„Keine Grenzen“ bei Eroberungsplänen: Experten warnen vor Putins Machthunger im Ukraine-Krieg
Putin forderte zuletzt die Abtretung von vier ukrainischen Regionen. Experten glauben jedoch, dass Putins territoriale Ziele im Ukraine-Krieg sich ausweiten werden.
Moskau – „Demilitarisierung und Entnazifizierung“ der Ukraine nannte Russlands Präsident Wladimir Putin immer wieder als Ziele im Krieg in der Ukraine. So nutzte der Kreml die selbsterklärten Kriegsziele gleichzeitig als Propaganda und Rechtfertigung für den völkerrechtswidrigen Angriff. Wie weit jedoch Russlands territoriale Bestrebungen im Ukraine-Krieg konkret reichen, dazu äußert sich der Kreml nicht. Zuletzt forderte Putin für ein Ende des Krieges, die Ukraine müsse die Gebiete Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk an Russland abtreten.
Bereits wenig später drohte der Kreml bereits, die territorialen Forderungen könnten sich im weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges ausdehnen. Dass sich Putins territoriale Ziele im Ukraine-Krieg weiter verschieben könnten, davon gehen auch Experten der US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) aus. Putin setze seinen territorialen Zielen in der Ukraine „keine Grenzen“. Das erklärte Nicole Wolkov, Russland-Beauftragte des ISW, gegenüber Newsweek.
Russlands Ziele im Ukraine-Krieg: Putin sieht Regionen in der Ukraine als „Teil von Russland“ an
Der Ukraine spricht der Kreml-Chef immer wieder die eigene Identität und Staatlichkeit ab. Über Teile der Ukraine sagte Putin, sie seien „historisch russisches Gebiet“. Laut ISW-Bericht habe Putin immer wieder angedeutet, dass auch Gebiete außerhalb von Cherson, Saprorischschja, Donezk und Luhansk „Teil von Russland“ seien.

Putin könnte im Verlauf des Krieges seine territorialen Ziele in der Ukraine ausweiten
Wolkov erklärte gegenüber Newsweek, dass Russlands Plan, den Krieg in die Länge zu ziehen, Putin dazu veranlassen werde, neue territoriale Ziele zu setzen. Im bisherigen Verlauf des Krieges scheinen sich Putins Ziele bereits verschoben zu haben. Laut Bericht der US-Denkfabrik „Council on Foreign Relations“ (CFR), habe Putin nach Beginn des Krieges im Februar 2022 nahegelegt, „dass er wenig Interesse daran habe, große Gebiete zu erobern“.
Putins Imperialismus und die Geschichtsauffassung des Kreml-Chefs
Seine selbsterklärte Absicht sei es gewesen, die russischsprachige Bevölkerung in den Gebieten Donezk und Luhansk zu „schützen“. Diese Erzählung diente von Beginn des Krieges an als Teil von Putins Kriegspropaganda. Weiterhin habe Putin angedeutet, dass Russland nicht vorhabe, „ukrainische Gebiete“ zu besetzen. Was das konkret bedeutet, ließ Putin offen.
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Jedoch beinhalte das Geschichtsverständnis des Kreml-Chefs laut CFR-Bericht die Auffassung, dass die Ukraine „die Schöpfung des sowjetischen Führers Wladimir Lenin und seiner bolschewistischen Kameraden war“. Diese sollen Putins Vorstellung nach, Russland einige der „historischen Länder“ geschenkt haben, heißt es in dem Bericht weiter. Somit falle unter Putins Vorstellung von „ukrainischen Gebieten“ einzig der Westen des Landes.
Front im Ukraine-Krieg liefert Indizien für Putins territoriale Ziele in der Ukraine
Das russische Vorgehen im Krieg und der Frontverlauf seien ein weiteres Indiz dafür, dass Putin weitaus größere territoriale Ambitionen hatte. „Der Marsch auf Charkiw im Osten, der Versuch, eine Landbrücke zwischen der Krim und dem Donbass zu bauen, und der Vorstoß nach Odessa wirkten allesamt wie Teil eines ehrgeizigen Plans zur Kontrolle der gesamten Ukraine östlich des Flusses Dnipro“, schreibt die Denkfabrik.
Laut Bericht des ISW habe der Kreml den russischen „Eroberungszielen in der Ukraine absichtlich keine Grenzen gesetzt“. Die Russland-Expertin des ISW erklärte gegenüber Newsweek: „Putin geht wahrscheinlich davon aus, dass er die Fähigkeit Russlands, in dieser Zeit die Initiative aufrechtzuerhalten, nutzen kann, um mehr Territorium zu erobern.“
Um Putins Plan zu begegnen, brauche es laut ISW Gegenoffensiven der Ukraine sowie die Unterstützung westlicher Staaten. So könne die Ukraine zu verhindern versuchen, dass Putins mutmaßlicher Plan, den Krieg zu seinem Vorteil in die Länge zu ziehen, aufgeht. (pav)