Charkiw-Offensive von Russland: Nato-Offizier spricht von „astronomischen“ Verlusten der Putin-Armee

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Russlands Offensive in Charkiw führt angeblich zu massiven Verlusten. Die geplante Pufferzone scheitert, aber in Tschassiw Jar ist die Lage angespannt.

Charkiw – Russlands neue Taktik in Charkiw scheint langfristig zu scheitern. Vor allem die massiven Verluste machen der Armee von Kreml-Machthaber Wladimir Putin schwer zu schaffen. Das deutete ein anonymer Nato-Offizier in einem Interview an. Das Ziel einer entmilitarisierten Zone vor möglichen weiteren US-amerikanischen Waffenlieferungen, das hinter der Offensive vermutet wurde, ist laut seinen Aussagen fehlgeschlagen.

Dem Nato-Offizier zufolge hat Russland bei der Charkiw-Offensive im Ukraine-Krieg „astronomische“ Verlust erlitten. Auch der Versuch der Errichtung einer Pufferzone sei erfolglos gewesen. Langfristig gebe es für Russland keine großen Erfolgschancen: „Daher werden Russlands Siege in diesem Bereich auf lange Sicht begrenzt sein“, sagte er der Nachrichtenseite Ukrajinska Prawda .

Ukrainische Soldaten der Khartia-Brigade laden eine D-20-Kanone nach, während sie an der Frontlinie auf russische Stellungen schießen.
Ukrainische Soldaten an der Frontlinie nahe Charkiw. © picture alliance/dpa/AP | Evgeniy Maloletka

Hohe Verluste für Putins Armee: Russland zahlt hohen Preis für Charkiw-Zugewinne

Das russische Militär hat laut Medienberichten in den vergangenen Wochen Zugewinne in der Region gemacht. Diese hätten allerdings laut dem Nato-Offizier „einen recht hohen Preis“. Er gab an: „Russland hat im Mai wahrscheinlich fast 1000 Menschen pro Tag verloren, was eine ziemlich astronomische Zahl ist.“ Dabei handele es sich lediglich um Todeszahlen, so die Aussage.

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte leicht abweichende Zahlen. Laut einem Beitrag auf X hätte Russland im Mai insgesamt 38.940 Soldaten verloren. Sie schrieben dazu: „Es ist die höchste monatliche Zahl seit Beginn“ des Ukraine-Kriegs. Ob es sich bei den Zahlen um Gesamtverluste oder um Todeszahlen handelt, ist unklar. Weder die Angaben des Nato-Offiziers noch die des ukrainischen Verteidigungsministeriums konnten unabhängig geprüft werden.

Russlands Strategie bei Charkiw scheitert – USA lobt Ukraine

Kürzliche Hochrechnungen des „Institute for the Study of War“ (ISW) auf Grundlage von Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin waren deutlich geringer. Ein Gesamtverlust von 20.000 Soldaten pro Monat wurde hier veranschlagt, davon 15.000 Verwundete. Hier handelte es sich jedoch lediglich um Spekulation auf der Basis einer Aussage Putins zum Verhältnis der ukrainischen und russischen Verluste.

Unabhängig von den Verlustzahlen zeigte sich jedoch deutlich: Russland kommt in der Region Charkiw nicht so voran wie geplant. Vor diesem Hintergrund lobten US-Regierungsvertreter bereits die Verteidigung der Ukraine und gingen davon aus, dass die Aussicht auf mehr US-amerikanische Waffenlieferungen dazu beigetragen habe.

Russland schon früh chancenlos bei Charkiw-Offensive – jedoch Gebietsgewinne bei Tschassiw Jar

Schon zu Beginn der russischen Großoffensive bei Charkiw war sich der Oberbefehlshaber der Nato-Truppen in Europa, Christopher Cavioli, laut Spiegel sicher: „Die Russen haben für einen strategischen Durchbruch nicht die nötige Truppenstärke“. Er sagte weiter: „Sie sind in der Lage, lokale Vorstöße zu machen, und das haben sie auch getan. Sie haben aber auch einige lokale Verluste erlitten.“

Cavioli sei laut eigenen Angaben zuversichtlich, dass die ukrainische Linie gehalten werden könne. Nahe Tchassiw Jar in der Region Donezk, wo die Kämpfe trotz der verstärkten Offensive bei Charkiw weitergehen, eroberte das russische Militär hingegen offenbar mehrere Dörfer.

Kiew meldete laut Deutschlandfunk eine angespannte Lage in der Region, die für Moskau einen strategischen Fortschritt bedeuten könnte. Vor dem Start der Offensive in Charkiw war Donezk die am meisten umkämpfte Region in der Ukraine.(lismah)

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