„Schockoffensive“ der F-16-Kampfjets? Bitterer Verlust für Putin nach Gleitbomben-Angriff der Ukraine
Die Ukraine schlägt zurück: Bei Kursk ging Putin vermutlich ein Störsender verloren; durch einen Gleitbomben-Schlag. Womöglich geführt von einer F-16.
Kursk – „Der mutige Schritt veränderte das Schlachtfeld“, schrieb Samya Kullab Mitte August. Die Reporterin der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) zielte auf den Einfall der Verteidiger in das Reich von Wladimir Putin. Jetzt erhält der Ukraine-Krieg offenbar eine neue Dynamik: Die Ukraine greift aktuell das russische Territorium an, mit Gleitbomben amerikanischen Ursprungs – möglicherweise ist die Attacke auch ein erstes Ergebnis eines F-16-Kampfjet-Einsatzes. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden reagiert mit diplomatischer Zurückhaltung – sieht sich aber in ihrem Handeln bestätigt.
Einsatz der F-16-Kampfjets bei Kursk-Offensive der Ukraine? Gleitbombe sollen russische Einheit zerstört haben
Mykola Oleschuk meldete, der Angriff mit einer Salve GBU-39-Bomben, die von den Vereinigten Staaten geliefert wurden, habe zu russischen Opfern und zur Zerstörung von Ausrüstung geführt. Waren F-16-Kampfjets an dem Einsatz beteiligt? Der Generalleutnant und Befehlshaber der ukrainischen Luftwaffe bestätigte damit den Angriff auf den Posten einer russischen Einheit vom Umfang eines Zuges – also bis zu 40 Mann. Zerstört worden seien dadurch Möglichkeiten zur Elektronischen Kampfführung, also diverse Ausrüstung sowie Waffen; das Schicksal der vermeintlichen 40 Soldaten ist fraglich. Die Ukraine hat den Angriff durch eine Drohne gefilmt und auf Telegram veröffentlicht. Allerdings sind da vor allem weiße Rauchschwaden zu sehen.
GBU-39B Small Diameter Bomb (SDB)
Die GBU-39B Small Diameter Bomb (SDB) ist eine 250-Pfund-Lenkmunition mit erweiterter Reichweite, die bei jedem Wetter, bei Tag und bei Nacht eingesetzt werden kann. Die SDB nutzt das Global Positioning System (GPS), um zum Ziel zu navigieren. Darüber hinaus ermöglicht ihre geringe Größe eine größere Flugzeugbeladung, um mehrere Abschüsse pro Einsatz zu erzielen, und verringert automatisch die Wahrscheinlichkeit von Kollateralschäden.
Sie kann feste und stationäre Ziele mit hoher Priorität von Kampfflugzeugen und Bombern der Luftwaffe in internen Buchten oder an externen Aufhängungspunkten zerstören und Distanzreichweiten von mehr als 75 Kilometern erreichen. Das System kann auf ein oder mehrere Ziele ausgerichtet und abgefeuert werden. Die Zielkoordinaten des SDB werden vor dem Abfeuern durch die Besatzung am Boden oder in der Luft in die Waffe geladen. Sobald die Waffe abgefeuert ist, navigiert sie sich mithilfe von GPS selbst zum gewünschten Auftreffpunkt.
Quelle: United States Air Force
Interessant ist, dass die US Air Force angibt, dass die F-15E Strike Eagle die einzige reguläre Plattform für dieses Waffensystem sei – ein zukünftiger Träger sei aber auch die F-16. Möglicherweise ist sie das bereits, und die ukrainischen F-16 aus dem Westen haben ein erstes Ausrufezeichen gesetzt.
Nach Lieferung der F-16-Kampfjets: Selenskyj erhält von Biden neues US-Waffenpaket
AP berichtet, US-Präsident Joe Biden habe in einer Erklärung zum ukrainischen Unabhängigkeitstag am 24. August mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen, um „Amerikas unerschütterliche Unterstützung für das ukrainische Volk zum Ausdruck zu bringen“, wie AP schreibt. In dem Zusammenhang soll Biden nach der Lieferung von F-16-Kampfjets außerdem ein neues Militärhilfe-Paket für die Ukraine angekündigt haben; darin enthalten seien Flugabwehrraketen, Drohnen-Abwehr, Panzerabwehrraketen und mobile Raketensysteme.
„Es gibt ihnen eine größere Schlagkraft, die sie bisher nicht hatten, es ergänzt ihr Arsenal an Langstreckenfeuerwaffen. Es ist einfach ein zusätzlicher Pfeil im Köcher, der es ihnen ermöglicht, mehr zu tun.“
Allerdings bleibt die carte blanche im Ukraine-Krieg und bei der Kursk-Offensive weiterhin aus: „Sie dürfen von den USA geliefertes Material verwenden, um sich gegen die russische Aggression zu verteidigen. Und, wie Sie wissen, hat der Präsident ihnen erlaubt, über diese Grenze hinweg US-Munition einzusetzen, um unmittelbare Bedrohungen abzuwehren“, sagte John Kirby, laut AP, jüngst vor der Presse in Washington. Aber der Sprecher des Weißen Hauses für nationale Sicherheit habe klargestellt, dass die ukrainische Offensive bei Kursk keine Änderung der generellen US-amerikanischen Zurückhaltung nach sich ziehe.
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Nach Lieferung der F-16-Kampfjets: Lässt Einsatz der Gleitbombe im Ukraine-Krieg aufhorchen?
Der Einsatz der GBU-39 könnte die Welt allerdings aufhorchen lassen, hatte Politico im Januar auch im Zusammenhang mit einer möglichen Lieferung von F-16-Kampfjets vermutet: „Die Ukraine wird das erste Land sein, das die Bombe im Kampf einsetzt; was sie zu einem wichtigen Testfall für andere Länder macht, die sich seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 mit Langstreckenmunition eindecken“, schrieb das Magazin.
Die Waffe war demnach erst Ende vergangenen Jahres in die Ukraine geliefert worden – eine Gemeinschaftsproduktion des US-amerikanischen Flugzeugbauers Boing und der schwedischen Waffenschmiede Saab.
Ukraine-Krieg: Erster realer Testlauf für die kleine moderne US-Gleitbombe
Laut der US Air Force soll die Waffe seit 2006 marktreif sein; wie Politico berichtet, habe sie aber international keine Abnehmer gefunden, obwohl die Niederlande im Jahr 2010 Interesse an der Waffe bekundet haben sollen. Sie soll bereits im Irak-Krieg durch die USA eingesetzt worden sein – der Ukraine-Krieg schien den USA dann aber wohl geeignet, die Fronttauglichkeit des Waffensystems zu testen.
Allerdings führt die Ukraine keine F-15E in ihren Luftstreitkräften. Insofern könnte die Entscheidung für die Lieferung dieser Waffe zusammengehangen haben mit der geplanten und inzwischen erfolgten Lieferung der ersten F-16-Maschinen. Ohnehin war geplant, die westlichen Kampfjets zunächst vorrangig gegen Bodenziele einzusetzen – beispielsweise gegen die russischen Iskander-Raketen. Eine Station für die Elektronische Kriegführung mag als ebenso lohnendes Ziel erschienen sein, um den ukrainischen Drohnen mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen.
MIG-29 oder sogar ein F-16-Kampfjet? Gleitbomben-Schlag gegen Putin in der Kursk-Offensive
Allerdings war das Magazin The Warzone Mitte Juli herausgekommen mit einem Bild, das die in den USA hergestellten GBU-39/B-Kleindurchmesserbomben unter einem ukrainischen MiG-29 Fulcrum-Kampfflugzeug zeigt. Unter dem Jet aus sowjetischer Produktion hängt ein spezieller Pylon „mit einer möglicherweise weißen Antenne oder einem Sensor, der möglicherweise an ein elektronisches Gegenmaßnahmensystem angeschlossen ist, um die SDB-Halterungen für vier Bomben unter den Flügeln der MiG-29 aufzuhängen“, wie The Warzone schreibt.
War es also eine MiG oder doch ein F-16-Kampfjet, der für den mutmaßlichen Gleitbomben-Schlag gegen Putins Truppen in Kursk verantwortlich gewesen könnte. Schließlich berichtet das Magazin auch davon, dass die MIG umfangreich umgerüstet werden mussten, um die westlichen Waffen zu tragen: Die Pylone unter den Kampfjet-Tragflächen müssen mit einem Adapter modifiziert werden, um die westlichen Raketen zu montieren. Das gilt für alle von der Ukraine verwendeten Jets für alle vom Westen luftgestützten Waffen – diese Modifikationen setzen sich fort im Cockpit, von wo aus die Raketen via einzubauenden iPads oder Tablets gestartet werden können.
„Schockoffensive“: Ukraine rückt durch Gleitbomben Schritt für Schritt nach Russland vor
Damit kann die Ukraine also inzwischen Waffengleichheit herstellen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte wiederholt die Unterlegenheit seiner Luftabwehr gegen den russischen Gleitbomben-Terror angemahnt: Aufgrund der Luftüberlegenheit könne Russland mit Gleitbomben Städte und Verteidigungsstellungen der Ukrainer vernichten. Aktiv nutzten die Russen seinen Angaben zufolge die zerstörerische Taktik weiterhin an den Frontabschnitten bei Charkiw sowie im Gebiet Donezk in Richtung Tschassiw Jar und Pokrowsk. Bei Charkiw will die Ukraine aber inzwischen auch wieder Boden gutgemacht haben, wie Newsweek berichtet.
„Leider fehlt es der freien Welt in diesen beiden Fragen an Schnelligkeit“, sagte Selenskyj laut Deutscher Presse-Agentur bezüglich der Menge und der Schnelligkeit westlicher Waffenlieferungen. 50 bis 70 Kilometer können die Gleitbomben zurücklegen, die einfache Umrüstung vorhanden Materials an Munition senkt die Kosten. „Die Waffen trugen maßgeblich zum Fall der Stadt Awdijiwka bei, bei dem Gebäude und Befestigungen abgerissen wurden. Russland hat in diesem Jahr bereits 3.500 Gleitbomben abgeworfen, und diese Sprengstoffflut wird wahrscheinlich anhalten und sich sogar noch ausweiten. Es ist eine Besorgnis erregende Entwicklung“, hatte das Center for European Policy Analysis (CEPA) Anfang April geschrieben.
AP bezeichnet die ukrainische Attacke bei Kursk als „Schockoffensive“. Die ukrainischen Streitkräfte hätten demnach in diesem Monat neuen Auftrieb erhalten, nachdem die verzögerten Lieferungen amerikanischer Waffen endlich freigegeben wurden, weil auch die USA sowohl Notwendigkeit und Nutzen der Waffenlieferung für die Ukraine eingesehen hatten, wie ein anonymer US-Offizieller gegenüber Politico äußerte: „Es gibt ihnen eine größere Schlagkraft, die sie bisher nicht hatten, es ergänzt ihr Arsenal an Langstreckenfeuerwaffen. Es ist einfach ein zusätzlicher Pfeil im Köcher, der es ihnen ermöglicht, mehr zu tun.“