„Fällt uns extrem schwer“: Familienunternehmen aus Bayern muss Stellen streichen
Vom Auto ins All: Die Firma aus Oberfranken gibt ihr Automobilgeschäft auf – und setzt künftig auf Hightech für Luftfahrt und Medizin. Die Umstrukturierung soll sozialverträglich ablaufen.
Lichtenfels – Die Robert Hofmann GmbH vollzieht einen tiefgreifenden Kurswechsel: Der oberfränkische Technologiedienstleister stellt seine Automobilsparte am Standort Lichtenfels (Landkreis Main-Spessart) bis Ende des Jahres vollständig ein. Stattdessen richtet sich das Unternehmen strategisch neu aus – mit einem Fokus auf die Wachstumsbranchen Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik, wie die Firma unlängst bekanntgab. Doch mit der Umstrukturierung des Unternehmens kommen eigenen Angaben zufolge auch Stellenstreichungen.

Geschäftsführer über Stellenstreichungen: „hohe persönliche Bindung“ zu Mitarbeitern
„Diese Entscheidung fällt uns als Familienunternehmen extrem schwer“, sagt Geschäftsführer Oliver Hofmann laut der Mitteilung. „Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Jahrzehnte bei uns, es gibt eine hohe persönliche Bindung.“ Dennoch sei der Schritt notwendig, um das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Von der Einstellung des Automobilbereichs in Lichtenfels seien rund 40 der aktuell knapp 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte eine Sprecherin der Firma, dass betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Ausstiegsangeboten wählen könnten. Um den Stellenabbau „so sozialverträglich wie möglich zu gestalten“, rief die Unternehmensführung eine Transfergesellschaft ins Leben, die ab Juni tätig wird.
Die Transfergesellschaft bietet Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für mindestens drei Monate – in vielen Fällen sogar bis zu zwölf Monate. Weiterführende Beratungsangebote sollen über einen Zeitraum von bis zu 15 Monaten verfügbar bleiben. Finanziert wird das Programm ausschließlich von der Gesellschafterfamilie.
Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik statt Automobilbereich
Doch warum fiel die Entscheidung zur wirtschaftlichen Neuausrichtung? 2016 lag der Umsatzanteil des Automobilbereichs der Robert Hofmann GmbH eigenen Angaben zufolge noch bei 95 Prozent; bis heute sei der Anteil jedoch stetig gesunken. Die Gründe: Absatzeinbrüche aufgrund einer schwachen Nachfrage und hohe Produktionskosten bis hin zum wachsenden Konkurrenzdruck aus China. In den letzten Jahren habe das Unternehmen in diesem Bereich „deutlich rote Zahlen“ geschrieben – dass sich die Auftragslage verbessere, sei derzeit nicht absehbar.
Zur Firma: Robert Hofmann GmbH
Die Robert Hofmann GmbH mit Sitz in Lichtenfels ist ein mittelständisches Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau. Gegründet wurde es im Jahr 1992. Zum Leistungsspektrum gehören unter anderem: Prototypenbau, 3D-Druck, Serienfertigung und Kunststoff-Spritzguss. In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen nach eigenen Angaben zum größten Hersteller von Kunststoff-Spritzgussbaugruppen in Europa entwickelt.
Quelle: Robert Hofmann GmbH
Stattdessen wolle man sich auf die wachsende Bereiche der Luft- und Raumfahrt und Medizintechnik fokussieren. „Wir müssen die Verluste im Automobilbereich stoppen, um in den Zukunftsbereichen Luftfahrt und Medizintechnik stärker investieren zu können. Hier sehen wir erhebliche Wachstumschancen“, erklärte Geschäftsführer Hofmann.
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Lichtenfelser Unternehmen: Konzentration auf das, „was wir selbst in der Hand haben“
Forderungen an die Politik wegen der schlechten Rahmenbedingungen für die deutsche Automobilbranche gebe es nicht. „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir uns in erster Linie auf das konzentrieren müssen, was wir selbst in der Hand haben und aktiv gestalten können“, erklärte die Sprecherin auf Nachfrage.
Statt Probleme, Wünsche und Hoffnungen auf die Politik abzuwälzen, sieht die Firma es als eigene Aufgabe, interne Strukturen anzupassen, Innovationen voranzutreiben und das Geschäftsmodell zukunftssicher auszurichten. Unternehmen würden in einem komplexen Marktumfeld agieren, das von globalen Entwicklungen, technologischem Fortschritt und Konsumentenverhalten geprägt sei. „Die Verantwortung darauf adäquat zu reagieren, liegt primär bei den Unternehmen selbst“, so die Sprecherin.