Größtes Solarprojekt im Landkreis ist passé

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Weilheim braucht auch Solarparks (wie hier beim Trifthof-Anbinder), um seine Klimaziele zu erreichen – darüber sind sich die Stadtratsmitglieder weitgehend einig. © Magnus Reitinger

Das derzeit größte Solarprojekt im Landkreis ist passé: Weilheims Stadtrat hat nach einer hitzigen Debatte entschieden, von der weiteren Planung für den beabsichtigten Riesen-Solarpark in der Lichtenau abzusehen.

Fast zwei Jahre lang habe man sich damit beschäftigt und in vielen Gesprächen versucht, eine für alle tragbare Lösung zu finden, sagte Bürgermeister Markus Loth in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend, die auch zahlreiche Anlieger aus der Lichtenau verfolgten. Doch die Gräben zwischen Investor und Gegnern seien zu groß. „Wir kommen da derzeit auf keinen grünen Zweig“, erklärte der Rathaus-Chef – und betonte: „Das ist kein Grundsatzbeschluss, dass es da draußen keine PV-Anlage geben kann. Es geht heute um den Antrag der Firma Volllast.“

Wie berichtet, möchte das Schwabsoiener Unternehmen auf rund 34 Hektar Grünland in der Lichtenau Solarmodule errichten und das Areal zugleich landwirtschaftlich nutzen. Doch zahlreiche Anlieger wehren sich gegen die Pläne. Sie fürchten vor allem, das aufwändige Drainagesystem könnte durch die Eingriffe beschädigt werden. Die Ratsmitglieder waren vor der Sitzung mit Stellungnahmen geradezu bestürmt worden – von Gegnern der Anlage, wie auch vom Investor und einem potenziellen Flächen-Verpächter.

Grünen-Stadtrat: Das Verfahren abzulehnen, sei „ein starkes Stück“

Dass Weilheim noch viel Freiflächen-Photovoltaik brauche, um die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, und die Anlage „in überragendem öffentlichen Interesse“ liege, hob Stefan Emeis als Umwelt- und Klimareferent des Stadtrates hervor. Strompreise würden durch mehr PV „tendenziell sinken“, so der Grünen-Vertreter, und der Investor habe den Erhalt der Drainagen zugesagt – das könne die Stadt in der Bauleitplanung auch zur Auflage machen. In diese müsse man einsteigen, forderte auch Grünen-Kollege Karl-Heinz Grehl, der Energiereferent des Stadtrates: Im Verfahren würde geklärt, ob es funktioniere. Doch dieses als Stadtrat abzulehnen, ehe es überhaupt losgeht, sei „ein starkes Stück“, so Grehl: „Ich als Investor würde da sofort Klage einreichen.“ „Dass Leute nicht miteinander können, ist kein Grund, nicht ins Verfahren einzusteigen“, befand der Grünen-Stadtrat und fügte hinzu: „Ich bestreite nach wie vor, dass da unten Existenzen auf dem Spiel stehen.“

Chance vertan für ein „Zukunftsprojekt“?

Auch Vertreter anderer Gruppierungen warben dafür, in die Bauleitplanung einzusteigen. Im Flächennutzungsplan-Verfahren würden auch „Unparteiische“ wie Behörden gehört und geprüft, ob „die Fläche grundsätzlich geeignet ist“, sagte Horst Martin: „Natürlich sollen alle Betroffenen zufriedengestellt werden“, so der SPD-Mann, aber die Chance für ein solches „Zukunftsprojekt“ dürfe die Stadt nicht von vornherein vertun. Nach Ansicht von Saika Gebauer (FDP) muss die Stadt hier sogar ein Verfahren eröffnen: „Wir müssen uns überlegen, was wir an dieser Stelle haben wollen – und das ist unabhängig von einem Investor.“

BfW-Stadtrat bekam „immer mehr Bauchschmerzen“ wegen des Projekts

Tillman Wahlefeld (BfW) bekannte dagegen, mit der Zeit „immer mehr Bauchschmerzen“ wegen des Projekts bekommen zu haben. Bezüglich der Drainagen habe er „die Befürchtung, dass wir da ein Fass aufmachen, das man nicht mehr beherrschen kann“. Über kleinere Anlagen in der Lichtenau – der Stadtrat segnete in gleicher Sitzung ein schon länger geplantes Solarfeld an der Altvaterstraße ab – könne man nachdenken, ergänzte Rupert Pentenrieder (BfW): Aber nicht in der Größe, um die es aktuell bei „Volllast“ gehe, „mit einem solchen Eingriff, durch den Dritte Schaden haben können“. Über die kürzlich begonnene Weißflächenkartierung für potenzielle Solarfelder auf Weilheimer Flur (wir berichteten) bekomme man gewiss genügend „kleine, verträgliche Anlagen“, um die Energiewende vor Ort zu schaffen.

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Für Letztere müsse man die Betroffenen „ernstnehmen und mitnehmen“, mahnte Susann Enders (FW) den Investor. Und für die CSU-Vertreter sowie Gerd Ratter (ÖDP) steht fest, dass der Volllast-Antrag „nicht der richtige ist für Weilheim“, wie Klaus Gast (CSU) sagte, und die Firma zu wenig auf Bedenken eingegangen sei. Letztlich beschloss der Stadtrat mit großer Mehrheit, von der weiteren Planung dieser Anlage abzusehen und keine Bauleitplanung einzuleiten. Dagegen stimmten Emeis, Grehl und Brigitte Gronau (Grüne), Horst Martin und Bernhard Kerscher (SPD), Roland Bosch (ÖDP), Saika Gebauer (FDP) und Florian Lechner (BfW).

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