Kreisjugendring sieht sich vor dem Aus: Differenzen mit Landkreis Miesbach eskaliert
Die Differenzen zwischen dem Kreisjugendring (KJR) und dem Landkreis Miesbach sind eskaliert. Nachdem keine Einigung über das Budget 2024 gefunden wurde, sieht sich der KJR vor dem Aus.
Landkreis – Aus Sicht des Kreisjugendrings (KJR) sind die Verhandlungen über das Budget und den Grundlagenvertrag 2024 mit dem Landkreis gescheitert. Der KJR sei nicht mehr handlungsfähig, fasst Vorsitzender Markus Weber im Gespräch mit unserer Zeitung zusammen. Bei der Herbstvollversammlung legte der Vorstand den Delegierten der rund 25 Mitgliedsvereine deshalb keinen Haushaltsplan vor. Stattdessen kündigte Weber seinen Rücktritt zum Jahresende an. Damit droht dem Kreisjugendring seine Auflösung. Den Grundlagenvertrag werde der Bayerische Jugendring als übergeordnete Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem Landratsamt weiterverhandeln, heißt es im Versammlungsprotokoll.
Neben den Jugendzentren in Miesbach, Hausham, Holzkirchen und Tegernsee kümmert sich der KJR unter anderem um die Verteilung von Zuschüssen des Landkreises für Jugendarbeit in Vereinen und Verbänden. Insgesamt sollte die Organisation 2024 nach dem Willen des Landkreises 350 000 Euro erhalten, sagt Weber. Notwendig seien jedoch 450 000 Euro.

Der darüber seit Anfang November brodelnde Konflikt wurde, wie berichtet, erst kürzlich im Kreisausschuss öffentlich bekannt. Dort hatte sich Kreiskämmerer Gerhard de Biasio im Zuge der Haushaltsberatungen gegen den Vorwurf verwehrt, dass Mittel des KJR gekürzt worden seien. Vielmehr rechnete de Biasio vor, dass die Organisation durch Zuschüsse zur Miete und einen Gewinn, der durch eine FSJ-Stelle erwirtschaftet worden sei, effektiv 94 000 Euro mehr zur Verfügung habe.
KJR hält Mittel für zu wenig, um eine Geschäftsführung zu finanzieren
Weber, der seit eineinhalb Jahren ehrenamtlich dem KJR vorsitzt, dementiert das. Die Miete sei ein durchlaufender Posten, der nur fällig sei, weil die KJR-Geschäftsstelle Ende 2021 aus dem Landratsamt ausziehen musste. Gewinne könnten und dürften mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr ohnehin nicht erwirtschaftet werden.
„Ich kann nicht sagen, was falsch gelaufen ist“, sagt Weber nun zu den Verhandlungen. Das Budget sei mit einem Personalbemessungstool und auch händisch ermittelt worden. Der Haushalt sei im April mit der Verwaltung des Landkreises besprochen und vom Jugendhilfeausschuss Anfang Oktober empfohlen worden. „Bis uns der Kämmerer in einem Treffen am 2. November gesagt hat, dass wir nur 350 000 Euro bekommen.“
Das Wort „nur“ will Weber dabei nicht falsch verstanden wissen – schließlich seien die Vereine dankbar für alle Zuschüsse. Jedoch würden 80 000 Euro in die Jugendzentren fließen, 55 000 Euro an Vereine, 40 000 Euro müsse der KJR als Eigenkapital vorhalten, um ein FSJ anbieten zu dürfen und 30 000 Euro seien für die Miete eingestellt. Der Geschäftsstelle blieben damit 145 000 Euro – zu wenig, um eine Vollzeitstelle für die Geschäftsführung zu finanzieren, sagt Weber.
Gesprächstermin am Montag
Eine solche Geschäftsführung hatte es bis vor zwei Jahren noch gegeben. Die Zusammenarbeit mit der Angestellten habe jedoch nicht funktioniert, sagt Weber. Seither übernimmt der Vorsitzende die Aufgabe ehrenamtlich. Diese Verantwortung würden er und die weiteren Vorstandsmitglieder jedoch nicht weiter tragen wollen. „Wir können keinen Haushalt mehr aufstellen ohne Geschäftsführung.“
Dass das Budget vor zwei Jahren – laut Weber damals 333 000 Euro – noch zur Finanzierung einer solchen Vollzeitstelle gereicht hatte, nun aber nicht mehr reichen würde, liege an einer „irrsinnigen Mischkalkulation“, sagt der Vorsitzende. „Es hat sich schon ab 2020 abgezeichnet, dass das so nicht funktionieren kann.“ Die Bereiche müssten getrennt und einzeln berechnet werden. Hinzu kämen Lohnsteigerungen und die Inflation.
Der wohl letzte Ausweg aus dieser festgefahrenen Situation bietet sich voraussichtlich am Montag, 4. Dezember. Für diesen Tag habe die Verwaltung des Landratsamts zu einem Gespräch eingeladen, sagt Weber. Vorausgesetzt, er könne der bereits gefundenen Kandidatin für die Geschäftsführung im Anschluss eine Zusage geben, würde er noch einmal über seinen Rücktritt nachdenken. Sollten die Gespräche ergebnislos bleiben, ziehe er sich zurück, sagt Weber. „Ich bin gespannt, was passiert.“ nap
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