jahre alt. Einbeinig, das andere Bein bis zum Po nach hinten gezogen. Und stand genauso stabil wie ich auf dem Fußboden“, erzählt Paul, der seine Augen kaum traute. „Die hat mich richtig nass gemacht.“

Massage knallhart

Das Trainingsprogramm umfasste inklusive Mittagspause rund sechs Stunden am Tag, danach war Paul entsprechend platt. „Vor allem im Nackenbereich habe ich die Belastung gemerkt, denn es waren viele neue Übungen dabei.“ Das führte dazu, dass er am dritten Tag mit Schwindel aufwachte und sich eine Massage auf den Trainingsplan schreiben ließ. 

Beim Physio entwickelte sich daraus folgender Dialog: „Sind Sie Cardio-Patient?“ „Nein, warum?“ „Weil ich dann noch mehr Fragen stellen müsste.“ Ah ok, hier wurde schon die Sprache auf Effizienz getrimmt. Der Masseur fand schnell heraus, wo es besonders zwickte, massierte eine Stelle am Hals intensiv und stellte dann halb fragend fest: „Hier tut es besonders weh, oder?“ „Ja“, ächzte Paul, aber er wusste, dass er nicht zum Spaß hier war. 

Viel über Themen wie Achtsamkeit gelernt

Nach vier Tagen am Stück brachte der Karfreitag eine willkommene Abwechslung, er hatte frei. Dafür ging es am Dienstag nach Ostern mit dem Tagesprogramm weiter, an dem sich das Abschlussgespräch mit der Ärztin anschloss. „Zusammenfassend hat sich die Woche schon gelohnt. Ich habe viel für mein Training im Fitnessstudio gelernt und auch über Themen wie Achtsamkeit“, sagt Paul. 

Doch diese Phase ist erst der Anfang des rund sechsmonatigen Programms. Wir werden uns wieder bei Paul melden, wenn er die weiteren Phasen durchlaufen hat. 

So geht der Ablauf des Programms weiter

Das Programm gliedert sich in vier Phasen über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten:​

Startphase (3–5 Tage): Intensive Einführung mit ärztlicher Untersuchung und Festlegung individueller Ziele. Diese Phase findet ambulant oder stationär statt und erfordert eine Freistellung von der Arbeit. 

Trainingsphase (12 Wochen): Berufsbegleitendes Training ein- bis zweimal pro Woche in kleinen Gruppen, um gesunde Routinen zu etablieren.​

Eigenaktivitätsphase (3 Monate): Selbstständige Fortführung der erlernten Übungen und Strategien im Alltag.​ 

Auffrischungsphase (meistens 2 Tage): Reflexion der Fortschritte und Auffrischung der Inhalte zur langfristigen Stabilisierung der Gesundheit.​

✅ Teilnahmevoraussetzungen

Teilnehmen können Personen, die

  • In den letzten zwei Jahren mindestens sechs Monate rentenversicherungspflichtig beschäftigt waren
  • Erste gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Rückenschmerzen, Übergewicht oder Stresssymptome aufweisen 

Nicht teilnehmen können Rentner, Beamte und arbeitslose Personen.​ 

💶 Kosten und Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenfrei; die Deutsche Rentenversicherung übernimmt alle anfallenden Kosten. Zudem werden Fahrtkosten pauschal erstattet. Die Anmeldung erfolgt online über die offizielle Website.

*Der richtige Name von Paul ist der Redaktion bekannt. Aufgezeichnet von Volker Tietz