„Einmalige Gelegenheit“ - Dissident verrät, warum Kims Truppen bereit sind, für Putin zu sterben

Wie viele nordkoreanische Soldaten schon in Russland oder gar der Ukraine sind, ist derzeit unklar. Klar ist hingegen, dass Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un seinem Partner Wladimir Putin durch die Entsendung einen erheblichen Vorteil im Ukraine-Krieg verschafft. 

Seltene Einblicke in die nordkoreanische Armee liefert das „Wall Street Journal“ (WSJ), das mit dem Dissidenten Ryu Seong-hyeon gesprochen hat.

Dissident verrät, warum Kims Truppen bereit sind, für Putin zu sterben

Ryu floh 2019 durch die entmilitarisierte Zone aus Nord- nach Südkorea. In seiner Heimat ist er einfacher Soldat gewesen. Das bedeutete: Schwere Arbeit auf Baustellen, Wache stehen in der Kälte, Reis und Mais als Mahlzeiten, nur selten etwas Fleisch. 

Damals, so berichtet er, hätte er das Angebot, in der Ukraine zu kämpfen, dankend angenommen. „Dort ist das Essen wenigstens besser, oder?“

Schon von frühester Kindheit an, werden Nordkoreaner gedrillt, alles für die Herrscherfamilie zu tun, berichtet Ryu. Der Einsatz in der Ukraine würde als einmalige Gelegenheit angesehen, Ruhm für und innerhalb des Kim-Jong-Un-Regimes zu erlangen. 

Diejenigen, die sterben, werden geehrt; diejenigen, die überleben, kommen als Helden zurück. Auch Familienmitglieder erhielten so offenbar Zugang zu Jobs, die ihnen sonst verwehrt blieben.

Natürlich spielt auch Geld eine Rolle. Unbestätigten Berichten zufolge sollen nordkoreanische Söldner umgerechnet 2000 US-Dollar im Monat als Lohn erhalten. Der durchschnittliche Nordkoreaner lebt sonst von wenigen Dollar im Monat.

„Sind bereit, extreme Risiken einzugehen“

Deshalb dürfe man die Söldner auch nicht gänzlich unterschätzen. Zwar sind sowohl ihre Ausrüstung als auch ihre Ausbildung kaum mit westlichen Standards zu vergleichen, doch sind die Kämpfer vermutlich tatsächlich bereit, ihr Leben in diesem Krieg in der Fremde zu geben. 

„Die Ausbildung der nordkoreanischen Spezialeinheiten bringt hochdisziplinierte Soldaten hervor“, sagt David Maxwell, ein pensionierter Oberst der U.S. Army Special Forces, im „WSJ“. „Sie besitzen starke Loyalität und sind oft bereit, mit begrenzter Ausrüstung extreme Risiken einzugehen.“

Von Lion Grote

Das Original zu diesem Beitrag "Ukraine-Invasion, Tag 992: Warum Nordkoreaner bereit sind, in der Ukraine zu sterben" stammt von Tagesspiegel.