Trump gegen Musk: Experten sagen, wer im Streit am Ende den Kürzeren zieht
- Im Video oben: "Merken Sie sich diesen Beitrag" – Trump in den Epstein-Files? Was hinter Musks knallharter Attacke steckt
Elon Musk und Donald Trump wirkten noch vor Kurzem, als wären sie beste Freunde. Doch dann übte der reichste Mann der Welt Kritik an einem politischen Vorhaben des mächtigsten Mannes der Welt. Seither tragen der Tesla-Chef und der US-Präsident ihren Streit öffentlich aus.
Doch für wen könnte das Ganze wirklich übel ausgehen? Oder ist alles nur Scharade und beide profitieren eigentlich von einem ausgeklügelten Schauspiel? Experten sind sich uneins - und sehen dennoch einen klaren Verlierer, wenn es einen treffen müsste.
Trump und Musk im Dauerstreit: Was bisher geschah
Der Konflikt zwischen Trump und Musk nahm Ende Mai 2025 öffentlich Fahrt auf. Der erste Auslöser war ein Interview, das Musk am 27. Mai dem US-Sender CBS gab. Darin kritisierte er Trumps zentrales Steuer- und Ausgabengesetz scharf: Die sogenannte „Big Beautiful Bill“ sei eine „widerliche Abscheulichkeit“, die das Haushaltsdefizit der USA weiter in die Höhe treibe. „Ich war über das massive Ausgabengesetz enttäuscht“, sagte Musk. Es war das erste Mal, dass sich der Unternehmer öffentlich gegen Trumps politische Agenda stellte – ein Bruch mit der bisherigen Linie.
Zunächst reagierte Trump überraschend gelassen. Am 30. Mai beendete Musk offiziell seine Tätigkeit als Sonderberater im Weißen Haus. Bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz verabschiedete ihn der Präsident mit Lob und Symbolik: Er überreichte Musk einen goldenen Schlüssel mit dem Siegel des Weißen Hauses und sagte: „Elon verlässt uns nicht wirklich. Er wird kommen und gehen.“
Doch nur Tage später verschärfte sich die Auseinandersetzung drastisch. Musk legte auf seiner Plattform X nach und verbreitete ein altes Video, das Trump mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zeigte. Gleichzeitig behauptete er, Trumps Name tauche in geheimen Epstein-Akten auf – allerdings ohne Belege. Die entsprechenden Posts wurden später wieder von ihm gelöscht.
Trump spricht von "sehr schwerwiegenden Folgen" für Musk
Trump reagierte nun deutlich schärfer. Auf Truth Social warf er Musk vor, „zu dünnhäutig“ zu sein. Kurz darauf kündigte er an, staatliche Aufträge und Subventionen für Musks Unternehmen wie Tesla und SpaceX prüfen zu lassen. In einem Interview mit ABC sagte er zudem: „Der arme Kerl hat ein Problem.“ Er ergänzte: „Ich denke gar nicht über Musk nach. Ich wünsche ihm alles Gute“ – betonte aber auch, dass es möglicherweise „sehr schwerwiegende Folgen“ geben werde, sollte Musk künftig Demokraten unterstützen.

Ein weiterer Streitpunkt betraf Musks Einfluss auf die Raumfahrtpolitik. Trump zog kurzfristig die bereits vorbereitete Nominierung von Jared Isaacman als NASA-Administrator zurück. Isaacman gilt als enger Vertrauter Musks und sollte eine Schlüsselrolle in dessen Weltraumprojekten spielen, berichtet "Reuters". Mit diesem Schritt machte Trump deutlich, dass Musk auch in strategischen Zukunftsfeldern nicht mehr mit seinem Rückhalt rechnen kann.
In einem weiteren Post auf X attackierte Musk Trump erneut direkt und schrieb: „Ohne mich hätte er die Wahl nie gewonnen“. Zudem forderte er offen ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten. Dies markierte den bisherigen Tiefpunkt der Auseinandersetzung und machte deutlich, dass Musk nicht nur politisch, sondern auch persönlich in die Offensive geht.
Am 7. Juni deutete sich dann eine erste Entschärfung an: Musk löschte mehrere kritische Beiträge, darunter auch den umstrittenen Epstein-Post. In einem Kommentar zu einem Versöhnungsaufruf des Investors Bill Ackman schrieb Musk: „Sie liegen nicht falsch“ – ein zaghafter Versuch, den Ton zu mildern? Trump lehnte jedoch weiterhin jedes Gespräch ab: „Das interessiert mich nicht wirklich.“
Musk: Vom Wahlkampf-Mäzen zum mächtigen Trump-Gegner?
Der reichste und der mächtigste Mann der Welt liefern sich also öffentlich eine Schlammschlacht. Schluss, aus, vorbei. Bromance kaputt. Dabei hatte die Beziehung zwischen den beiden einst fast märchenhaft begonnen – zumindest aus Sicht republikanischer Machtstrategen.
Musk hatte sich im Sommer 2024 Trumps rechtspopulistischer MAGA-Bewegung angeschlossen. Er pumpte laut Schätzungen bis zu 280 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf. Im Gegenzug bekam Musk eine Schlüsselrolle in Washington.
Als Sonderberater für Regierungseffizienz leitete er die eigens für ihn geschaffene Behörde DOGE. Ziel: den Staatsapparat drastisch verschlanken, Milliarden einsparen, Bürokratie abbauen. Musk versprach anfänglich zwei Billionen Dollar an Einsparungen – ein Ziel, das bald auf eine Billion, dann auf „einige Milliarden“ korrigiert wurde.
Doch seine Methoden – etwa massenhafte, offenbar willkürliche Beamtenentlassungen – stießen nicht nur in der Opposition auf Kritik. Auch Trumps Kabinettsmitglieder zeigten sich zunehmend irritiert. Zudem schadeten die öffentlichen Aussetzer Musks der Regierung. Ein Auftritt mit Sonnenbrille und wirrer Sprache bei der konservativen CPAC-Konferenz heizte Spekulationen über Drogenkonsum an. Bei der Amtseinsetzung Trumps im Januar soll Musk eine Geste gezeigt haben, die Beobachter an einen Hitlergruß erinnerte.
US-Experte Josef Braml: "Es war nur eine Frage der Zeit"
Ende Mai trennten sich schließlich die Wege von Trump und Musk. Der Politikwissenschaftler und USA-Experte Josef Braml sieht den aktuellen Konflikt zwischen Donald Trump und Elon Musk als unvermeidlich an – eine Konfrontation zweier übergroßer Egos. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Weltbühne für zwei so große Egos zu klein sein würde“, so Braml zu FOCUS online.
Musk habe mit seiner öffentlichen Kritik an Trumps Politik zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Doch Trump, so Braml, „bewies einmal mehr, dass er der größte Narzisst von allen ist, dem alle Aufmerksamkeit gebührt“. In seiner typischen Art habe der Präsident seinem einstigen Unterstützer herablassend die Grenzen aufgezeigt – mit dem klaren Hinweis, Musk solle sich „wieder mehr um seine angeschlagenen Unternehmen kümmern“.
Für Braml ist Musks Kritik an Trumps „Big Beautiful Bill“ zwar inhaltlich nicht unbegründet – er selbst stellt klar: „Musk hat recht, wenn er sagt, dass ‚groß‘ und ‚schön‘ nicht zusammenpassen.“ Dennoch erkennt der Experte in Musks Vorgehen vor allem eine gefährliche Überschätzung seiner eigenen politischen Rolle. Dass Musk Trump öffentlich vorwarf, er wäre ohne ihn nie Präsident geworden, sei eine klare Fehleinschätzung.
„Musk verkennt, dass Trumps Wahlkampfführung entscheidend war, nicht die opportunistischen Tech-Milliardäre, die sich ihm anschlossen, als sein Erfolg offensichtlich wurde.“ Trumps Fähigkeit, populistische Bewegungen für sich zu nutzen und reiche Unterstützer im entscheidenden Moment auszubremsen, sei aus Sicht Bramls zentraler Bestandteil seiner politischen Strategie.
Braml sieht zudem einen weiteren Machtgewinn Trumps durch die Abgrenzung von Musk: „Wenn Trump diese Plutokraten nun an die Kandare nimmt, wird er in den Augen seiner weniger gut betuchten MAGA-Basis umso mehr Bewunderung hervorrufen.“ Unterstützt werde dieser Klassenkampf gegen die „Tech-Eliten“ durch ideologische Verstärker wie Steve Bannon, der längst die Konfrontation mit Milliardären wie Musk propagiert – und damit Trumps Ansehen bei seiner Kernwählerschaft weiter zementiert.
Wem wird der Streit am meisten schaden? Trump? Musk? Oder gar keinem?
Für Musk könnte der Streit am Ende wirtschaftlich weitreichendere Folgen haben als für Trump. Zwar steht auch für den US-Präsidenten politisch einiges auf dem Spiel – etwa der Verlust eines potenten Wahlkampf-Geldgebers und Unterstützers in den sozialen Medien – doch Experten sehen Musk als den verletzlicheren Akteur.
Die Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook von der Bertelsmann Stiftung sagt im Interview mit der "Tagesschau", Musk habe seine Unternehmen "nur retten können, indem er die großen Verträge aus der Regierungsebene bekommen hat – zum Beispiel für SpaceX". Trump dagegen könne den Milliardär jederzeit unter Druck setzen, wie seine offene Drohung zeigt, Subventionen zu streichen oder Aufträge zu entziehen.
Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine Analyse der "New York Times". Musk gehe mit der Konfrontation enorme finanzielle Risiken ein, etwa durch Kursverluste bei Tesla oder die Gefährdung staatlicher Förderungen – und indem er zugleich das politische Klima gegen sich auflade. Zwar mögen beide kurzfristig von der Aufmerksamkeit profitieren, doch langfristig könnte vor allem Musk "den Preis dafür bezahlen", wie Trump selbst bereits andeutete.
„Keine Beziehung hat Platz für mehr als einen Narzissten“
Für die „Washington Post“ war der Bruch jedenfalls unausweichlich. „Keine Beziehung hat Platz für mehr als einen Narzissten“, kommentierte die Zeitung. Auch andere Stimmen sehen in dem offenen Schlagabtausch vor allem ein ego-getriebenes Machtspiel.
Expertin Ashbrook warnt: „Das ist keine simple Männerfreundschaft, die hier zerbricht.“ Vielmehr handle es sich um eine riskante Verbindung aus gegenseitiger wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit – mit potenziellen Folgen für die USA und ihre internationalen Partner.
Andere Experten deuten den Streit ganz anders - als kalkuliertes Ablenkungsmanöver. Die „New York Times“ analysiert das Geschehen gar als „politische Version von Wrestling“. Für beide Seiten sei der Konflikt ein Gewinn: Trump könne innenpolitisch unter Druck stehende Themen – etwa Proteste gegen Abschiebungen oder Kritik an seiner Zollpolitik – aus den Schlagzeilen drängen. Musk wiederum nutze die Aufmerksamkeit, um von technischen Rückschlägen bei SpaceX und der Diskussion um seine wirtschaftliche Abhängigkeit von der Politik abzulenken.
Selbst Musk scheint mit dieser Deutung zu spielen. In einem Tweet, der vielfach als Hinweis auf ein bewusst inszeniertes Drama gelesen wurde, schrieb er: „Das unterhaltsamste Resultat ist das wahrscheinlichste.“
Was bleibt, ist ein offener Konflikt zwischen zwei Männern, die sich lange gegenseitig gestärkt haben – und jetzt öffentlich attackieren. Doch ob der Bruch von Dauer ist, bleibt fraglich. Wie es in der „New York Times“ heißt: „Vor fünf Tagen gab es keinen Streit – und in fünf Tagen könnte alles wieder vorbei sein.“