Frau von Kreml-Kritiker Kara-Mursa: „Der Westen hat Putin die falschen Signale gesendet“
Jewgenia Kara-Mursa, die Frau des wichtigsten russischen Oppositionellen, macht dem Westen Vorwürfe: Russland habe man zu viel durchgehen lassen.
Berlin – Die Ehefrau des inhaftierten Kreml-Kritikers Wladimir Kara-Mursa, Jewgenija Kara-Mursa, macht dem Westen große Vorwürfe: Zu viel hätten sie dem Kreml-Chef durchgehen lassen. „Die Logik Putins funktioniert doch so: Wenn der Westen mir die Annexion der Krim erlaubt hat, dann wird er mir auch erlauben, die ganze Ukraine zu schlucken“, sagt Kara-Mursa in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Der Westen habe Putin schlichtweg die falschen Signale gesendet.
Keine Rettung durch den Westen: Hunderte Oppositionelle hängen in Straflagern fest
Und tatsächlich hat die Ehefrau des Kreml-Kritikers mit ihren Vorwürfen nicht Unrecht. In der Vergangenheit gab es viele Taten Putins, die gegen Völkerrechte verstoßen haben. Kara-Mursa zählt auf: „Wenn es eine harte Reaktion auf die Kriegsverbrechen in Tschetschenien zu Beginn seiner Herrschaft, die Invasion in Georgien 2008, auf die Annexion der Krim 2014, die Bombardierung Syriens, die brutale Unterdrückung der Proteste in Russland 2011 und 2012 gegeben hätte, dann wäre es nie zu dem derzeitigen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine gekommen“.
Zu den Verbrechen zählt auch die Gefangenschaft von Oppositionellen im Land. Wie ihr Mann sitzen Hunderte in Straflagern fest. Auf Rettung durch den Westen können die Widerstandskämpfer dagegen nicht hoffen. Das zeigt auch der Fall von Alexej Nawalny, dem Kara-Mursa nahestand.
Über ein Jahrzehnt war Alexej Nawalny der größte Kritiker des Kreml. Dafür wurde er schikaniert, vergiftet und inhaftiert. Am 16. Februar starb er mit 47 Jahren in einer Strafkolonie am Polarkreis. Seine Anhänger und viele westliche Politiker machten Putin für Nawalnys Tod verantwortlich. Einige sprechen von Mord.
2020 wurde Nawalny Opfer eines schweren Giftanschlags. Nach seiner Behandlung in Deutschland kehrte er im Januar 2021 nach Russland zurück. Dort wurde Nawalny sofort verhaftet und unter anderem wegen „Extremismus“ zu 19 Jahren Straflager verurteilt. Im Februar verstarb Nawalny. „Das war natürlich ein furchtbarer Schlag. Alexej war ein sehr talentierter, sehr starker Politiker. Er konnte mit den Menschen in ihrer Sprache reden, als Bürger Russlands“, so Jewgenija Kara-Mursa zum Tod des Oppositionsführers im Tagesspiegel.
Nach Nawalnys Tod: Gefangenenaustausch von Wladimir Kara-Mursa nicht im Gespräch
Nach Nawalnys Tod hatten dessen Mitarbeiter erklärt, dass Verhandlungen über eine Freilassung des Putin-Kritikers als Teil eines Gefangenenaustausches in einer „abschließenden Phase“ gewesen seien. Jewgenija Kara-Mursa sagte, sie habe „keine Kenntnis von laufenden Verhandlungen“ über eine Freilassung ihres Mannes, berichtet die Deutsche-Presse-Agentur.
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Erst im April 2023 wurde er wegen „Hochverrats“ zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er Russland bei einer Rede in den USA „Kriegsverbrechen“ in der Ukraine vorgeworfen hatte. Es ist die längste bekannte Haftstrafe, die je gegen einen Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin verhängt wurde. Seit Ende Januar befindet sich Kara-Mursa in Isolationshaft in einer Strafkolonie in Sibirien (bg/dpa).