Gegen Putins Drohnen: Ukraine setzt erstmals neues Skynex-Flugabwehrsystem der Nato ein

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Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall stellt das Luftabwehrsystem Skynex her. Nun gibt es das erste Video vom Einsatz seiner Maschinenkanonen im Ukraine-Krieg.

Kiew – Angesichts des bevorstehenden Winters im Ukraine-Krieg bittet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj westliche Verbündete immer nachdrücklicher um mehr Luftabwehrsysteme, weil Wladimir Putin bereits seit April verstärkt die Energieinfrastruktur der Ukraine ins Visier nehmen lässt. Russische Drohnen und Raketen regnen auf Kraftwerke herab, die die Bevölkerung mit Wärme versorgen sollen. Vor diesem Hintergrund versprach Verteidigungsminister Boris Pistorius jüngst ein Unterstützungspaket im Wert von 1,4 Milliarden Euro, um „vor allem dabei zu helfen, die vielen russischen Luftangriffe abzuwehren.“

„Täten wir dies nicht, hätte dies fatale Folgen für die Zivilbevölkerung“, so Pistorius weiter, denn „Russland könnte noch mehr Energieversorgungsunternehmen zerstören und Menschen in der bevorstehenden kalten Jahreszeit in die Flucht treiben.“ Zu diesem Zweck benötigt die Ukraine verschiedene Arten von Luftabwehrsystemen. Eine Lücke schließt das deutsche Skynex-System, dessen vollautomatische 35-Millimeter-Maschinenkanone Drohnenschwärme aus dem Himmel schießen kann. Ein neues Video des ukrainischen Verteidigungsministeriums zeigt erstmals seinen Einsatz.

Dieser Screenshot aus einem Video vom offiziellen X-Account des Verteidigungsministeriums der Ukraine zeigt eine aus Mitteln der deutschen Ertüchtigungsinitiative finanzierte Revolver Gun Mk3 von Oerlikon, die Teil eines von Rheinmetall entwickelten Skynex-Luftverteidigungssystems ist, während einer Übung.
Die 35-Millimeter-Revolver Gun Mk3 ist der Teil des Skynex-Luftverteidigungssystems, der feindliche Flugkörper mit Explosiv-Munition abschießt. © Screenshot aus einem Video vom offiziellen X-Account des Verteidigungsministeriums der Ukraine.

Erster Einsatz von deutschem Skynex-Flugabwehrsystem im Ukraine-Krieg

Berlin verkündete am 5. Januar dieses Jahres, das erste von Rheinmetall entwickelte Luftverteidigungssystem Skynex an die Ukraine geliefert zu haben. Laut der Informationsseite der Bundesregierung über Waffenlieferungen an das überfallene Land befinden sich mittlerweile zwei Systeme in der Ukraine, während die Entsendung von zwei weiteren vorbereitet wird. Finanziert wurden und werden sie alle aus Mitteln der Ertüchtigungsinitiative. Das bedeutet, die Waffen kommen direkt von der Industrie und schmälern keine Bundeswehr-Bestände.

Es handelt sich nicht um eine einzelne Waffe, sondern ein vernetztes Waffensystem, das verschiedene Komponenten miteinander verknüpfen kann. Sein „Herzstück“ ist Rheinmetall zufolge das Skymaster Führungssystem. Dieser „Kontrollknoten“ empfängt Zieldaten des taktischen 3D-Such- und Erfassungsradars X-TAR3D. Gemeinsam mit der Multi Sensor Unit und ihrem 360-Grad-Radar unterstützt es die Soldaten, die das Führungssystem bedienen, dabei, den verknüpften Waffenstationen Ziele zuzuweisen.

Rheinmetall-Maschinenkanone besonders effektiv gegen russische Drohnen

Die Waffe, die im Rahmen des Skynex-Luftabwehrsystems an die Ukraine geliefert wurde und auch in dem neuen Video in Aktion zu sehen ist, ist die Revolver Gun Mk3. Diese 35-Millimeter-Maschinenkanone kann nach Angaben des Herstellers Rheinmetall automatisch Ziele erfassen und verfolgen und besitzt eine ferngesteuerte Lade- und Entladefunktion. Sie kann entweder wie in dem Video stationär oder aber auf einem Radfahrzeug montiert eingesetzt werden.

Die Revolver Gun Mk3 verschießt Ahead-Munition, kurz für Advanced Hit Efficacy and Destruction: Ihre Geschosse explodieren in einer Splitterwolke und sind somit besonders effektiv gegen Drohnenschwärme, wie ein Video von Rheinmetall vorführt. Bis zu 1000 Schuss pro Minute kann die Maschinenkanone davon abgeben, um Ziele in maximal 4000 Metern Entfernung zu bekämpfen. Ihre Reichweite ist damit geringer als die der Raketen eines Iris-T- oder Patriot-Systems. Der Vorteil liegt allerdings darin, dass die Munition der Revolver Gun Mk3 laut Rheinmetall „erheblich billiger als vergleichbare lenkkörperbasierte Systeme“ ist.

Luftabwehrsystem Skynex kann auch mit Hochleistungslaser gekoppelt werden

Wieso ist das relevant? Es ist schlicht ein schlechtes Geschäft, mit einer zwei bis drei Millionen Euro teuren Patriot-Rakete eine Shahed-136-Drohne aus iranischer Fertigung abzuschießen, deren Preis nach Angaben des US-Thinktanks Institute for the Study of War bei nicht einmal 200.000 Euro liegt.

Das Skynex-System kann Rheinmetall zufolge auch mit der 35-Millimeter-Zwillingsmaschinenkanone Twin Gun GDF009 TREO, der SkyKnight Missile Launcher Unit oder sogar dem High Energy Laser gekoppelt werden – einer futuristischen Waffe, die ihre Hochleistungslaser auf einen Punkt eines anfliegenden Geschosses bündelt, um es zur Explosion zu bringen. Es ist jedoch nicht bekannt, dass die Ukraine andere Skynex-Waffen als die Revolver Gun Mk3 erhalten hätte.

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