Grünes Licht für Bauprojekt: Megatunnel für Bahnstrecke von Prag nach München

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Tschechien hat grünes Licht für den massiven Ausbau der Bahnstrecke Prag-München gegeben. Im deutschen Abschnitt wird hingegen bescheiden geplant.

Prag – Wer mit dem Zug von München nach Prag will, muss etwas Zeit mitnehmen. Fast sechs Stunden ist man mit dem Alex der Länderbahn unterwegs, um von der Isar in Tschechiens Hauptstadt zu gelangen. Der Fernbus schafft das in weniger als fünf Stunden. Auf der tschechischen Seite wird jetzt aber kräftig gebaut, damit der Zug schneller wird.

Ein Pendolino der tschechischen Bahn, wie er zwischen Prag und Pilsen verkehrt.
Ein Pendolino der tschechischen Bahn, wie er zwischen Prag und Pilsen verkehrt. © Dusík/Wikipedia

Ausbau der Bahnstrecke München-Prag geplant – Fahrtzeit soll deutlich verkürzt werden

Das tschechische Umweltministerium hat mit einer positiven Umweltverträglichkeitsprüfung grünes Licht für den Beroun-Tunnel gegeben, der ein Teil der neuen Bahnstrecke Richtung München wird. Die 24,7 Kilometer lange Röhre am westlichen Stadtrand von Prag ist für Zuggeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h ausgelegt. Es wird auch das moderne europäische Zugsicherungssystem ETCS installiert.

Mit den Vorarbeiten soll 2028 begonnen werden, der Tunnelvortrieb beginnt 2031. Die Baukosten: Zehn Milliarden tschechische Kronen, knapp 397 Millionen Euro. Die ersten Züge sollen 2038 auf der komplett neuen Strecke fahren. Zwischen Beroun und Pilsen wurden die Gleise bereits in den vergangenen Jahren auf 200 km/h ausgerüstet, auch mit einem neuen Tunnel. Die Fahrzeit von Prag nach Pilsen soll auf unter 45 Minuten, also fast um die Hälfte, verkürzt werden. Die Strecke wird im Vergleich zu der jetzt entlang des Flusses Berounka führenden überlasteten Trasse um etwa zehn Kilometer verkürzt.

Tschechien baut ICE-Standard aus, während Bayern alte Diesel-Züge aufs Gleis schickt

Die noch eingleisige Strecke zwischen Pilsen und der Grenze bei Furth im Wald wird ebenfalls zwischen 2027 und 2030 für umgerechnet 43 Millionen Euro zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Insgesamt soll die Fahrzeit auf den rund 160 Kilometern zwischen Prag und Grenze um bis zu einer Stunde schrumpfen.

Bei Pilsen wurde schon dieser Bahntunnel gebaut.
Bei Pilsen wurde schon dieser Bahntunnel gebaut. © Celestyn/Wikipedia

Und auf der bayerischen Seite? Hier ist Strecke bis Regensburg zweigleisig und elektrifiziert und großteils mit 160 km/h befahrbar. Ab Regensburg gibt es eine zweigleisige Strecke bis Schwandorf, die weiter nach Weiden/Hof führt und von Dieselzügen befahren wird.

München-Prag mit dem Zug – Deutschland lehnte 2011 Ausbau-Projekt ab

In Schwandorf zweigt die 1861 eröffnete Prager Strecke eingleisig über Furth im Wald zur Grenze ab. Derzeit wird bei den „Alex“-Personenzügen nach Prag in Regensburg die Elektrolok durch eine Diesellok ersetzt, in Schwandorf wird die Richtung geändert, was ebenfalls einen Lokwechsel bedeutet. In Pilsen wird wieder eine Elektrolok vorgespannt. Im Einsatz ist beim Alex der Länderbahn ausgemustertes, erneuertes Waggonmaterial der DB, teilweise umgebaute „Silberlinge“. Jüngst musste der Freistaat Bayern eine Neuausschreibung für die Strecke stoppen, da kein akzeptables Angebot von Betreibern vorlag.

Das ehrgeizige Projekt der Donau-Moldau-Bahn sollte den Umweg über Schwandorf mit einer Neubaustrecke abkürzen. Das war dem deutschen Staat zu teuer. 2011 wurde das Projekt begraben, weil es unrentabel erschien. Immerhin sollen die Gleise elektrifiziert werden. Die Strecke Hof-Schwandorf-Regensburg bekommt ohnehin Fahrleitungen, um die dortige Dieselinsel abzuschaffen. Oberleitungen sollen auch von Schwandorf bis zur Grenze installiert werden – auch das eine oder andere zweigleisige Stück.

Zugstrecke München-Prag bald in unter 4 Stunden? Maßnahmen könnten 2035/36 abgeschlossen sein

Wann das Projekt fertiggestellt wird? Lukas Iffländer von Pro Bahn, der in den Lenkungskreisen der Projekte sitzt, schätzt auf Anfrage von IPPEN.MEDIA: „Die Maßnahmen könnten 2035/36 abgeschlossen sein.“ Bahn und Freistaat geben an, dass die Fahrzeit München-Prag künftig 4:15 Stunden betragen würde. Iffländer: „Mit einem Pendolino wären sogar unter vier Stunden drin.“ Auch die Strecke-Nürnberg-Schwandorf soll elektrifiziert werden, sodass schnelle Direktzüge von Nürnberg nach Prag möglich wären.

Die neue Bahnstrecke Prag München beginnt mit einer neuen Moldaubrücke und einem 24,7 Kilometer langem Tunnel.
Die neue Bahnstrecke Prag München beginnt mit einer neuen Moldaubrücke und einem 24,7 Kilometer langem Tunnel. © Správa železnic/Tschechisches Eisenbahnamt

Johanna Meier, Sprecherin des bayerischen Verkehrsministeriums, erklärt auf Anfrage von IPPEN.MEDIA, dass die Elektrifizierung der Strecke von München zur tschechischen Grenze als ein Bedarfsplanprojekt des Bundes und im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelistet sei. „Seit 2021 laufen die Planungen und befinden sich aktuell noch in einer frühen Phase“, so Meier.

Der Bund plane einzelne zweigleisige Abschnitte und eine Geschwindigkeitsanhebung der Bestandsstrecke auf 160 km/h. Zu den Plänen jenseits der Grenze sagt Meier: „Der Ausbau der tschechischen Seite ist im Vergleich zu den Plänen des Bundes ambitionierter, sowohl was die zukünftige Höchstgeschwindigkeit als auch die durchgehende Zweigleisigkeit angeht.“

Streckenausbau in Bayern scheiter an Kosten-Nutzen-Verhältnis

Großzügigere Ausbaumaßnahmen waren am niedrigen Kosten-Nutzen-Verhältnis gescheitert. Iffländer: „Dass die tschechische Seite mit hohem Standard ausbaut, liegt daran, dass man dort mit viermal so viel Güterverkehr kalkuliert hat, als in Bayern.“ Ministeriumssprecherin Meier sagt: „Aus Sicht des Freistaats Bayern wird ein einseitiger Fokus auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Bedeutung von grenzüberschreitenden Projekten zum Teil nicht gerecht.“ Dass eine nur teilweise zweigleisiger Streckenausbau problematisch ist, zeigt das Beispiel der elektrifizierten Bahnstrecke München-Lindau, auf der die Eurocity-Express-Züge ständig Verspätungen haben.

Die tschechische Bahn investiert enorm viel in die Erneuerung ihres Schienensystems. So wird auch die Bahnstrecke von Prag zum Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein/Zelezna Ruda elektrifiziert. Auf bayerischer Seite, wo die Strecke nach Plattling führt, gibt es keine Elektrifizierungspläne. Zwischen Prag und Dresden laufen die Vorbereitungen für eine neue Bahnstrecke, zu der ein 30 Kilometer langer Tunnel durch das Erzgebirge gehört. Die schon seit den 60er Jahren elektrifizierte Strecke Pilsen-Eger, die weiter nach Schirnding (Bayern) führt, wird derzeit zweigleisig ausgebaut.

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