Nena und die andere Meinung - Kanzlerduell bei ARD/ZDF ohne Weidel: AfD profitiert von dieser Diskursverweigerung

Die AfD wird in ihrer Opferrolle bestärkt, und viele Menschen, die sich von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen, finden darin eine Bestätigung für ihre politische Ausgrenzung. Diese Dynamik verstärkt die politische Entfremdung und das Misstrauen gegenüber den alteingesessenen Medien.

Die Tragweite der Absage: Warum Medien die AfD nicht ignorieren dürfen

Die Weigerung, Alice Weidel in ein öffentliches Duell einzubeziehen, ist nicht nur eine politische Entscheidung, sondern auch ein fataler Fehler in der journalistischen Verantwortung. Wer sich weigert, die AfD zu Wort kommen zu lassen, verschafft der Partei einen politischen Vorteil, den sie geschickt zu nutzen weiß.

Die AfD wird auch dieses Kanzlerduell ohne Weidel nutzen, indem sie sich als die „Stimme des Volkes“ inszeniert, die vom Establishment unterdrückt wird. Diese Strategie hat bereits in der Vergangenheit zu einer Verstärkung ihrer Wählerschaft beigetragen. Journalisten und Medienhäuser dürfen nicht vergessen, dass die AfD von Millionen Bürgern gewählt wurde. Sie hat im Bundestag und in vielen Landtagen Sitze und beeinflusst die politische Landschaft maßgeblich.

Wer die AfD systematisch aus dem öffentlichen Diskurs ausschließt, lässt nicht nur einen wichtigen Teil der Gesellschaft ungehört, sondern fördert auch die Entstehung eines gefährlichen „Wir-gegen-die“-Gefühls. Die AfD ist keine kleine Randerscheinung mehr, sondern eine etablierte politische Kraft, die die politische Agenda prägt.

Ein weiteres Problem liegt in der Haltung der Journalisten selbst. Viele Medienmacher argumentieren, dass sie der AfD keine Bühne bieten wollen. Diese Argumentation ist durchaus nachvollziehbar, wenn man an die extremistischen Tendenzen einiger AfD-Mitglieder denkt. Der sächsische Verfassungsschutz hat den Landesverband der AfD als rechtsextrem eingestuft, und auch in anderen Bundesländern gibt es ähnliche Bewertungen.

Doch diese Haltung darf nicht dazu führen, dass die gesamte Partei von der öffentlichen Diskussion ausgeschlossen wird. Der Journalismus hat die Verantwortung, auch schwierige Themen anzusprechen und zu hinterfragen – und dazu gehört die AfD genauso wie jede andere Partei.

Die Illusion der „Eliten“-Medien

Der Verzicht auf ein Triell mit Alice Weidel offenbart ein weiteres Problem: die Haltung vieler Medien, die ihre Rolle als „Gatekeeper“ überbewerten. In einer Zeit, in der soziale Medien es jedem ermöglichen, seine Meinung zu verbreiten, ist der Journalismus längst nicht mehr der einzige Entscheidungsträger darüber, wer Gehör findet. Die Entscheidung von Chefredakteuren und Sendern, sich gegen die AfD zu stellen, mag wohlüberlegt erscheinen, sie ist jedoch ein Relikt vergangener Zeiten. Die Medien sollten nicht entscheiden, welche Meinung „gut“ oder „richtig“ ist, sondern diese Meinungen sachlich und respektvoll diskutieren.

Dieser Ansatz führt zu einer gefährlichen Selbstinszenierung der Medien als Hüter der Wahrheit. Die Botschaft, die sie vermitteln, lautet: „Wir wissen, was gut für unsere Leser ist.“ Doch das Vertrauen in die Medien schwindet, weil diese Haltung nicht nur die AfD, sondern auch viele andere Wählergruppen ausgrenzt. Sie schaffen ein Bild von sich selbst als Teil einer Elitenklasse, die mehr weiß und besser versteht als der Rest der Gesellschaft. Diese Haltung fördert das Misstrauen in die Medien und stärkt die politische Kluft.

Fazit: Eine verpasste Chance

Die Entscheidung, Alice Weidel von dem Kanzlerduell auszuschließen, ist nicht nur politisch fragwürdig, sondern auch ein schwerwiegender Fehler in der journalistischen Verantwortung. Doch wir wären hier nicht bei „Nena und die andere Meinung“, wenn Sie nur meine Meinung lesen würden.

Die andere Meinung

Während die Grünen vermuteten, dass Kanzler Olaf Scholz als Voraussetzung seiner Teilnahme ein Duell anstelle eines Triells gefordert habe, betonte eine ARD-Sprecherin gegenüber dem Tagesspiegel: „Unser redaktionelles Konzept wurde vollständig unabhängig von jeglichen Bedingungen oder Einflussnahmen der Politikerinnen und Politiker entwickelt.“

Man kann auch argumentieren, dass das TV-Duell vor der Bundestagswahl, wie in allen Jahren – außerhalb der Wahl 2021 – dem klassischen amerikanischen Modell folgt. Das bedeutet, dass der Oppositionsführer den amtierenden Kanzler herausfordert. Und Friedrich Merz ist der Gegenkandidat mit den meisten Stimmen.

Beim ZDF klingt das so: „ARD und ZDF laden zu einem Duell zwischen Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) und dem Herausforderer mit den besten Aussichten auf die Nachfolge, Friedrich Merz (CDU), ein.“

Nun bin ich aber auf Ihre Meinung gespannt, liebe Leser. Sind Sie diese Woche Team ÖRR oder Team Brockhaus? Wie Sie wissen, lese ich immer all Ihre Zuschriften und freue mich über jeden einzelnen Kommentar. Und wenn Sie mögen, lesen wir uns am 10. Januar wieder.

Ich begebe mich jetzt nämlich mit meiner Familie in den Weihnachtsurlaub und möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen und Ihren Familien die schönste Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Jahr 2025 zu wünschen. Genießen Sie die besinnliche Zeit fern des Alltags in vollen Zügen.

Ihre Nena Brockhaus