Das Ziel, dass der Landkreis bis 2035 klimaneutral ist, wurde unlängst im Kreistag beerdigt. Dennoch laufen im Landkreis viele Aktionen, um den CO₂-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren. An der Prioritätensetzung gab es jedoch Kritik.
Landkreis – Veronika Schellhorn, die Klimamanagerin des Landratsamtes, zog zunächst Bilanz über die Arbeit des laufenden Jahres. Man habe sich bewusst zwei Schwerpunkte gesetzt, berichtete sie. Zum einen sei dies die „Check Dein Haus“-Aktion gewesen. Die Auftaktveranstaltung dafür fand dieser Tage im Landratsamt statt. Ziel der Initiative ist es, Eigentümer von Wohngebäuden im Landkreis aktiv bei der energetischen Modernisierung ihrer Häuser zu unterstützen – unkompliziert, individuell und direkt vor Ort.
5000 Euro für Werbung
Im Vorfeld der Aktion, die in Zusammenarbeit mit der Energiewende Oberland veranstaltet wird, wurde für 5000 Euro Werbung im Radio und in Anzeigen gemacht. Eine Woche vor der Auftaktveranstaltung seien 27 der insgesamt 125 Plätze bereits reserviert gewesen. Die Kosten für die Einzelberatungen, die normalerweise bei 40 Euro liegen, übernehme der Landkreis, so Schellhorn.
Zweiter Schwerpunkt im Klima-Aktionsplan sei die Klimabildung an Schulen und Kitas. Hier habe man ein Internetportal entwickelt, auf dem Lehrer „schnell, leicht und unbürokratisch“ zwischen verschiedenen Angeboten auswählen und Termine buchen können, so die Klimamanagerin weiter. Das Angebot werde sehr gut angenommen und solle im kommenden Jahr fortgesetzt werden.
„Stadtradeln“ soll wieder stattfinden
Als weitere Aktionen in diesem Jahr führte Schellhorn die CO2-Bilanzierung im Landkreis auf, die heuer erstmals auch auf die wichtigen Kaminkehrer-Daten zurückgreifen könne. Das Solarpotenzialkataster sei aktualisiert worden und erlaube Hausbesitzern, mit wenigen Mausklicks zu ermitteln, ob und wie sich eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach rechne. Zudem habe man das Modellprojekt zur umweltschonenden Wertschöpfung von Mooren auf den Weg gebracht, so die Klimamanagerin.
Im kommenden Jahr wolle sich der Landkreis wieder am „Klimafrühling“ mit zahlreichen Aktionen beteiligen. Am 30. Oktober sei ein Workshop für potenzielle Veranstalter geplant. Zudem soll es weitere KARE-Netzwerktreffen zur Klimaanpassung geben, der „Stadtradel“-Wettbewerb ist wieder geplant. Um das Solarpotenzialkataster zu bewerben, sind 3000 bis 5000 Euro vorgesehen. Nicht aus den Augen verlieren sollte man auch, dass gerade durch den Ausbau des ÖPNV aktiv Klimaschutz betrieben werde, mahnte Schellhorn, die auch Verkehrsmanagerin am Landratsamt ist. Insgesamt sollen im kommenden Jahr rund 35 000 Euro investiert werden.
Scholz fehlt bei Klima Aktionsplan die Effizienz – Straßen-Sanierung wichtiger
Hans Mummert (SPD/Penzberg) freute sich über Schellhorns Vortrag. Er finde es gut, „dass wir den Weg weitergehen, nachdem aus Berlin ganz andere Signale in Sachen Klimaschutz gesendet werden“, sagte Mummert. Wolfgang Scholz (CSU/Schwabsoien) sah das ganz anders. Angesichts der „zerrissenen Gesellschaft“ sehe er es kritisch, wenn die Umweltbildung „ihre Sicht der Dinge in die Schulen bringen“ würde. Ihm fehle beim Klima-Aktionsplan die Effizienz: „Wer nutzt das? Was bringt das?“
Viel wichtiger sei seiner Ansicht nach, dass die Ortsverbindungsstraße in seinem Heimatort, auf der man derzeit nur 30 km/h fahren dürfe, endlich saniert werde: „Dafür ist kein Geld da, aber hier geben wir das Geld für Klima aus“, wetterte er. Das mochte Landrätin Andrea Jochner-Weiß dann aber doch nicht so stehen lassen. Die Straße hätte man schon lange in Ordnung gebracht, berichtete sie. Aber die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Burggen gestalte sich in dieser Frage ausgesprochen schwierig.
Kritik von Norbert Moy: Infos zur ÖPNV-Auslastung fehlen
Norbert Moy, der für „Pro Bahn“ im Umweltbeirat sitzt, fand dann wieder zum eigentlichen Thema zurück. Er beklagte, dass in der Öffentlichkeit zwar sehr ausgiebig über die wenigen Fälle, in denen nach dem MVV-Beitritt die Kosten für die ÖPNV-Nutzung teurer geworden sei, diskutiert werde. „Was billiger geworden ist, bleibt allerdings allzu oft außen vor“, so Moy. Er kritisierte, dass es an Informationen fehle, wie der ÖPNV ausgelastet sei.