„Terroristen-Verstecke“ bombardiert: Pakistan greift Iran an

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Pakistan greift Extremisten im Iran an. Zuvor hatte der Iran pakistanisches Territorium attackiert. Die Spannungen in der Region verschärfen sich.

Islamabad – Pakistan hat nach eigenen Angaben Extremisten im Südosten des Iran angegriffen. Damit regiert das Land auf den iranischen Luftangriff in der Nacht zu Dienstag (16. Januar). Diese Attacke war wiederum als Vorgehen gegen die extremistische Rebellenmiliz Dschaisch al-Adl begründet worden.

Pakistans Interims-Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar.
Pakistans Interims-Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar. © IMAGO/SA-ZM-281223

Man sei mit „gezielten militärischen Präzisionsangriffen gegen Terroristen-Verstecke in der iranischen Provinz Sistan-Balutschistan“ vorgegangen, so das pakistanische Außenministerium am Donnerstag. Die Angriffe seien angesichts „glaubwürdiger Geheimdienstinformationen“ über bevorstehende „terroristische Aktivitäten von großem Ausmaß“ beschlossen worden, hieß es weiter.

Angriffe sollen Pakistans Sicherheit gedient haben: Neun Menschen kamen dabei ums Leben

Pakistan respektiere „die Souveränität und territoriale Integrität der Islamischen Republik Iran vollkommen“. Die Angriffe hätten lediglich Pakistans Sicherheit gedient. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, hatte ein pakistanischer Geheimdienstvertreter zuvor gesagt, die Angriffe hätten „anti-pakistanischen militanten Gruppen“ gegolten.

Laut iranischen Staatsmedien kamen bei den Luftschlägen neuen Menschen ums Leben, darunter drei Frauen und vier Kinder in einem grenznahen Dorf. Bei den Todesopfern handle es sich nicht um iranische Staatsbürger. Später schrieb Irna, die offizielle Nachrichtenagentur des Iran, unter Berufung auf einen Behördenvertreter, dass auch zwei Männer getötet worden seien.

Gegenseitige Schuldzuweisungen - Iran fordert „sofortige Erklärung zu dem Vorfall“

Vom Iran wurde eine „sofortige Erklärung zu dem Vorfall“ gefordert. Das meldeten iranische Staatsmedien unter Berufung auf einen „informierten Beamten“. Am Donnerstag wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim der pakistanischen Geschäftsträger einbestellt.

Als Reaktion auf den iranischen Luftangriff vor zwei Tagen hatte die pakistanische Regierung zuvor ihren Botschafter im Iran zurückbeordert. Zudem wurde einem Gesandten Teherans, der sich im Iran aufhielt, die Wiedereinreise ins Land verweigert. Das Bombardement wurde als „unprovozierte und eklatante Verletzung der pakistanischen Souveränität durch den Iran“ bezeichnet. Die Regierung in Islamabad macht Teheran dafür verantwortlich, dass bei den Luftschlägen auf pakistanisches Territorium offenbar zwei Kinder getötet wurden.

Iran will seinerseits Terroristen angegriffen haben - Die Spannungen in der Region verschärfen sich

Der Iran sprach seinerseits davon, dass der Angriff der sunnitische Dschihadistengruppe Dschaisch al-Adl gegolten habe. Damit habe er sich nicht gegen Pakistaner gerichtet, so der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Es seien „keine Staatsangehörigen des befreundeten (...) Landes Pakistan von iranischen Raketen und Drohnen angegriffen“ worden, so Amir-Abdollahian.

Pakistans Interims-Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar kündigte an, seinen Besuch beim Weltwirtschaftsforum in Davos angesichts der „aktuellen Entwicklungen“ zu verkürzen, wie eine pakistanische Außenamtssprecherin bekannt gab.

Wer sind Dschaisch al-Adl?

Dschaisch al-Adl wurde 2012 von ehemaligen Mitgliedern einer radikalen sunnitischen Bewegung gegründet. In den vergangenen Jahren verübte die Gruppe mehrere Anschläge im Iran, wo sie als Terrororganisation eingestuft ist. Im Dezember bekannte sich die Gruppe zu einem Anschlag mit elf Toten auf das Polizeipräsidium in der Stadt Rask im Südosten des Iran.

China, ein enger Verbündeter der beiden Länder, erklärte sich eigenen Angaben als Vermittler bereit. Pakistan und der Iran werfen sich immer wieder gegenseitig vor, Extremisten von ihrem Territorium aus Angriffe auf das andere Land verüben zu lassen. Die jüngsten Luftangriffe des Iran und Pakistans verschärfen die Spannungen in der Region inmitten des Kriegs in Israel und der Angriffe einer US-geführten Koalition auf die Huthi im Jemen, die zuvor wiederholt Schiffe im Roten Meer attackiert hatten. (tpn)

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