Kritik an Merz-Plänen: Strompreise könnten sogar steigen – eine Gruppe gerät ins Visier

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Die Bundesregierung will Haushalte bei Strompreisen entlasten. Doch nicht immer geht die Rechnung auf. Einige Pläne könnten das Gegenteil bewirken.

Berlin – Die Energie-Pläne der Bundesregierung könnten Haushalten auf die Füße fallen. Besonders ein Vorhaben von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) steht in der Kritik: Bis Ende des Jahres will die Ministerin erste Ausschreibungen für den Bau neuer Gaskraftwerke starten. Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ist die Rede vom Bau von bis zu 20 Gigawatt (GW) an Gaskraftwerksleistung bis 2030. Die Pläne könnten zur Last von Verbraucherinnen und Verbrauchern fallen.

Merz-Regierung plant Ausbau neuer Gaskraftwerke – Belastung für Verbraucher möglich

„Es ist klar, dass die Pläne von Katherina Reiche teuer werden“, sagte der Grünen-Abgeordneten Michael Kellner gegenüber Politico. Auf Anfrage von Kellner hatte das Wirtschaftsministerium schriftlich über eine Abgabe für alle Kunden informiert, sobald die Reservekraftwerke an den Start gehen. Ein Medienbericht befeuerte jüngst Sorgen, dass durch den Bau von neuen Gaskraftwerken die Strompreise für Haushalte steigen könnten. Die Subventionen fallen Verbraucherinnen und Verbrauchern möglicherweise zur Last, warnen Experten.

Wirtschaftsministerin Reiche und die Merz-Regierung planen eine neue Strom-Abgabe. © dpa | Fabian Strauch + dpa | Harald Tittel

„Die Bundesregierung beabsichtigt die Einführung eines umfassenden Kapazitätsmechanismus, der sich an die Ausschreibungen der überarbeiteten Kraftwerksstrategie anschließt“, zitiert Politico aus der Antwort auf die schriftliche Frage. Die Höhe der neuen Abgabe ist bisher noch unklar.

Die Einführung der Abgabe bzw. Refinanzierungsmechanismus würde bedeuten, dass die Kosten von Menschen getragen werden, die von den Gaskraftwerken profitieren, erklärte Mario Liebensteiner, Junior-Professor für Energiemärkte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gegenüber MDR.

Strompreise könnten steigen – wegen neuer Umlage für Gaskraftwerke: Verbraucherschutz mit Forderung

Damit es durch den Vorstoß für neue Gaskraftwerke nicht zu steigenden Zusatzbelastungen bei den Strompreisen kommt, braucht es aus Sicht von Verbraucherschützern einen Rückzahlungsmechanismus der Betreiber. Betreiber, die besonders hohe Gewinne machen würden, müssen diese auch zurückzahlen, sodass die Förderung oder die Umlage auf den Strompreis begrenzt wird, findet Verbraucherschützer Henning Herbst.

Ein typischer Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden müsste etwa 35 Euro pro Jahr zusätzlich zahlen, rechnet Liebensteiner vor. Dabei sind die Stromkosten in Deutschland bereits hoch. Im ersten Quartal 2025 belegte die Bundesrepublik Platz fünf der teuersten Länder – mit durchschnittlich 38 Cent pro Kilowattstunde. Im August 2025 kostete der Strom 27,4 Cent beim günstigsten Anbieter, wie aus Berechnungen des Vergleichsportals Verivox hervorgeht. Die Bundesregierung will für Haushalte und Unternehmen langfristig die Strompreise um mindestens fünf Prozent senken.

Energie-Pläne sorgen für Kritik: Bundesregierung will Strompreise senken – was geplant ist

Schon kurz nach ihrem Amtsantritt befand sich Bundeswirtschaftsministerin Reiche im Kreuzfeuer. Der Bau neuer Gaskraftwerke gilt als umstritten, dennoch hält die Wirtschaftsministerin an den Plänen fest und hat die Notwendigkeit neuer Gaskraftwerke betont. „Wir brauchen schnell gesicherte Leistung im Markt. Das sind in einem ersten Schritt Gaskraftwerke. Wir wollen die Ausschreibungsbedingungen einfacher gestalten. Die Erkenntnis, dass Gaskraftwerke als Backup notwendig sind, ist nicht neu“, sagte Reiche jüngst. Die ersten Ausschreibungen sollten aufgrund von „Zeitkritikalität“ nicht mit Kriterien überfrachtet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt kann die Umstellung auf Wasserstoff sinnvoll sein.

Die Umstellung auf Wasserstoff setze zunächst voraus, dass auch ausreichend Wasserstoff vorhanden sei. „Wir arbeiten aktiv am Wasserstoffhochlauf. Wir werden aber bei einer realistischen Betrachtung bis 2030 noch nicht die notwendigen Mengen an Wasserstoff für die avisierten 20 GW zur Verfügung haben. Wir setzen deshalb für unsere Versorgungssicherheit auf Gaskraftwerke – sonst müssten die Kohlekraftwerke länger laufen.“

Neben dem Bau neuer Gaskraftwerke plant Reiche noch Entlastungen bei Netzentgelten und Abschaffung der Gasspeicherumlage. Verbraucherinnen und Verbraucher hoffen noch immer auf die Strompreissenkung für alle, diese gilt nämlich bislang nur für die Industrie entgegen ursprünglicher Ankündigungen.

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