Elisabeth Doll holt mit Wildpflanzen und historischen Schaugärten die Natur zurück nach Weilheim-Schongau

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Umgeben von Heilpflanzen und Gedichten: Elisabeth Doll steht im historischen Schaugarten, den sie zu Ehren des Abts Walahfrid Strabo angelegt hat. Geboren um 808 am Bodensee, beschrieb der Abt und Dichter in Versform 23 Heilpflanzen. Doch Garten-Fans können auch ein kleines Museum auf dem Grundstück erkunden. Es beschreibt die Historie vieler Pflanzen. Sogar besondere Samen aus aller Welt gibt es zu bestaunen. © Holly

Auf einem großzügigen Gartengrundstück, umbeben von Wiesen und Wäldern nahe Weilheim, hat sich Elisabeth Doll ein wahres Naturjuwel erschaffen. Besonders in Zeiten der Klimaveränderung sucht sie Wege, Gärten stressfrei zu rekreieren.

Landkreis - Schmetterlinge, Bienen und Käfer fliegen zwischen bunten Blumen und üppigen Büschen im Garten von Elisabeth Doll. Überall hat die Gartenbäuerin, die als erster Vorstand der gleichnamigen Organisation fungiert, für schattige Plätze gesorgt, von denen man den Garten und seine Schätze aus nächster Nähe bestaunen kann.

Besonders stolz ist Doll auf einen ihrer Schaugärten, den sie Karl dem Großen gewidmet hat. Der Monarch regierte ab dem Jahr 768 als König der Franken und ab 800 als römischer Kaiser. „Karl der Große gilt als Begründer der Gartenkultur“, erklärt Doll. „Er hat per Gesetz festgelegt, was in seinem Reich angebaut werden musste – aus strategischen Gründen. Sein Volk sollte ausreichend mit Nahrungsmitteln und Heilpflanzen versorgt werden.“

Wildpflanzen galten immer als Medizin

Überhaupt ist Doll von historischen Gärten fasziniert. Besucher können auf ihrem Gelände unter anderem den Wellness-Garten erkunden. Dort wachsen Pflanzen, die früher zur Linderung von Darm- und Bronchienbeschwerden eingesetzt wurden. „Ich möchte meinen Gartenbesuchern bewusst machen, dass ganz normale Wildpflanzen, die bei uns wachsen, eine Bedeutung und einen Sinn haben“, sagt Doll. „Gerade Bitter- und Schleimstoffe in diesen Pflanzen sind wertvoll für unsere Ernährung. Schon früher nutzte man sie zur Heilung unterschiedlichster Krankheiten.“

Doch der Klimawandel macht auch vor der bayerischen Flora nicht halt. Viele Pflanzen, die früher gut gedeihten, benötigen heute mehr Pflege – und vor allem Wasser. „Phlox pflanze ich kaum noch“, berichtet Doll. „Diese Pflanzen sind einfach zu pflegeintensiv geworden. Auch Kübelpflanzen, der Enzianstrauch oder die Engelstrompete brauchen zu viel Wasser – von denen habe ich mich weitgehend verabschiedet.“

Ein Schaugarten mit Blick zurück auf das achte Jahrhundert und zu Ehren von Karl dem Großen
Ein Schaugarten mit Blick zurück auf das achte Jahrhundert und zu Ehren von Karl dem Großen © Holly

Stattdessen beobachtet Doll, wie sich ihr Garten an die neuen klimatischen Bedingungen anpasst. Viele Pflanzen, die früher als „Unkraut“ galten, finden nun ihren Platz. „Es gibt kein Unkraut“, stellt Doll klar. „Die Pflanze wächst einfach am falschen Ort. Aber jede hat ihre Daseinsberechtigung.“

Insekten brauchen Wildpflanzen

Gerade solche Wildpflanzen bieten zahlreichen Insekten einen Lebensraum. In Dolls Garten finden sich deshalb viele Bottiche, bepflanzt mit eher unscheinbaren Arten – genau die, die Bienen und Schmetterlinge besonders anziehen.„Insekteninseln im Garten sind sehr wichtig“, erklärt Doll. „Sie sind ein zentrales Glied in der Nahrungskette. Wenn es keine Insekten mehr gibt, haben wir weniger Vögel – und womöglich sogar eine Mäuseplage, weil dann auch die Raubvögel verschwinden.“ Zudem seien Insekten essenziell für die Bestäubung von Pflanzen.

„Die Landschaft ist heute so ausgeräumt, dass es auf dem Land teils weniger Insekten gibt als in der Stadt“, beklagt die Gartenbäuerin nachdenklich. „In Städten achtet man inzwischen stärker auf Grünflächen. Sie entstehen sogar auf Dächern.“

Ein weiterer Grund, warum Doll ihre Besucher für Blumen und Kräuter begeistern möchte. Ein besonderes Natur-Kleinod hat sie in ihrem historischen Schaugarten zu Ehren des Abts und Dichter Walahfrid Strabo geschaffen. Strabo, geboren um 808 am Bodensee, war Mönch, Dichter, Botaniker und später Abt des Klosters Reichenau. Für Doll zählt er zu den bedeutendsten Dichtern seiner Zeit.

„Ein Garten darf nicht stressen.“

In seinem Werk „Hortulus“ beschreibt er 23 Heilpflanzen und deren Anwendungen – ein frühes Zeugnis des Gartenbaus in Deutschland. Die Pflanzen aus dem „Hortulus“ wachsen auch in Dolls Schaugarten, der nach einer historischen Skizze Strabos angelegt wurde.

„Mir ist es wichtig, dass dieses Wissen nicht verloren geht“, sagt Doll. Deshalb freut sie sich besonders, wenn Besucher sich von ihren Gärten inspirieren lassen. „Ein Garten soll nicht stressen“, betont sie. „Er soll ein Ort der Erholung und Entdeckung sein.“ Und in Elisabeth Dolls Garten gibt es viel zu entdecken – auch Pflanzen, die durch den Klimawandel plötzlich an ungeahnten Stellen wachsen. Für Doll ist das kein Problem. Ihr Tipp: „Einfach mal wachsen lassen – und schauen, was kimmt,“ empfiehlt Doll. Denn: Man weiß nie, in welche natürliche Schönheit sich ein sogenanntes Unkraut entwickelt.

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