Merz und die Taurus-Frage: Bekommt die Ukraine jetzt den Marschflugkörper?

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Nach dem dramatischen Eklat im Oval Office wird Europa wohl mehr für die Unterstützung der Ukraine tun müssen. Auch die Taurus-Frage könnte erneut Thema werden.

Berlin – Ein Eklat, den es im Oval Office so noch nicht gab: Wolodymyr Selenskyj wird aus dem Weißen Haus geworfen. Donald Trump und J.D. Vance stritten sich regelrecht mit dem ukrainischen Präsidenten vor laufenden Kameras. Auch für Europa wird das wohl Konsequenzen haben. Die deutsche Taurus-Frage wird wohl auch in den kommenden Tagen wieder in den Mittelpunkt der Gesprächsthemen rücken, wenn es um den Ukraine-Krieg geht.

Für Deutschland hätte dieser beispiellose Eklat wohl nicht zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. Wenige Tage nach der Bundestagswahl stecken SPD und CDU inmitten der Sondierungsgespräche zu einer möglichen Neuauflage der „GroKo“. SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz lehnte bisher eine Lieferung des deutschen Marschflugkörpers Taurus ab. Friedrich Merz hingegen zeigte sich im Wahlkampf vor der Bundestagswahl immer wieder offen, die Rakete Kiew zur Verfügung zu stellen.

Europa versammelt sich hinter Selenskyj nach Eklat im Weißen Haus

Direkt nach dem hitzigen Gespräch zwischen den Staatschefs gab es aus Europa eine Welle der Unterstützung für den ukrainischen Präsidenten. In Europa ist man sich nun bewusst: ohne die Hilfe der USA muss die Europäische Union deutlich mehr für die Sicherheit der Ukraine und der europäischen Grenzen leisten. Beim Ukraine-Gipfel am Sonntag in London lädt der britische Premierminister Keir Starmer Selenskyj und die anderen europäischen Staats- und Regierungschefs ein, um über einen möglichen Ukraine-Frieden zu beraten.

Fakten zum Taurus Marschflugkörper laut Bundeswehr
Aufgaben Bekämpfung von Hochwertpunktzielen
Länge 5,1 Meter
Gewicht 1,35 Tonnen
Reichweite 500 Kilometer
Flughöhe 50 Meter

Scholz und die Taurus-Frage: schwenkt Merz jetzt um?

Scholz‘ großer Kritikpunkt an der möglichen Lieferung der Marschflugkörper ist das Eskalationspotenzial dieser Rakete. Denn mit einer Reichweite von um die 500 Kilometer könnte die Ukraine von den Frontlinien aus auch Moskau mit dem deutschen Marschflugkörper treffen. Die deutsche Waffe mit der größten Reichweite, die die Bundesregierung bisher an Kiew geliefert hat, ist der Mars II Raketenwerfer, der Ziele in einer Entfernung von bis zu 84 Kilometern treffen kann. Andere EU-Länder wie Frankreich und Großbritannien hatten der Ukraine den vergleichbaren Marschflugkörper Storm Shadow zur Verfügung gestellt.

Scholz und CDU-Chef Friedrich Merz telefonierten noch am Freitagabend nach dem Eklat im Oval Office miteinander, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Angesichts der wahrscheinlich versiegenden US-Unterstützung für die Ukraine, wächst der Druck auf Europa in Sicherheitsfragen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Und das beträfe wohl auch die Taurus-Frage.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kann sich eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine vorstellen. © IMAGO / dts Nachrichtenagentur/ZUMA Press Wire/Canva/Montage

Wie viele Taurus könnte Deutschland an die Ukraine liefern?

Nun, da es immer wahrscheinlicher wird, dass Deutschland den Taurus auch liefern wird, stellt sich die Frage, wie viele der Marschflugkörper die deutsche Bundeswehr entbehren könnte. Aktuell verfügt die Bundeswehr über 600 Stück des Taurus-Marschflugkörpers. Somit könnte Deutschland an die 100 Exemplare an die Ukraine schicken, ohne die eigene Sicherheit zu gefährden, spekuliert Forbes.

Die Ukraine könnte den Taurus unter die ehemalig sowjetischen Suchoi Su-24 Bomber hängen, die bereits modifiziert wurden, um den französisch-britischen Storm Shadow Marschflugkörper zu tragen. Vielleicht gibt auch Kanzler Scholz jetzt angesichts der dramatischen Entwicklungen in Washington das grüne Licht und liefert den Taurus doch noch. (sischr)

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