Spitzen-Ökonom fordert: „Sollten uns alle eine Scheibe von der Generation Z abschneiden“

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

DIW-Präsident Marcel Fratzscher hat mehrere Ideen, wie wir den Fachkräftemangel langfristig beheben. Eine davon ist, die Generation Z endlich ernst zu nehmen.

61 Prozent der deutschen Beschäftigten befürchten einen Burnout. 30 Prozent aller Befragten hatten schon einmal einen. Das zeigt die Studie „Arbeiten 2023“ der Betriebskrankenkasse Pronova, die BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von IPPEN.MEDIA, vorliegt.

Im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Corona-Pandemie ist das ein Anstieg um elf Prozentpunkte. Woran liegt das? „Ein Grund dafür ist die Entgrenzung der Arbeit“, sagt Prof. Marcel Fratzscher im Interview mit BuzzFeed News Deutschland. Er ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Viele Beschäftigte fordern Home-Office. Auch Digitalisierung und flexible Arbeitszeiten sehen viele Menschen positiv, doch all das habe auch riskante Seiten. „Arbeit bleibt nicht mehr begrenzt und jeder und jede ist praktisch immer erreichbar“, so Fratzscher.

Ein zweiter Punkt seien die veränderten Anforderungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Unsere Jobs sind viel komplexer geworden. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen ständig dazulernen, ihre Aufgaben verändern sich. Das setzt viele Menschen unter Druck.“ Die dritte Ursache sei, dass es immer mehr alleinerziehende Berufstätige gebe, die „Belastungen noch viel stärker spüren“.

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). © DIW Berlin/B. Dietl

BuzzFeed News Deutschland

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.

DIW-Präsident: „Die Menschen, die weniger arbeiten wollen, sollen weniger arbeiten“

Wer wegen eines Burnouts ausfällt, fehlt am Arbeitsplatz. Der momentan schwächelnden Wirtschaft hilft das nicht, im Gegenteil. Doch wie muss sich die Arbeitswelt verändern, damit Arbeitnehmer zufrieden, gesund und damit auch leistungsfähig bleiben?

„Die Arbeitswelt muss mehr auf die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten eingehen und ihre Wünsche nach Arbeitszeit, Arbeitsort und Verantwortung beachten“, sagt DIW-Präsident Fratzscher. „Die Menschen, die weniger arbeiten wollen, sollen weniger arbeiten.“

Sie würden in vier Tagen nicht genauso viel schaffen, wie in fünf Tagen. Aber wenn man die steigende Anzahl an Krankheitstagen und die zunehmende Zahl von erwerbsunfähigen Menschen einbeziehe, werde klar: „Es ist wirtschaftlich sinnvoll, dass Menschen so viel arbeiten, wie sie möchten.

Es ist wirtschaftlich sinnvoll, dass Menschen so viel arbeiten, wie sie möchten.

3 (24).jpg © DIW Berlin/B. Dietl, Pond5 Images/IMAGO Collage

Die Generation Z liegt mit ihrer Einstellung zu Arbeit also völlig richtig – hier acht Gründe warum

Marcel Fratzscher über Gen Z: „Ist kein Egoismus, das ist Selbstschutz“

Dann hat die Generation Z recht, wenn sie eine bessere Work-Life-Balance fordert? Der DIW-Präsidenten bejaht. „Wir sollten uns alle eine Scheibe von der Generation Z abschneiden“, fordert Fratzscher. „Alte weiße Männer haben auch schon in meiner Jugend geklagt, wie faul die junge Generation sei. Das müssen wir einfach ignorieren.“

Die Corona-Pandemie, wegen der sich die Gen Z einsam fühlt, der Ukraine-Krieg, die Klimakrise: Selten habe eine Generation so schwierige Startchancen gehabt wie die Gen Z. „Das ist kein Egoismus, das ist Selbstschutz“, findet der Ökonom.

Wir sollten uns alle eine Scheibe von der Generation Z abschneiden.

Mehr zum Thema: Ein Forscher erklärt, warum sich die Generation Z alt findet

Auch interessant

Kommentare