Lindners D-Day-Papier noch schnell geändert? Enthüller äußert brisanten Verdacht
Die FDP gerät infolge des „D-Day“-Papiers unter Druck. Anscheinend haben die Liberalen das Lindner-Dokument vor Veröffentlichung noch überarbeitet.
Berlin – Drei Monate vor den Bundestagswahlen befindet sich die FDP in einer Notlage. Am Donnerstag (28. November) sahen sich die Liberalen gezwungen, ein Strategiedokument zu veröffentlichen, welches das gezielte Ende der Ampel-Koalition darlegt. Jetzt kommt auch noch der Verdacht auf, dass das Papier vorab noch einmal „geschönt“ wurde.
Das Nachrichtenportal Table.Briefings berichtete zuerst über das achtseitige Dokument. Darin findet sich auch der historisch belastete Begriff „D-Day“, der sogar von Parteimitgliedern kritisiert wurde. Dabei hatte Generalsekretär Bijan Djir-Sarai noch vor rund zwei Wochen gegenüber N-tv behauptet, dass der Begriff innerhalb der Partei nie gefallen sei und bezeichnete die Medienberichterstattung als „Frechheit“. Am Freitagmittag erfolgte dann der Rücktritt des FDP-Generalsekretärs.
Verfälschtes „D-Day“-Papier? Mehrere Versionen des FDP-Dokuments kursieren
Am Donnerstagabend wies Lars Wienand, Redakteur bei t-online, zunächst auf eine mögliche Überarbeitung des „D-Day“-Dokuments hin. Er postete einen Screenshot auf X und machte auf die Metadaten des Lindner-Papiers aufmerksam.
Ein weiterer Hinweis auf eine Überarbeitung durch die FDP kam von Zeit-Redakteur Robert Pausch. Er schrieb auf X, dass in seiner Version des Dokuments noch von „Zündung“ statt „Impuls“ die Rede war. „Offenbar wurde noch einmal ein bisschen redigiert“, so Pausch. Bei der überarbeiteten Fassung handelt es sich demnach nicht um das Original; offenkundig hat die FDP versucht, an dieser Stelle noch einmal das Narrativ zu beeinflussen. Problematische Begriffe wie „D-Day“ waren aber schon zu publik, um hinterher ausgetauscht zu werden.
Die überarbeitete Version erntete dennoch Kritik und Spott in den sozialen Medien. So beinhaltet das Dokument eine „Ablaufpyramide“, die unter anderem die Phase „Beginn der offenen Feldschlacht“ enthält.
SPD schießt gegen FDP und fordert Entschuldigung von Lindner
Die Wortwahl in Lindners Papier stieß sowohl innerhalb der FDP als auch bei den ehemaligen Koalitionspartnern auf Kritik. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Mitglied des FDP-Präsidiums, äußerte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es angesichts der Regierungssituation richtig gewesen sei, Ausstiegsszenarien zu diskutieren. Doch: „Die Wortwahl ist der Sache nicht dienlich, eine Verschriftlichung mit dieser Tonalität nicht nachvollziehbar.“ Sie forderte mehr Selbstreflexion und eine Aufarbeitung, wie sie später auf X noch einmal betonte.
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SPD-Generalsekretär Matthias Miersch warf der FDP-Führung derweil vor, die Öffentlichkeit wiederholt getäuscht zu haben und forderte eine Entschuldigung von Lindner. Er bezeichnete es als „zynisch“, dass die FDP den Begriff „D-Day“ für den Zeitpunkt des Ampel-Bruchs und den nachfolgenden Wahlkampf als „offene Feldschlacht“ bezeichnet hatte.
FDP verteidigt Lindner-Papier: „Wir haben nichts zu verbergen“
Die FDP behauptete im Anschluss, das Dokument veröffentlicht zu haben, um Transparenz zu schaffen und schrieb auf X: „Wir haben nichts zu verbergen.“ In einer Erklärung von Bijan Djir-Sarai hieß es: „Wir haben niemals ein Geheimnis daraus gemacht, dass ohne eine Wirtschaftswende ein Ende der Ampel ein möglicher Ausgang des von uns sogenannten Herbstes der Entscheidungen sein könnte.“ Er sprach von einer Skandalisierung der Vorbereitung auf Szenarien. „Wenn die gesamte deutsche Medienlandschaft zu diesem Zeitpunkt bereits über das Ende der Ampel spekulierte, dann ist es nur professionell, sich auf diese Option einzustellen.“
Dass Djir-Sarai selbst den Medien vorwarf, Lügen über die FDP zu verbreiten und von dem Begriff „D-Day“ nie etwas wissen wollte, ließ der inzwischen zurückgetretene Generalsekretär allerdings unter den Tisch fallen. (nak)