NRW am stärksten betroffen - Lehrerverband fordert wegen steigender Gewalt Sicherheitskräfte in Schulen

Die Gewalt an deutschen Schulen hat stark zugenommen. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 27.470 Vorfälle gemeldet, 2022 waren es noch 21.570. Das entspricht einem Anstieg von rund 27 Prozent.

Die "Neuen Osnabrücker Zeitung" berichtet, dass die aktuellen Zahlen sogar das Vor-Corona-Niveau übertreffen. 2019 gab es 18.886 Gewaltdelikte. Besonders stark ist der Anstieg in Nordrhein-Westfalen, wo die Zahl der Vorfälle von 2972 im Jahr 2022 auf 4808 im Jahr 2023 stieg. In Schleswig-Holstein kletterte die Zahl von 990 auf 1292, was einem Anstieg von über 30 Prozent entspricht.

Lehrerverbandspräsident fordert mehr Sicherheitsfachkräfte an Schulen

Eine Umfrage der Robert Bosch Stiftung zeigt zudem, dass fast jeder zweite Lehrer in Deutschland psychische oder physische Gewalt unter Schülern an seiner Schule in problematischem Ausmaß beobachtet. Von den 1608 befragten Lehrern gaben 47 Prozent an, dass es solche Probleme an ihrer Schule gibt.

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Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, sieht verschiedene Ursachen für die steigenden Zahlen. Gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte er: "Ich bin davon überzeugt, dass Schulleitungen [...] mittlerweile früher und gezielter die Polizei einschalten. Und das ist ein Grund für die gestiegenen Zahlen. Aber auch der Umstand, dass Mitschüler Gewaltvorfälle melden." 

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Düll fordert speziell ausgebildete Sicherheitskräfte an den Schulen. Sicherheitsdienste und Metalldetektoren lehnt Düll laut der "Neuen Osnabrücker Zeitung" jedoch ab: "Wir sind keine Strafjustizzentren".

Zunehmende Akzeptanz von Gewalt unter Jugendlichen

Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zeigt, dass Gewalt unter Jugendlichen in den letzten Jahren zunehmend akzeptiert wird. Aussagen wie "Ein bisschen Gewalt gehört einfach dazu, um Spaß zu haben" stimmten 2022 25,9 Prozent der befragten Neuntklässler zu, 2013 waren es noch 13,9 Prozent, wie das ZDF berichtet.

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Auch gewalttätige Männlichkeitsbilder werden häufiger befürwortet. Besorgniserregend sei zudem die Verbreitung von Waffen unter männlichen Jugendlichen, die konstant bei 30,9 Prozent liege.

Kriminologe sieht in Jugendgewalt ein gesamtgesellschaftliches Phänomen

Der Kriminologe Dirk Baier warnt vor einem gravierenden Anstieg der Jugendgewalt von 2021 auf 2022 und sieht darin ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. "Es wird sozial rauer. Wir sind wieder eher bereit, uns aggressiv selber durchzusetzen, nach uns zu schauen. Und das kommt auch bei den Jugendlichen an." 

Gegen Jugendgewalt seien Prävention, Mediation und Frühintervention notwendig, sagte Baier dem ZDF. Härtere Strafen allein reichten nicht aus.