„Sieg im globalen Pokerspiel“: Russische Medien jubeln nach Trumps Wende im Ukraine-Krieg
Donald Trump vollzieht bei den Verhandlungen im Ukraine-Krieg eine Kehrtwende. Während die Ukraine bangt, kann Russland sein Glück kaum fassen.
Moskau – Nach dem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Machthaber Wladimir Putin scheint ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs in weite Ferne gerückt zu sein. Das musste auch der Bundeskanzler eingestehen. „Es gibt im Augenblick keine Zeichen dafür, dass dieser Krieg schnell endet“, sagte Friedrich Merz am Mittwoch (21. Mai) in Berlin. Zentraler Grund für die Einschätzung dürfte dabei der jüngsten Rückzieher von Trump mit Blick auf die Verhandlungen sein. Doch während die westlichen Staatschefs sich noch von dem Schock erholen müssen, jubelt die russische Medienlandschaft über den US-Präsidenten.
„Hat russische Position übernommen“: Russische Medien jubeln über Trumps Kehrtwende
„Trump hat faktisch die russische Position übernommen, dass zunächst über einen dauerhaften Frieden verhandelt werden soll“, zitiert Bild.de die russische Zeitung Komsomolskaja Pravda. In der Praxis bedeutet das, Putin kann bei seinem Krieg gegen das Nachbarland weiter auf Zeit spielen. Während er nach außen den Eindruck wahrt, grundsätzlich an Verhandlungen interessiert zu sein, bereiten seine Generäle eine großangelegte Sommeroffensive in der Ukraine vor.
„Wladimir Putin spielt offenbar weiter auf Zeit“, analysiert auch Verteidigungsminister Boris Pistorius am Dienstag. Die jüngsten russischen Drohnenangriffe sprächen eine deutliche Sprache „eine deutlichere Sprache als die Lippenbekenntnisse, die wir bislang so gehört haben“, fügte er hinzu.
Ende des Ukraine-Kriegs: Trump vollzieht radikale Putin-Wende
Möglich ist das Vorgehen für Putin vor allem, weil Trump nach dem Telefonat am Montag eine Wende in der Ukraine-Politik vollzogen hatte. Der US-Präsident hatte Wolodymyr Selenskyj und anderen westlichen Staatschefs mitgeteilt, dass Russland und die Ukraine selbst – also ohne die USA – eine Lösung für ein Ende des Ukraine-Kriegs finden müssten. Weiter kündigte Trump an, dass die USA sich nicht an denen von der EU geplanten Sanktionen gegen Russland beteiligen wolle. Das berichtete die New York Times mit Verweis auf mit den Gesprächen vertraute Offizielle.
„Sieg im globalen Pokerspiel“: Russland kann Glück nach Trumps Ukraine-Wende kaum fassen
In Moskau können die kremltreuen Medien ihr Glück deshalb offenbar kaum fassen. Russland habe nun „zusätzliche Zeit“, um die eigenen Ziele im Ukraine-Krieg zu verfolgen, analysiert die Tageszeitung Kommersant. Die Ukraine hingegen bleibe durch den Rückzieher des US-Präsidenten außen vor. „Es wurde wieder einmal etwas ohne sie entschieden. Wenn nicht sogar alles“, so das Fazit des Mediums.
Die staatliche Zeitung Izvestia sah in den Entwicklungen der letzten Tage gar ein „einen Sieg im globalen Pokerspiel“ für Russland. Durch den Trump-Rückzieher bekäme der Kreml die Chance, zentrale Forderungen mit Blick auf ein Ende des Ukraine-Kriegs durchzusetzen.
Trumps Alleingang lässt Putin jubeln – Merz blickt ernüchtert auf Ukraine-Krieg
Wie fatal die Entscheidung von Trump für die Ukraine im Krieg gegen Russland tatsächlich sein könnte, zeigt vor allem die Reaktion des Bundeskanzlers. Erst in der vergangenen Woche hatte Merz sich mit Blick auf ein Ende des Ukraine-Kriegs nämlich noch gänzlich anders geäußert. „Dieser Krieg muss aufhören. Und ich glaube, es gibt jetzt eine kleine Chance. Aber es gibt diese Chance“, hatte Merz bei seinem Besuch in Kiew gegenüber den ARD-„Tagesthemen“ gesagt.
Nur wenige Tage später sieht Merz „keine Zeichen“ mehr für ein schnelles Kriegsende. Trumps erneuter Alleingang könnte für die Ukraine noch bittere Folgen haben – und in Moskau für noch mehr Jubelstürme sorgen. (fd)