Capri ist eine Insel, auf der selbst der Schatten dekorativ wirkt. Zwischen Kalkstein und Bougainvillea, Olivenhain und Felsnadel schwebt eine Aura, die resistent ist gegen die Massen an Touristen. Wer Capri betritt, landet nicht einfach auf einer Insel im Golf von Neapel. Er betritt eine Bühne.
Selbst der Eintritt in die Blaue Grotte ist ein körperlicher Akt: Man duckt sich durch eine schmale Felsspalte, und landet – fast irreal – in einem fluoreszierenden Dunkelblau, das sich jeder Kamera entzieht. Die Römer kannten diesen Ort, aber es war ein deutscher Maler, August Kopisch, der ihn im 19. Jahrhundert zur Ikone machte. Heute ist die Grotte überlaufen, der Mythos kommerzialisiert. Und dennoch bleibt etwas zurück: eine Ahnung davon, wie sich Staunen anfühlt, berichtet la-bella-vita.club.
Die Macht der Abgeschiedenheit
Capri ist nicht nur Schönheit, sondern war auch Machtort. Tiberius, der zweite römische Kaiser, zog sich auf die Insel zurück – auch aus politischen Gründen. Die Villa Jovis, auf einem Felsplateau über dem Meer gelegen, wirkt wie ein architektonisches Echo der Weltflucht. Hier, fernab vom Lärm Roms, trafen Entscheidungen das Imperium – und zugleich verkroch sich ein Mann vor der eigenen Geschichte. Die Ruinen erzählen noch immer von Badeterrassen und Intrigen, von Kalkstein und Kontrolle.
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Skulpturen aus Zeit und Meer
Wer die Küstenlinie im Südosten betrachtet, sieht die weltberühmten Faraglioni. Drei Felstürme, aus dem Meer geschält wie Skulpturen. Jeder mit einem Namen, jeder mit Geschichte. Der mittlere ist durchbohrt – ein Tunnel, durch den Boote gleiten wie durch eine gedachte Grenze zwischen Diesseits und Legende. Der Anblick ist dramatisch und ruhig zugleich, ein Stück Antike in ständiger Bewegung.
Capri und die Kreativen
Vielleicht ist es diese Gleichzeitigkeit von Dramatik und Stille, die Schriftsteller immer wieder hierhergezogen hat. Norman Douglas schrieb auf Capri seinen berühmten „South Wind“, Rainer Maria Rilke verfasste Verse am Meer, Jean-Paul Sartre kam, um zu verstehen – und blieb, um sich treiben zu lassen. Maxim Gorki entwarf hier seine Vision vom neuen Menschen, Monika Mann lebte mit einem Fischer. Wandert man auf alten Maultierpfaden oder fährt mit dem Sessellift auf den Monte Solaro, begreift man: Diese Insel ist inszeniert von der Natur. Agaven, Oleander, steile Klippen – nichts ist hier beiläufig. Selbst der Wind scheint hier dramaturgisch zu wehen. Capri war nie nur Kulisse, sondern immer auch Labor für Gedanken.
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Die Kunst des Nichtstuns
Im Zentrum von Capri-Stadt liegt die Piazzetta. Ein Platz, so klein wie berühmt, auf dem gleichzeitig nichts und alles geschieht. Es ist ein Ort, der weniger durch seine Architektur als durch sein Tempo definiert ist. Espresso wird hier nicht getrunken, sondern zelebriert. Gespräche sind halblaut, Blicke beiläufig – und doch beobachtet man sich gegenseitig mit der Präzision einer Theaterloge.
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Capri war Jetset, lange bevor Instagram das Wort neu belegte. Liz Taylor, Sophia Loren, Brigitte Bardot – sie alle kamen, blieben, prägten ein Bild. Heute sind es andere Namen, aber der Reflex ist derselbe: Wer gesehen werden will, kommt hierher. Doch jenseits der Kameras bleibt Capri auch ein Ort, der sich gegen einfache Zuschreibungen wehrt. Schön? Ja. Aber nie nur schön. Berühmt? Ja, aber nie nur berühmt. Für viele ist es nur ein Tagesausflug – ein flüchtiger Blick auf ein Postkartenmotiv. Für andere ist es ein Ort, der sich einprägt wie ein Zitat, das man nicht ganz versteht, aber nie vergisst. Capri bleibt.