Wichtige Erinnerungsarbeit: Hitler als Gefangener in Landsberg

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Viel Besuch bei der Eröffnung der Ausstellung Hitler als Gefangener in Landsberg am Lech (1923/24), die noch bis Anfang Juni im Foyer des historischen Rathauses zu sehen ist. © Schelle

Landsberg – „Es ist selbstverständlich, dass man Geschichte nach 100 Jahren in Erinnerung bringt“, sagt Claudia Weißbrodt vom Landsberger Kulturbüro, als sie die Ausstellung „Hitler als Gefangener in Landsberg am Lech (1923/24)“ eröffnet. Viele Besucher sind gekommen, um eine Reise in die dunkle Vergangenheit zu unternehmen und sich die wahre Geschichte über Hitlers Festungshaft anzuhören. Denn die Ausstellung basiert auf der Gefängnisakte Hitlers aus den Jahren 1923 und 1924.

Dass diese überhaupt im Foyer des Historischen Rathauses zu bewundern ist, grenzt an eine Sensation. Denn die Dokumente über Hitlers Zeit in Landsberg galten lange als verschollen. Im Jahr 2010 tauchten sie wieder auf. Dr. Peter Fleischmann, damaliger Leiter des Staatsarchivs München, rettete sie vor einer Veräußerung ins Ausland und sicherte sie. Inzwischen werden die Dokumente im Staatsarchiv München verwahrt. 2015 veröffentlichte Fleischmann seine Forschungsergebnisse zum Gefangenen-Personalakt Hitler und weitere damit in Zusammenhang stehende Quellen.

Erste Hälfte von „Mein Kampf“ entstand im Landsberger Gefängnis

Diese Ergebnisse finden jetzt Platz im Rathaus-Foyer: eine Textausstellung mit 17 Plakaten, die den interessierten Besucher durch Hitlers Zeit in Landsberg führen, nachdem der damals 34-Jährige nach dem gescheiterten Putschversuch im November 1923 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt wurde. Bereits am 20. Dezember 1924 kam er auf Bewährung frei. Während seiner Zeit im Gefängnis in Landsberg verfasste er nicht nur den ersten Teil von „Mein Kampf“, es gelang ihm auch ein einflussreiches politisches Netzwerk zu organisieren.

„Wenn Geschichte helfen soll, Fehler zu vermeiden, müssen wir sie kennen“, ist sich Weißbrodt sicher, bezogen auf die aktuelle politische Situation. Auch Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl ist von einer ständigen Erinnerungsarbeit überzeugt. Der Umgang mit der Geschichte sei eine Herausforderung. Sie berge zum einen die Gefahr des Vergessens, aber auch die Chance der Reflexion, so die Oberbürgermeisterin. Daher seien die verloren geglaubten Dokumente „von unschätzbarem Wert“.

Die darauf basierende Ausstellung nimmt den Besucher mit in die Jahre 1923 und 1924: Warum kam Adolf Hitler überhaupt nach Landsberg? Wie lief der Prozess und die Festungshaft ab? Was hatte es mit Hitlers Besuchern in der Haft auf sich, oder auch mit dem sogenannten Benz-Brief? Antworten finden sich in der Textausstellung oder in einer erweiterten Textausgabe, die auch im Foyer zu finden ist.

Bis Juni geöffnet

Die Ausstellung, konzipiert von Prof. Dr. Peter Fleischmann in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt und dem Stadtmuseum, gibt differenziert Einblicke in die Haftzeit auf Grundlage des Gefangenenaktes, informiert über Haftbedingungen und beleuchtet politische Hintergründe. Sie ist bis einschließlich 6. Juni im Foyer des Historischen Rathauses zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.

Zum Thema „Weimarer Republik und Adolf Hitler“ findet am 14. und 15. März in Landsberg eine Tagung statt.

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