Deutscher Teamkollege verrät: So tickt Superstar Lionel Messi
Wie ist das Gefühl, mit einem der besten Fußballer aller Zeiten zusammenzuspielen? Julian Gressel weiß es. Der Deutsche läuft zusammen mit Lionel Messi für Inter Miami auf.
Julian Gressel schaffte es in Deutschland nicht in den Profifußball, jetzt spielt er bei Inter Miami zusammen mit Lionel Messi oder Luis Suarez einem Team. Das tz-Interview:
Julian Gressel, die neue MLS-Saison ist noch jung, und der ehemalige Weltklasse-Verteidiger Javier Mascherano ist Ihr neuer Trainer. Wie ist Ihr erster Eindruck?
Javier Mascherano bringt frische Dynamik ins Team. Er ist offen, ehrlich und motiviert – ein großer Unterschied zu Tata Martino, der aus einer anderen Fußballschule kommt. Die Vorbereitung war super, und Mascherano setzt seinen eigenen Stil schnell um.
Ihr Werdegang ist außergewöhnlich – von Greuther Fürth über das College in den USA. Warum haben Sie diesen Weg gewählt?
Nachdem ich bei Fürth nicht übernommen wurde, entschied ich mich für das College in den USA, weil es mir die Möglichkeit bot, Studium und Fußball zu kombinieren. Die Bedingungen waren top, und ich konnte meinen Traum vom Profi-Fußballer weiterverfolgen.
Wie würden Sie den College-Fußball beschreiben?
Die Infrastruktur ist beeindruckend, viele Colleges bieten hervorragende Bedingungen und gute Trainer. Der Fußball war nicht immer auf höchstem Niveau, aber es war eine wertvolle Erfahrung für mich, sowohl als Spieler als auch für meine persönliche Entwicklung.
Sie wurden gedraftet und sind zu D.C. United nach Washington gewechselt. Wie war das Gefühl, als Ihr Name aufgerufen wurde?
Es war eine unglaubliche Erfahrung. In der Messehalle in Los Angeles saß ich einfach da, als mein Name aufgerufen wurde. Es war der Moment, in dem ich wusste, dass ich Profi werde. Ich war einfach glücklich, meinen Traum weiterverfolgen zu können.
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2022 kam dann der Schock: Sie wurden von heute auf morgen aus Washington nach Vancouver getradet...
Das war krass und total unerwartet. Wir haben gerade eine Immobilie in Washington gekauft und ein Kind erwartet. Von heute auf morgen umzuziehen, war belastend, aber wir haben uns eingelebt.
Gibt es keine Möglichkeit, sich gegen solche Trades zu wehren?
Als Spieler hat man da wenig Einfluss. Die Vereine können einen ohne Zustimmung weiterverkaufen, außer man hat eine spezielle Klausel, die ich nicht hatte.

Sie spielen jetzt mit Messi, Busquets, Alba und Suarez bei Inter Miami. Was bedeutet es, mit solchen Top-Stars zusammenzuspielen?
Es gibt Momente, in denen ich mich wirklich kneifen muss. Es ist schon krass, mit Spielern wie Messi und Suarez zusammenzuspielen. Aber ich versuche, es nicht immer zu sehr zu überdenken und es einfach als Teil des Teams zu sehen. Es ist auch wichtig, dass man als Mannschaft zusammenarbeitet, um Erfolg zu haben. Messi und die anderen sind super Teamkollegen, die genauso hart arbeiten wie jeder andere.
Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Treffen?
Klar! Ich war anfangs ziemlich nervös, aber dann war es einfach ein ganz normaler Moment. Leo musste sich mir auch nicht vorstellen, jeder weiß ja, wer er ist. Aber Busquets stellte sich mir vor, da haben wir uns die Hände geschüttelt, und er hat mir damals auch zur Meisterschaft gratuliert, weil ich mit Columbus Crew zuvor die Titel gewonnen hatte. Er wusste also schon, wer ich bin. Ich habe auch mitbekommen, dass er sich generell sehr für die MLS interessiert. Bei Leo war es dann ganz entspannt – ein „Hallo, wie geht’s?“ auf Spanisch, und das war’s auch schon.
Wie ist es im täglichen Umgang mit den vier Barca-Stars?
Man merkt schon, dass sie in einer anderen Welt leben, sie verbringen gerne Zeit miteinander. Sie sind sehr gute Freunde, auch ihre Familien sind eng miteinander. Ich sehe sie außerhalb des Platzes oder des Trainingsgeländes auch nicht oft, genau wie der Rest des Teams. Sie sind nun mal Weltstars und haben andere finanzielle Möglichkeiten, die andere Spieler nicht haben. Aber das ist auch in Ordnung, sie haben sich das verdient. Sie genießen die Zeit hier zusammen, und ich muss mich nicht in ihre Privatsphäre drängen.
Worüber spricht man mit derartigen Weltstars?
Ganz normale Dinge: Über das Wetter, über unsere Kinder, weil sie aktiv sind und oft zum Training kommen. Da tauscht man sich über alles Mögliche aus.
Wie sehen Sie die Entwicklung der MLS?
Die Liga wird besser. Es wird mehr Geld investiert, und Teams holen starke Spieler. Junge Talente machen den Sprung nach Europa. Die Qualität wächst, aber die Liga muss noch mehr amerikanische Zuschauer ansprechen.

Unterscheiden sich MLS-Spiele von europäischen?
Ja, hier steht mehr das Entertainment im Vordergrund. Die Zuschauer kommen, um sich zu unterhalten, weniger wegen der Taktik oder Fußballtradition. In Europa ist der Fußball tief verwurzelt.
Was sind Ihre Ziele für diese Saison?
Unser Ziel ist es, in allen Wettbewerben erfolgreich zu sein – das ist ambitioniert, aber mit den Spielern und Investitionen des Vereins durchaus realistisch.
Würden Sie nochmal nach Europa wechseln?
Ich bin 31 und realistisch. Ein Wechsel nach Europa ist nicht wahrscheinlich, aber ich bin offen für Angebote, wenn sie für mich und meine Familie sinnvoll sind. Ich fühle mich hier sehr wohl, und meine Familie ist gut etabliert.