Ernte musste abgebrochen werden: Millionen-Pleite bei Spargelhof – Landwirte sauer
Ein Spargelhof ist in die Pleite gerutscht. Die Ernte wurde abgebrochen – und auf dem Gelände musste ein Sicherheitsdienst eingesetzt werden.
Syke – In Deutschland sind die Insolvenzen zum Sommer wieder gestiegen. Die Pleitewelle kann auch Landwirte treffen. Das zeigt der Fall Spargelhof Röhrkasten im niedersächsischen Landkreis Nienburg. Seit dem 1. Juli läuft das Insolvenzverfahren, doch die Lage ist verfahren. Betroffene Landwirte sind wütend.
Millionen-Pleite bei Spargelhof: „Für mich ein Totalausfall!“
Vergangenen Montag (11. August 2025) gab es eine Gläubigerversammlung unter Polizeischutz, bei der wichtige Fragen geklärt wurden, wie mehrere Medien berichten. Schon im April war die vorläufige Insolvenz angeordnet worden. Damit endete die Spargelernte schon im Mai und auch die Erdbeerernte wurde abgebrochen. Der Betrieb ist mittlerweile vollständig eingestellt.

Mehrere Landwirte und Eigentümer von Flächen, die der insolvente Hof gepachtet hatte, stehen nun vor den Fragen, ob sie noch ausstehende Pacht-Zahlungen bekommen, wie die Spargelfolie von ihren Feldern kommt und wer für die teure Entsorgung aufkommt.
„Für mich geht es alles in allem um 100.000 Euro“, schätzt ein Landwirt aus der Samtgemeinde Uchte, der anonym bleiben möchte, gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen. Für die 20 Hektar, die er dem Spargelhof verpachtet habe, habe er in diesem Jahr noch keine Pacht erhalten. Zum langen Insolvenzverfahren und den Folien auf seinen Feldern sagt er der Zeitung: „Ich hätte die Flächen ja weiter verpachten können – aber die Spargelpflanzen unter der Folie sind jetzt doch hinüber. Für mich also ein Totalausfall!“ Der Landwirt ist wütend, er fühlt sich schlecht informiert.
Insolvenzverwalter sieht keine Zukunft mehr für Spargelhof
Sebastian Ludolfs, der Insolvenzverwalter, sagte dagegen der Hannoverschen Allgemeinen: „Ich bin nicht für einzelne Landwirte verantwortlich, sondern für die Gesamtheit der Gläubigergemeinschaft.“ Laut Ludolfs gibt es mehrere Millionen Euro an Verbindlichkeiten, eine wirtschaftliche Zukunft für den Spargelhof sieht er nicht mehr.
Ein Sicherheitsdienst wurde laut Insolvenzverwalter auf dem Gelände eingesetzt, um zu verhindern, dass möglicherweise Vermögensgüter aus dem Betrieb verschwinden. Die nächste Versammlung ist für den 27. Oktober geplant, bei der dann die angemeldeten Forderungen geprüft werden sollen.
Spargelernte 2025 so klein wie seit Jahren nicht
Auf deutschen Feldern wurde 2025 so wenig Spargel geerntet wie seit Jahren nicht. So sind bei beiden Kulturen Mini-Ernten im Freiland eingefahren worden – bei verkleinerter Anbaufläche, wie das Statistische Bundesamt auf der Grundlage erster Schätzungen im Juli berichtete. Der wichtigste Grund ist, dass sich der Anbau für viele Landwirte nicht mehr lohnt, weil sie die hohen Kosten nicht vollständig über die Preise an die Verbraucher weitergeben können.
Bei den Freiland-Erdbeeren zeichnet sich mit 75.500 Tonnen die geringste Ernte seit 30 Jahren ab. Das sind vier Prozent weniger als die ohnehin schon geringe Menge aus dem Vorjahr. Der langjährige Mittelwert wird um rund ein Viertel verfehlt. Ähnlich sieht es beim Freiland-Spargel aus: 98.900 Tonnen bedeuten den geringsten Wert seit 2010. (lma mit dpa)