Adria-Aufstand gegen Urlauber-Wahnsinn: Bizarre Vorfälle – jetzt werden Touristen vertrieben

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Eine kroatische Adria-Insel wird zum Schauplatz eines ungleichen Kampfes. Bis zu tausend Urlauber überrennen das kleine Eiland ohne touristische Infrastruktur.

Preko – Zehn Bewohner gegen tausend Touristen täglich: ein Kampf, der von vornherein aussichtslos scheint. Doch genau diesen führen die Bewohner der kroatischen Insel Ošljak jetzt gegen die Touristenmassen, die ihr 0,3 Quadratkilometer kleines Refugium überrennen. Die kleine Adria-Insel bei Zadar wird jeden Tag von mehreren Ausflugsbooten mit bis zu 1000 Urlaubern überschwemmt, während dort im Winter lediglich zehn Personen wohnen.

Die Otocic Osljak Insel in Kroatien. (Archivbild)
Die Bewohner der Adria-Insel Ošljak wehren sich gegen Massen an Touristenbooten. © xxbrchxx/Imago

Was das für die Einheimischen bedeutet, zeigt ein absurdes Erlebnis: „Der Höhepunkt war, als vor ein paar Tagen ein Fremder ins Haus kam und fragte, wo die Toilette ist“, erzählt eine Inselbewohnerin gegenüber dem kroatischen Nachrichtenportal 24sata. Was früher ein ruhiger Rückzugsort war, ist heute zu einer Chaos-Zone in Kroatien geworden.

Urlauber-Wahnsinn auf Adria-Insel mit „Höhepunkt“: Fremder fragt nach Toilette in Privathaus

Denn die Urlauber hinterlassen nicht nur Müll und Fäkalien. Sie laufen auch durch private Gärten, pflücken Obst und Gemüse und zerstören jahrhundertealte Steinmauern, wie die Zeitung Slobodna Dalmacija schreibt. Ähnliches ereignete sich auch kürzlich mit einer Statue auf der kroatischen Adria-Insel Hvar. Einige Bewohner von Ošljak haben ihre Häuser für die Hochsaison bereits verlassen.

Mihovil Valčić, Gemeinderat und Sprecher der Inselbewohner, äußert sich verärgert: „Diese Boote kommen völlig illegal und unrechtmäßig in ein geschütztes Gebiet, und wir sind nur zwei Stufen vom Nationalpark entfernt“, sagt er gegenüber 24sata. Die Adria-Insel ist seit 40 Jahren als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Fäkalien und profitorientierte Bootsbetreiber auf Adria-Insel: „Diese Kämpfe führen wir seit fast 15 Monaten“

Das zentrale Problem liegt darin, dass Ošljak keine touristische Infrastruktur hat. Es gibt keine öffentlichen Toiletten, kein Trinkwasser und keine Geschäfte – lediglich ein privates Restaurant. Die Insel kann die Massen an Urlaubern daher nicht bewältigen. Die Bewohner fordern einen Managementplan für das Schutzgebiet und eine strenge Regulierung der Bootsankünfte. Bis dahin wollen sie jeden Touristenansturm verhindern.

„Diese Kämpfe führen wir seit fast 15 Monaten mit den Institutionen und das ziemlich erfolglos, weil sie nicht auf unsere Forderungen und gesetzlichen Bestimmungen reagieren“, beklagt sich Valčić gegenüber HRT Radio Zadar. Die Bootsbetreiber würden ohne Genehmigungen arbeiten und bis zu 600 Euro pro Tour einnehmen – bei drei bis vier Fahrten täglich.

Valčić wird noch deutlicher: „Wir sind Eigentümer dieses Landes. Meine Vorfahren haben es aufgebaut, gehütet und sogar verschenkt: einen Teil ihres Besitzes gaben sie, damit ein Weg durch die Insel gebaut werden konnte. Und jetzt passiert es, dass wir uns im eigenen Zuhause nicht sicher fühlen“, so der Bewohner gegenüber Slobodna Dalmacija.

Massen-Tourismus auf Adria-Insel: Insulaner kämpfen gegen „touristischem Terror“

Doch die Insulaner geben nicht auf. Sie wollen ihre Heimat vor dem „touristischen Terror“ schützen, wie sie es nennen. Die Gemeinde Preko hat inzwischen ein vorläufiges Verbot für Ausflugsboote erlassen. Die Mehrheit der Bewohner hat eine entsprechende Petition unterschrieben. Die Bootsbetreiber widersetzen sich allerdings diesem Verbot und bestreiten die Vorwürfe, meldet Slobodna Dalmacija.

Die Proteste auf der kroatischen Insel gegen Urlauber sind nur einer von vielen. Auch an anderen Orten, wie etwa Paris, wehrt man sich gegen den Massen-Tourismus. Auch gab es auf Mallorca erst vor kurzem starke Proteste aufgrund der enormen Mengen an Urlaubern, die den Einwohnern das Leben schwer machen.

Und auch ein mediterranes Wunder im Süden in Kroatien im Nationalpark Mljet ist bedroht: das größte Riff aus Steinkorallen im gesamten Mittelmeer. Ein Verlust des Naturjuwels an der Adria hätte weitreichende Folgen für das ökologische Gleichgewicht. (nana)

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