Politik-Experte Krause - Nato-Manöver könnte positiven Nebeneffekt auf Ukraine-Krieg haben
Stimmt es, dass bis zu 90.000 Soldaten daran teilnehmen werden? Und was sollen sie üben?
Es ist richtig, dass im Verlauf der drei Monate von Februar bis Mai insgesamt etwa 90.000 Soldaten und Soldatinnen einbezogen werden. Das sieht auf den ersten Blick gewaltig aus, ist aber eigentlich keine besonders große Nummer, denn die hier genannten Personen werden teilweise nacheinander in Teilübungen eingesetzt. Es ist ja nicht so, dass jetzt 90.000 Soldaten in Kampfuniform an der Grenze zu Russland aufgestellt werden! Die Manöver betreffen in erster Linie die Verlegung von großen Truppenelementen in östliche, nordöstliche oder südöstliche Richtung – sei es über Land, über See oder per Luft. Das ist eine primär logistische Herausforderung, an der natürlich sehr viele Militärangehörige beteiligt sein werden – und zwar hauptsächlich in Deutschland, welches der wichtigste Durchgangsweg für die Verlegungen sein wird.
Das Hauptproblem ist der Transport schweren Geräts, von Munition, Elektronik, Verpflegung, Lazaretten, Treibstoff etc. Für Deutschland bedeutet es, dass von hier aus vier große Teilübungen (Quadriga) ausgehen, die den Transport nach Litauen einmal über die Ostsee und einmal über Land betreffen und die die Versorgung Norwegens und Rumäniens probieren sollen. Des Weiteren wird es Alarmierungsübungen und taktische Gefechtsübungen geben, die zeigen sollen, wie gut die vielen nationalen Streitkräfte innerhalb des von ihnen gemeinsam entwickelten Verteidigungskonzeptes auch gemeinsam kämpfen können.
Gibt es einen Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine?
Den gibt es im indirekten Sinne schon, denn die Übungen sollen Russland demonstrieren, dass es die Nato-Partner ernst meinen mit ihrer Verteidigungsstrategie. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass diese Übungen Auswirkungen auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine haben werden. Die einbezogenen Truppen bilden keine Speerspitze eines wie auch immer von den Russen befürchteten Angriffsdispositivs. Der Schwerpunkt liegt auf Logistik und taktischen Übungen. „Steadfast Defender 2024“ ist keine operative Großübung, die als Vorbereitung eines Großangriffs gedeutet werden könnte. Von daher ist auch nicht zu erwarten, dass die Russen größere Einheiten aus der Ukraine abziehen, um einem befürchteten Nato-Angriff entgegenzutreten. Wenn sie das dennoch täten, hätte ich nichts dagegen einzuwenden.
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Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS
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