Nach Aus von Wissler und Schirdewan: Wer jetzt Linken-Parteichef werden will

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Es gibt erste Bewerber als neue Vorsitzende der Linkspartei. Sie wollen auf dem Parteitag die Nachfolge von Wissler und Schirdewan antreten.

Berlin – Janine Wissler und Martin Schirdewan geben auf: Nach zwei Jahren gemeinsamen Parteivorsitz wollen sie den Chefposten nicht mehr haben. Beim Parteitag der Linken im Oktober 2024 wollen sie nicht mehr als Vorsitzende kandidieren. Sie hinterlassen eine Linkspartei, die schwach ist wie nie - in Umfragen, hinsichtlich ihrer Wahlergebnisse und auch im Bild, das sie nach außen abgibt.

Wer soll es richten und die Linke wieder auf Kurs bringen? Zwei Parteimitglieder haben nun publik gemacht, beim Parteitag in Halle für den Linken-Vorsitz kandidieren zu wollen: Ines Schwerdtner, die aus dem Journalismus kommt und erst vor rund einem Jahr den Linken beitrat, sowie Jan van Arken, einstiger Greenpeace-Mitarbeiter und Kritiker von Rüstungsexporten.

Linken-Vorsitzende der Vergangenheit Zeitraum
Janine Wissler und Martin Schirdewan seit 2021 bzw. 2022
Katja Kipping und Bernd Riexinger 2012 bis 2021
Gesine Lötzsch und Klaus Ernst 2010 bis 2012
Oskar Lafontaine und Lothar Bisky 2007 bis 2010

Ines Schwerdtner will Vorsitzende der Linken werden – „In dieser Partei steckt unglaubliche Kraft“

Schwerdtner gab ihre Kandidatur als Linken-Parteichefin auf ihrer Homepage bekannt. Sie sei „zutiefst davon überzeugt, dass die Linke wieder erfolgreich sein kann, wenn wir das gemeinsam anpacken“, schreibt sie. „Ich weiß, in dieser Partei steckt eine unglaubliche Kraft. Wir müssen sie nur wieder zu nutzen wissen.“

Die 35-Jährige appellierte an die Linke, sie solle „an konkrete Alltagssorgen anknüpfen, unbürokratisch Hilfe leisten und die Anliegen mit einer Perspektive über den Kapitalismus hinaus verknüpfen“.

Schwerdtner will nach nur einem Jahr in der Linkpartei Vorsitzende werden

Obwohl die gebürtige Sächsin erst seit etwa einem Jahr Mitglied der Linkspartei ist, trat sie bereits im Juni bei der Europawahl für die Linke auf einem aussichtsreichen fünften Listenplatz an. Aufgrund des enttäuschenden Wahlergebnisses der Partei von nur 2,7 Prozent, zogen jedoch nur die ersten drei Listenkandidaten ins Europaparlament ein.

In Berlin setzte sich die ehemalige Chefredakteurin des von ihr mitbegründeten sozialistischen Magazins „Jacobin“ bis 2022 für die Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ und die Kampagne „Genug ist Genug“ ein. Letztere wendet sich gegen die starken Preissteigerungen und kritisiert deren Auswirkungen auf Menschen mit niedrigem Einkommen.

Linken-Vorsitzende in spe? Ines Schwerdtner und Jan van Aken wollen in der Linkspartei die Nachfolge von Janine Wissler und Martin Schirdewan antreten. © Sebastian Gollnow/dpa/Imago (Montage)

Jan van Aken will Parteichef der Linken werden - Ankündigung auf X

Jan van Aken stammt aus Schleswig-Holstein, ist 63 Jahre alt und kündigte seine Kandidatur am Dienstag (20. August) im Online-Dienst X an. Er betonte, es brauche „eine starke linke Kraft (...), die die Interessen der Menschen vertritt. Gegen die soziale Kälte, gegen den Rechtsruck, gegen den Krieg“.

Er sei von „einer echten, tiefen Zuversicht“ erfüllt, „dass wir gewinnen können“, erklärte van Aken seine Bewerbung. Dies sei „ein Feuer, das hoffentlich ansteckend ist“.

Der 63-Jährige verwies auf seine Erfahrungen als Gentechnikexperte bei Greenpeace und als Biowaffeninspekteur bei den Vereinten Nationen. Bei Greenpeace habe er „Kampagne gelernt und bei den Vereinten Nationen Diplomatie“.

Jan van Aken kritisiert Waffenlieferungen an Ukraine - Er will Vorsitzender der Linken werden

Van Aken setzt sich für Abrüstung und gegen deutsche Rüstungsexporte ein und kritisiert Waffenlieferungen an die Ukraine, obwohl er den russischen Angriffskrieg gegen das Land klar verurteilt und wirksame Sanktionen gegen Russland befürwortet.

Van Aken arbeitet derzeit als Referent für internationale Krisen und Konflikte bei der parteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er war von 2009 bis 2017 Bundestagsabgeordneter für die Linkspartei und kandidierte danach nicht erneut. Von 20212 bis 2013 war er bereits stellvertretender Parteivorsitzender, später Mitglied des Bundesvorstands der Linken.

Wissler und Schirdewan wollen Linken-Vorsitz abgeben

Wissler und Schirdewan kündigten am Wochenende ihren Rückzug an, um Platz für einen personellen und inhaltlichen Neustart der Partei nach der Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) zu machen. Wissler verwies in ihrer Erklärung zum Rücktritt auf die ständigen Machtkämpfe in der Partei. Immer wieder habe sie Brücken bauen wollen, mehrfach seien diese wieder eingerissen worden, so ihre bittere Bilanz. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau erklärte Janine Wissler, die Trennung von Sahra Wagenknecht hätte früher kommen müssen.

Martin Schirdewan begründete seinen Rückzug ebenfalls mit Konflikten in der Partei, die „viel Energie“ gekostet hätten. Auch die Abspaltung von Sahra Wagenknecht und die Neugründung ihres BSW sprach er an. Die Linke sei es danach zu langsam angegangen, sich inhaltlich weiterzuentwickeln.

Das strategische Ziel der Partei ist die Rückkehr der Linken in den Bundestag im Jahr 2025 - ein Ziel, das die Partei nach aktuellen Umfragen deutlich verfehlen würde. Möglicherweise wird es neben Schwerdtner und van Aken noch weitere Kandidaten für den Linken-Vorsitz geben: Bewerber können ihre Kandidatur bis zum 8. September anmelden. (smu/AFP)

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