Sieben Namen fallen ständig: Wer laut italienischen Medien Top-Favorit auf das Papst-Amt ist
Am 7. Mai wird beim Konklave ein Papst-Nachfolger gewählt. In Italien wird schon über die Favoriten spekuliert. Dabei fallen immer wieder dieselben Namen.
Vatikanstadt – 135 Kardinäle sind am 7. Mai wahlberechtigt und stellen sich selbst zur Wahl für das höchste Amt der Kirche. 133 werden teilnehmen. Laut italienischen Medien gibt es sieben Favoriten, deren Namen in Debatten um die Papst-Nachfolge immer wieder fallen. Sie stammen aus unterschiedlichsten Teilen der Welt und vertreten verschiedene Ansichten, die den Katholizismus prägen könnten.
Papstwahl: Ein asiatischer Papst und ein afrikanischer Papst gehören zu den Favoriten
Längst sind die Tage vorbei, wo das Kirchenoberhaupt aus dem seit jeher römisch-katholischen Italien oder gar Europa stammen muss. Der verstorbene Papst Franziskus († 88) brachte bereits einen Wandel mit seiner Herkunft: Er war der erste nicht in Europa geborene Pontifex seit dem achten Jahrhundert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass mit all dem Wandel, den der Argentinier in die katholische Kirche brachte, nun auch progressivere und modern denkende Nachfolger Chancen auf das Amt haben. Wenn es um Überzeugungen geht, können Sie mit einem Wahl-O-Mat sehen, welcher Kardinal ihr Favorit wäre.
Schon direkt nach Franziskus‘ Tod wurde über mögliche Nachfolger spekuliert. Die Hinweise auf konkrete Namen verdichten sich. Bis zum Konklave am 7. Mai und darauffolgend den Aufstieg des weißen Rauches mit den Worten „Habemus papam“ steht allerdings nichts offiziell fest. Der deutsche Kardinal Woelki (68) gab nun Einblick, wie abgeschottet von der Außenwelt ein Konklave stattfindet. In Italien stellen bekannte Zeitungen wie La Repubblica die vieldiskutierten Favoriten vor. Sieben Namen tauchen dabei immer wieder auf.
- Luis Antonio Tagle (67), Philippinen
Tagle, der oft schon als „asiatischer Franziskus“ bezeichnet wird, wurde von dem verstorbenen Argentinier zum Kardinal ernannt. Franziskus holte den beliebten Erzbischof von Manila nach Rom. Der 67-Jährige steht besonders für die Bedürfnisse der katholischen Kirche in weiten Teilen Asiens und Afrikas ein. Da er Präsident des Verbands katholischer Wohltätigkeitsorganisationen war, bezieht er wie Franziskus auch die Armen der Welt in seine Reformen ein. Weil der Halb-Chinese mit 67 relativ jung ist, könnte sein Pontifikat auf Lebenszeit recht lang sein. Die italienische Zeitung Tuttisport sieht hier die Gefahr, dass einige Kardinäle daher einen älteren Kandidaten bevorzugen.

- Pietro Parolin (70), Italien
Kardinal Pietro Parolin gilt als langjähriger Staatssekretär des Heiligen Stuhls unter Papst Franziskus als dessen zuverlässiger und vertrauenswürdiger Vertreter. Italienische Medien stellen kritisch dar, dass er als progressiver Modernist mit einer globalistischen Perspektive und seiner früheren Ostpolitik-Diplomatie vor allem zu China heute nicht bei allen Kardinälen auf Gefallen stoßen könnte. Im Vatikan soll er dennoch als Vermittler und Friedensverfechter bekannt sein.

- Péter Erdő (72), Ungarn
Erdő ist Erzbischof von Budapest und Primas von Ungarn und wurde zweimal zum Vorsitzenden des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen gewählt. Das sei laut italienischen Medien ein Zeichen für den Respekt und der Wertschätzung, die er bei den europäischen Kardinälen, der größten Wählergruppe des Konklaves, genießt. Weitere Bekanntheit erlangte er, als er an der Organisation der vatikanischen Synoden zur Familie 2014 und 2015 mitwirkte und dort Grundsatzreden hielt. Die Papstbesuche in Budapest in den Jahren 2021 und 2023 boten ihm ebenfalls eine wichtige Plattform und festigten seine Stellung auf internationaler und innerkirchlicher Ebene.

- Peter Turkson (76), Ghana
Kardinal Turkson steht für die Koexistenz von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion ein. Das ist durch seine eigene Herkunft begründet, er stammt aus einer kinderreichen Familie mit einem katholischen Vater und einer aus einer methodistischen Sekte konvertierten Mutter. Der moderne Kardinal galt jahrelang als Favorit der westlichen Liberalen. Turkson widmete sich im Vatikan bereits einigen der dringendsten Themen unserer Zeit, darunter Menschenrechte, Ökologie und der Kampf gegen Korruption.

- Pierbattista Pizzaballa (60), Italien
Über die Theologie des Kardinals und Patriarchen von Jerusalem ist laut italienischer Medien wenig bekannt, auch weil er sich nur selten zu kontroversen Themen äußert. Seine Ansprachen lassen aber auf den Wunsch schließen, an den orthodoxen Traditionen und Praktiken der Kirche festzuhalten und gleichzeitig offen für die Moderne zu sein. Der jüngste Favorit hat langjährige Erfahrung im Heiligen Land Jerusalem. Er scheut sich daher nicht, offen zu sprechen und hat sich bemüht, Arabern und Israelis mit Gleichmut zu begegnen. Seine Aussagen zum Nahost-Konflikt wurden in der westlichen Welt allerdings kritisch diskutiert.

- Fridolin Ambongo Besungu (65), Kongo
Kardinal Besungu ist Erzbischof von Kinshasa und ein leidenschaftlicher Verfechter der sozialen Gerechtigkeit. Genau wie Franziskus setzt er sich furchtlos für die Armen und Ausgegrenzten ein. Italienische Medien schätzen allerdings ein, dass sein Ansatz in Bezug auf die Mission und andere wichtige Themen widersprüchlich auf andere Kardinäle wirken könnten. Seit 2020 ist er Mitglied im Kardinalsrat. Seit Februar 2023 hat er das Amt des Präsidenten des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) inne. Seine herausragende Stellung in der katholischen Kirche in Afrika ist eng mit seinem politischen Engagement im Kongo verbunden, wo er nicht nur als Führer der katholischen Kirche in Afrika gilt, sondern auch als Anführer der politischen Opposition gegen Präsident Félix-Antoine Tshisekedi Tshilombo (61), der nach zwei umstrittenen Präsidentschaftswahlen sein Amt errang.

- Jean Marc Aveline (66), Algerien
Kardinal Jean-Marc Noël Aveline ist Erzbischof von Marseille und wäre laut Tuttosport vermutlich der Favorit von Papst Franziskus für seine Nachfolge gewesen. Der Algerier ist Sympathieträger mit heterodoxen Tendenzen, der sich für Themen wie Migration und interreligiösen Dialog engagiert. Er würde die Kirche weiterhin in dieselbe Richtung wie Papst Franziskus führen, aber mit einem leichteren, akademischeren und weniger ideologischen Ansatz, sind sich italienische Medien sicher. Auch Vatikan-Experte Andreas Englisch sieht ihn im Gespräch mit IPPEN.MEDIA vorne: „Heute (25. April; Anm. d. Red.) würde ich auf Jean-Marc Aveline tippen, weil er sich verbal zurückgehalten hat. Pizzaballa war zu offensiv.“

Für das Konklave am 7. Mai wurden umfassende Cybersicherheitsmaßnahmen angekündigt. Die Sixtinische Kapelle wird zu einem digitalen Hochsicherheitsbunker umgerüstet, um die Wahl des neuen Papstes vor jeglicher Einflussnahme zu schützen. Sogar Anti-Drohnen und Anti-Laser-Folien werden an die Fenster angebracht, um Spionage zu verhindern. In seiner Biografie machte Papst Franziskus kurz vor seinem Tod die Liebe zu einer Frau öffentlich. (diase)