- Der vollständige Artikel, auf den sich die folgende Kommentar-Analyse bezieht, ist hier verfügbar: Wird Fahrrad-Turm zum Millionengrab? So schauen Radler auf das Prestigeprojekt
Der geplante Fahrrad-Turm in Saarbrücken wird von vielen Lesern scharf kritisiert – vor allem die hohen Bau- und Betriebskosten sowie die Finanzierung aus Steuergeldern stoßen auf großen Widerstand. Andere fordern stattdessen pragmatische Infrastrukturmaßnahmen nach niederländischem Vorbild. Die weitere Debatte dreht sich um die Rolle der Politik, Nutzung und mögliche Auswirkungen von Parkgebühren sowie den Mehrwert sicherer Abstellmöglichkeiten für Radfahrer.
Kritik an Kosten und Wirtschaftlichkeit
Rund 27 Prozent kritisieren die hohen Bau- und Betriebskosten des Fahrradparkhauses als unverhältnismäßig und bezweifeln die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Viele Leser betrachten die Amortisationszeiten als unrealistisch lang und bewerten den Aufwand als Ressourcenverschwendung.
"Knapp 25.000 Euro für einen Fahrradstellplatz ist eine dysfunktionale Ressourcenverschwendung im Zustand der Verantwortungslosigkeit. Für 3.000 Euro erhält man z. B. ein gutes Karbongravel. Wann ist dieser Staat mit seinem Ressourcenmanagement von der Bahn abgekommen?" Zum Originalkommentar
"Das ist an Dekadenz nicht zu überbieten. Für 144 Fahrräder einen schicken Turm für lächerliche 3,5 Millionen Euro bauen. Bei einer vollen Auslastung und einer Monatsmiete von 30€ dauert es nahezu 68 Jahre, ehe die Investitionskosten wieder drin sind. Und da sind die Betriebskosten noch nicht eingerechnet." Zum Originalkommentar
"Man baut ein Parkhaus für rund 24.305 Euro pro Fahrrad. Allein um das Geld wieder reinzubekommen, bräuchte es bei 30 Euro pro Monat und voller Auslastung 67 Jahre. Hinzu kommen noch die Wartungs- und Reinigungskosten pro Jahr. Das Gebäude wird ganz sicher keine 100 Jahre stehen. Somit erübrigt sich die Frage, ob es ein Millionengrab ist. Solcher Irrsinn geschieht, weil Politiker es nicht selber zahlen müssen." Zum Originalkommentar
Kritik an Finanzierung und Steuermitteln
Mit einem Anteil von 26 Prozent äußern Leser große Bedenken an der Finanzierung des Projekts durch Steuergelder, verlangen mehr Transparenz und persönliche Haftung der Entscheidungsträger. Der Länderfinanzausgleich wird dabei häufig als Wegbereiter unnötiger Ausgaben genannt.
"Wenn es um das Verplempern von Steuermillionen und -milliarden geht, sind deutsche Politiker und Beamte ganz weit vorne. Wenn sich solche Projekte nicht tragen, müssen die Verantwortlichen persönlich haftbar sein. Dann hört diese Verschwendung ganz schnell auf." Zum Originalkommentar
"Der Saarländer ist schon ein Cleverle. Mit dem Geld anderer Bürger baut es sich gut und hoch." Zum Originalkommentar
"Kein Wunder, dass die Stadt bei einem Eigenbeitrag von 400.000 Euro begeistert ist. Dass die restlichen 3.100.000 Euro auch Steuergelder sind, braucht ja nicht zu interessieren." Zum Originalkommentar
Forderung nach pragmatischer Fahrradinfrastruktur
Für einige Leser (14 Prozent) steht fest: Es braucht sinnvoll ausgebaute Radwege nach bewährtem Muster statt teure, ideologisch getriebene Prestigeprojekte. Sie setzen auf einfache Lösungen, Pflege bestehender Wege und Vorbilder wie die Niederlande.
"Holland macht seit Jahrzehnten vor, dass große Fahrradparkhäuser bis oben hin voll sind, wenn die übrige Infrastruktur das Radfahren möglich und attraktiv macht. Die meisten Menschen, die in der Stadt wohnen, brauchen kein Auto und könnten enorme Kosten sparen, wenn Deutschland dem Beispiel der Niederlande folgen würde." Zum Originalkommentar
"Macht die Fahrradwege wieder hübsch, entfernt Schlaglöcher, Wurzelschwellen und macht es verkehrstechnisch einfach und übersichtlich. Nein, wir Fahrradfahrer brauchen keinen ganzen Fahrstreifen einer 4-spurigen Straße, wir brauchen einen glatten Fahrradweg auf dem Bürgersteig." Zum Originalkommentar
"Anderswo wird eine elektrisch beheizte Fahrradbrücke für 16 Mio. gebaut. Alles ist relativ. Ich hätte herkömmliche Fahrradgaragen aufgestellt, vielleicht zwei oder drei Etagen mit Rampe. Da gäbe es auch Platz für Lastenräder oder Anhänger. Allerdings muss ich mir auch kein Denkmal setzen." Zum Originalkommentar
Politik und Prestige als Streitpunkt
Für elf Prozent der Kommentierenden sind Politiker und Prestigeprojekte das Hauptärgernis: Sie prangern mangelnde Verantwortlichkeit, Verschwendung und den Wunsch nach prägenden Leuchttürmen an – auch auf Kosten künftiger Generationen.
"Jeder Politiker will sein Prestigeprojekt hinterlassen, man will ja nicht als graue Maus dastehen. Dann spielt es auch keine Rolle, ob man mit dem finanziellen Bankrott spielt. Den Schwarzen Peter bekommt dann der Nachfolger." Zum Originalkommentar
"Saarbrücken, der Rumpf der Titanic, das Flaggschiff der SPD, ist schon aufgerissen, aber auf dem Oberdeck spielt noch die Kapelle! Mit Klimagedöns und irgendwelchen Wenden lässt sich da locker noch Geld verheizen. Unser Kanzler schwafelt in Belem schließlich auch über zusätzliche Geldmittel." Zum Originalkommentar
"Mit fremdem Geld lassen sich die dümmsten Wünsche erfüllen." Zum Originalkommentar
„Sicher und trocken parken – ein Fortschritt für Radler?“
Mit einem Anteil von sieben Prozent erkennen einige Leser den Fahrrad-Turm als sicheren und attraktiven Fortschritt für Radfahrer an. Sie sehen in dem Projekt eine Verbesserung gegenüber veralteten und ungepflegten Fahrradabstellplätzen und einen Schritt zur Förderung des Radverkehrs.
"Vorbild Saarbrücken, eine gute Idee, jeden Tag nutzen mehr Bürger das Fahrrad, sie sind sich der Umwelt und dem CO2-Ausstoß anderer Verkehrsmittel bewusst. Der Turm bietet eine sichere und trockene Alternative zu anderen Abstellplätzen, von denen man liest, dass viele Schrotträder herumstehen." Zum Originalkommentar
Diskussion um Preise und Regeln
Mit rund vier Prozent diskutieren die Leser Chancen und Risiken möglicher Parkgebühren für Fahrräder. Während einige höhere Preise kritisch sehen und wildes Anketten fürchten, gibt es auch Vorschläge zur konsequenten Regel- und Gebührendurchsetzung.
"Zitat: "Wenn das Parkgebühren kostet, werde ich es nicht nutzen. Parkgebühren werden auch dafür sorgen, dass sicher etliche Fahrräder dann irgendwo wild angekettet werden, befürchte ich.“ Zitat Ende. Dann muss man halt das wilde Anketten genauso verbieten und die Räder entfernen, wie man das ja von falsch geparkten Kraftfahrzeugen auch kennt." Zum Originalkommentar
"Einfach weg mit den kostenlosen Parkplätzen - ob dann der Euro rollt? Zumindest ist der Bürger an so was schon gewöhnt und es träfe die Richtigen." Zum Originalkommentar
Sonstige Perspektiven
Die verbleibenden elf Prozent vereinen ironische Spitzen zu Politik und Ausgaben, Bedenken zur Technik sowie Vorschläge zu alternativer Radinfrastruktur und Projektbegriffen. Sarkastisch werden Sinn und Kosten hinterfragt, aber auch technische und pragmatische Anmerkungen geliefert.
"Ich denke, die Leute, die sowas bauen, die wissen, was sie tun. So naiv denken, verhindert selbständiges Denken. Bequem. Es geht ja auch nur um 3,5 Millionen. Peanuts eigentlich, wo ansonsten nur mit Milliarden jongliert wird. Naja, wir haben es ja." Zum Originalkommentar
"Das hört sich nach einem Fall von extremem Overengineering an. Wie hoch sind denn die jährlichen Instandhaltungskosten für dieses technische Wunderwerk angesetzt? Was ist der Plan B bei Betriebsausfall, wie kommen die Leute dann an ihre Räder?" Zum Originalkommentar
"Als jahrzehntelanger Bahnpendler kann ich sagen, dass das einzig Wahre ein sehr klein zusammenfaltbares Faltrad ist. Dann braucht man auch keine so teuren Parkhäuser …" Zum Originalkommentar
Wie soll Saarbrücken mit öffentlichen Geldern und der Förderung von nachhaltiger Mobilität umgehen? Diskutieren Sie mit: Ist der Velo-Turm ein Leuchtturmprojekt für moderne Städte – oder letztlich nur teure Symbolpolitik? Ihre Meinung zählt – teilen Sie Ihre Sicht und Argumente in den Kommentaren.