Russland reagiert auf westliche Sanktionen: Vergeltung im Luftraum macht Flüge teurer

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Ein Flugzeugflügel vor einer Start- und Landebahn (Symbolfoto). Der Westen hatte Russland mit vielfältigen Sanktionen belegt. Eine russische Antwort betrifft den Flugraum. Für Europäer wird das Fliegen teurer. © IMAGO / Steinsiek.ch/Grant Hubbs

Der Westen hatte Russland mit vielfältigen Sanktionen belegt. Eine russische Antwort betrifft den Flugraum. Für Europäer wird das Fliegen teurer.

Berlin – Seit Jahren versuchen westliche Industrienationen, Russland mittels wirtschaftlicher Sanktionen zu schwächen und den Ukraine-Krieg zu beeinflussen. Unter anderem schnüren die Sanktionen Russlands Einnahmen aus dem Gasverkauf ab und verhindern den Verkauf russischer Diamanten. Bei manchen dieser Maßnahmen reagiert der russische Präsident Wladimir Putin mit Umgehungsmaßnahmen, zum Beispiel im Ölsektor mit der Schattenflotte, andere beantwortet er mit eigenen Sanktionen. Eine davon betrifft den Flugverkehr.

Wegen russischer Sanktionen – westliche Airlines halten nicht mehr mit China mit

Erst zu Beginn des Jahres 2024 hatte Air France-KLM berichtet, wie schwierig es sei, den Flugbetrieb zwischen Europa und China wieder auf den vor der Pandemie herrschenden Stand zu bringen. Noch schwieriger aber sei es, mit chinesischen Airlines zu konkurrieren. Das große Problem dahinter ist die Sperrung des eigenen Luftraums, die Russland als Antwort auf Sanktionen der westlichen Industrienationen eingesetzt hatte.

Diese sorgt dafür, dass viele westliche Airlines Russland komplett umfliegen müssen, wenn sie Passagiere aus dem Westen nach Asien bringen wollen. Unter „gleichen Bedingungen“ können europäische Fluggesellschaften nicht mehr mit chinesischen Airlines mithalten, berichtete Euronews unter Berufung auf Wouter Vermeulen, den Generaldirektor für den Großraum China bei Air France-KLM. Diese dürften den russischen Luftraum durchaus noch überfliegen.

Auch Lufthansa betroffen – Blockade des russischen Flugraums wegen Sanktionen verlängert Flüge

Schon im vergangenen Jahr hatten Medien berichtet, welch gravierende Auswirkungen diese Sperre für westliche Airlines hat. Zum Beispiel müssen sie je nach Route mehrere Stunden mehr Flugzeit hinnehmen, was wiederum einen größeren Personal- und Treibstoffbedarf mit sich bringt. Kurz gesagt: Die Flüge werden für die Airlines teurer, was sich wiederum auf die Preisgestaltung auswirkt. Lediglich Air Serbia, Turkish Airlines, Pegasus Airlines und Belavia aus Europa dürfen weiter über Russland fliegen.

Zu den Airlines, die jetzt eine längere Route fliegen müssen, um dem russischen Flugraum zu entgehen, gehören unter anderem British Airways, Finnair, KLM und die Lufthansa. Je nach Ziel sollen die Flüge zwischen einer und drei Stunden länger brauchen. Besonders sind Flüge in weit entfernte Städte betroffen: darunter etwa Seoul, Tokio, Hongkong und Peking. British Airways, so berichtete Business Insider, braucht zwei Stunden länger, um Passagiere von London nach Tokio zu bringen, verglichen mit 2019.

Japan Airlines hat ein ähnliches Problem, fliegt den Umweg allerdings nicht wegen der Flugverbotszone, sondern aus Sicherheitsbedenken. Dasselbe gilt für alle Flugzeuge von nicht sanktionierten Airlines wie zum Beispiel Korean Air und All Nippon Airways aus Japan. Einen der längsten Umwege muss Finnair nehmen, um von Helsinki nach Tokio zu kommen – der Flug dauert vier Stunden länger als vorher und kommt auf 13 Stunden Flugzeit. Laut dem Flugdatensammler OAG springen andere Airlines ein, wo die westlichen jetzt zu lange brauchen. „Das ist einer der vielen Bereiche, wo die Politik den Flugverkehr beeinflusst, und einige Airlines profitieren, während andere den Schaden haben“, zitierte der Business Insider dazu John Grant, einen Analysten von OAG.

„Nachfrage weiterhin stark“ – Airlines leiden unter gestiegenen Kosten

Und wie sieht es bei den Fluggesellschaften aus? Die KLM Group hatte in der ersten Jahreshälfte 2024 einen Verlust von 31 Millionen Euro zu verzeichnen. Die Einnahmen seien höher gewesen als im Vorjahreszeitraum, aber hohe Kosten hatten für ein schwächeres Ergebnis gesorgt. „Unsere Ergebnisse blieben aufgrund deutlich höherer Kosten hinter den Erwartungen zurück. Der Betrieb verlief stabiler, die Kapazität konnte jedoch noch nicht vollständig ausgelastet werden“, erklärte Marjan Rintel, CEO von KLM.

Finnair wiederum hatte ein Plus an Passagieren von 9,4 Prozent zu verzeichnen. Der Verkehr, gemessen an Passagierkilometern, stieg, allerdings berücksichtigen auf Distanz basierende Verkehrszahlen durch Luftraumsperrungen längere Strecken nicht.

Die Lufthansa berichtete von einem Umsatzplus. „Die globale Nachfrage nach Flugreisen ist weiterhin stark“, erklärte Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, in einer Unternehmensmeldung. „Dadurch konnten wir erstmals die Marke von zehn Milliarden Euro Umsatz im zweiten Quartal übertreffen.“ Allerdings steigen gleichzeitig die Kosten, weswegen die Lufthansa die Gewinnerwartungen anpassen musste. Auf Anfrage von IPPEN.Media, inwiefern die Flugraumsperrungen sich konkret auf die Lufthansa und ihre Passagiere auswirken, hatte sich die Lufthansa noch nicht gemeldet.

Der Flughafenverband ADV berichtete schon im April von „überdurchschnittlich hohen regulativen Standortkosten“, die die Verkehrsentwicklung an deutschen Flughäfen bremsen würden.

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