Inspirierende Kraft weiblicher Kunst: Gemeinschaftsprojekt „Frauenzimmer“ in Weyarn
Füllig, farbenfroh, weltberühmt: Das sind die Nanas der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle, die längst mehr sind als nur auffällige Hingucker. Sie stehen für moderne, selbstbewusste, erotische und lebensbejahende Frauen – und nun eine Woche lang auch für das Projekt „Frauenzimmer“, zu dem neun Künstlerinnen ins Bürgergewölbe in Weyarn einladen.
Weyarn – „Mit denen Nanas hat alles angefangen“, erzählt Lorita Bögl, während ihre Mitstreiterinnen noch mitten in den Vorbereitungen sind, Skulpturen rücken, bis sie am besten Platz stehen, Gemälde hängen und Inventar elegant hinter Tüchern verschwinden lassen, damit es nicht von den Exponaten ablenkt. Autodidaktisch hatten ein paar von ihnen gemeinsam aus Draht und viel Papier die Nanas konstruiert, von denen drei nun im Zentrum des Raumes stehen. Eine Vierte hat das Hagelwetter im vergangenen Sommer nicht überlebt, als sie als besonderer Hingucker im Klostergarten stand. Was tun mit den Nanas, die zu bauen so viel Freude gemacht hatte? „Wir haben ein Format gesucht und ein Thema gefunden“, beschreibt es Bögl. Es sei ihnen ein Anliegen gewesen, Kraft und Lebensenergie zu zeigen und dass die Welt mehr Weiblichkeit brauche. Und weil Nanas allein zwar schön, aber zu wenig gewesen seien, streckten sie die Fühler aus nach Frauen, die zu ihnen passen könnten.
So haben sich neun Frauen im Alter von 21 bis 66 zusammengefunden: Barbara und Clara Bertram, Lorita Bögl, Renate Döring, Nina Frare, Ulrike Lachenmayr, Maria Rieder, Monika Stahlhofer und Agnes Wieser. Das Kreative sei ihre Klammer, die Vielfalt der Herangehensweise mache es spannend, wie sie an das Frau-Sein von vor 30 000 Jahren bis heute herangehen, archaische und mythologische Themen aufgreifen.
Rahmenprogramm mit „Frauengeschichten“ und mehr
Wie sie sich dabei gegenseitig animieren und inspirieren, wird schon beim Aufbau der Ausstellung deutlich, die über das Anschauen des Gezeigten hinaus gehen soll. Nicht von ungefähr steht im Untertitel auf dem längst vergriffenen Flyer „...mehr als eine Ausstellung“. Die Künstlerinnen wollten mutiger sein und ein Rahmenprogramm anbieten, das Gedanken anstößt. Nicht nur zum Weltfrauentag am Freitag, 8. März 2024, um den sie nicht zufällig das zeitliche Gerüst gelegt haben: Ab 19 Uhr wird Monika Stahlhofer unter dem Titel „Von der Venus zur Nana“ über den Entstehungsprozess des „Frauenzimmers“ erzählen. Bereits an diesem Sonntag steht zwischen 14 und 16 Uhr „Frauengeschichten lauschen“ im Programm. Unter anderem wird ein Kalender vorgestellt, der aus einer Schreibwerkstatt mit Anja Gild aus Valley entstand. Mit einem gemeinsamen „heilsamen Singen“ soll am Sonntag, 10. März das „Frauenzimmer“ wieder geschlossen werden. Nicht für immer, denn es will sich neue Räume suchen.
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Zunächst aber genießen die Ausstellerinnen mit ihren Gästen, die ohne Eintritt und Anmeldung dazu kommen können, die inspirierende Kraft weiblicher Kunst, die es sich auch in aller Stille und ohne Programm anzuschauen lohnt. Am besten im gelben Ohrensessel sitzend mit einem Blick, der über Bilder, Skulpturen, Drucke und floralen Kunstwerke schweift.
Auf dem Weg nach draußen fällt der Blick auf ein Plakat. Im Lexikonstil fasst es zusammen, woher der Begriff „Frauenzimmer“ kommt, was es ausmacht. Es endet mit dem „Synonym Weibsbild“, dem die Gedanken spontan ein „Frauenpower“ hinzufügen. Allein schon wegen der Dynamik und positiven Energie, die die Frauen ausstrahlen, die hier am Werk sind.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung „Frauenzimmer“ im Weyarner Bürgergewölbe (J.-B.-Zimmermannstraße 5) eröffnet mit einer Vernissage am Samstag, 2. März 2024, um 19 Uhr. Geöffnet ist sie am Sonntag, 3. März 2024, sowie von Mittwoch bis Sonntag, 6. bis 10. März 2024, jeweils von 9 bis 17 Uhr (Eintritt frei).