„Alte Greenhorns“: So kurios hat Nagelsmann seinen DFB-Kader gemixt
Die deutsche Nationalmannschaft tritt in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande an. Der DFB-Kader lässt in der Zusammenstellung deutlich zu wünschen übrig.
Herzogenaurach – Zahlreiche nominell alte Spieler stehen im Kader der deutschen Nationalmannschaft. Auf der anderen Seite haben die deutschen Profis kaum Erfahrung auf Länderspielebene gesammelt. Ein alter, unerfahrener Kader: Wie soll dieser Lehrgang Bundestrainer Julian Nagelsmann auf dem Weg zum WM-Titel 2026 weiterbringen?
Zahlreiche verletzte Spieler fehlen
Entschuldigend ist zunächst anzuführen: Nagelsmann kann nichts dafür, dass zahlreiche etablierte Spieler verletzt fehlen. Torwart Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona (Knie), Superdribbler Jamal Musiala vom FC Bayern (Hüftgelenk) und Stürmer Niclas Füllkrug von West Ham United (Achillessehne) zählen zu den prominentesten Ausfällen.
Leno fühlt sich in Ehre gekränkt
Auch sind Nagelsmann die Hände gebunden, wenn sich Torhüter wie Bernd Leno in ihrer Ehre gekränkt fühlen und sich zu schade sind, für ihr Land auf der Ersatzbank Platz zu nehmen. Ebenso wiegen die Rücktritte der 2014-Weltmeister Thomas Müller, Manuel Neuer und Toni Kroos schwer. Auch Ex-Kapitän İlkay Gündoğan erklärte nach der Heim-Europameisterschaft seinen Abschied aus dem DFB-Team.
Kimmich hat die meisten Länderspiele bestritten
So ist es zunächst verständlich, dass Nagelsmann auf viele Spieler zurückgreifen muss, die wenige Länderspieleinsätze aufweisen. Überhaupt nur zwei Profis kommen auf über 50 Pflichtspiele: Kapitän Joshua Kimmich liegt bei 93 Partien, Verteidiger Antonio Rüdiger bei 74. Rang drei geht an Serge Gnabry mit 45 Spielen. Platz vier ist Jonathan Tah mit 31 Einsätzen vorbehalten. Dagegen haben die Torhüter Oliver Baumann, Alexander Nübel und Janis Blaswich noch keinen Einsatz auf dem Konto. Viele weitere Spieler liegen bei unter zehn Matches.
Kein Teenager im Kader
Erstaunlich ist allerdings, dass Nagelsmann aus der Not keine Tugend macht. Er gibt also trotz der Notlage nicht vielen jungen Spielern eine Chance im DFB-Team, sondern eher älteren Semestern. In der Mannschaft ist kein einziger Teenager dabei, nur sechs der 24 Profis (Jonathan Burkardt, Florian Wirtz, Angelo Stiller, Kevin Schade, Aleksandar Pavlović und Jamie Leweling) sind überhaupt im neuen Jahrtausend geboren worden. Pavlovic ist davon mit 20 Jahren der jüngste Spieler im DFB-Kader.
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Schlotterbeck und Mittelstädt im Formtief
Auch hat Nagelsmann zahlreiche formschwache Spieler in den Kader berufen. Besonders die Verteidiger Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund) und Maxi Mittelstädt (VfB Stuttgart) sind mit haarsträubenden Fehlern in Dauerschleife derzeit weit von internationalem Topniveau entfernt. Auch die Leverkusener Double-Sieger Robert Andrich und Jonathan Tah patzten zuletzt. Selbst Kimmich (Frankfurt) und Pavlovic (Leverkusen) leiteten beim FC Bayern zuletzt mit Fehlern Tore für die gegnerische Mannschaft ein.
Geht die Taktik von Nagelsmann auf?
Traf Nagelsmann zwischen März und September sehr gute und nachvollziehbare Kaderentscheidungen, so darf man seine Auswahl nun als sehr fragwürdig bezeichnen. Allerdings musste er eben die Auswahl unter erschwerten Rahmenbedingungen vornehmen. Der Bundestrainer ist als Taktiknerd bekannt. Er wird mit Überraschungen beim Gastspiel in Bosnien-Herzegowina (Freitag) und beim Heimspiel gegen die Niederlande (Montag) aufwarten. In einer Woche weiß dann Fußball-Deutschland, ob seine „alten Greenhorns“ Erfolge einfahren konnten.