Arbeitsmarkt in der Region: Stabilität mit leichten Einbußen im Vergleich zum Vorjahr
Der Arbeitsmarkt in den Landkreisen Bad Tölz und Miesbach zeigt sich trotz niedriger Arbeitslosigkeit etwas schwächer als im Vorjahr. Experten sehen jedoch Anzeichen für eine mögliche wirtschaftliche Erholung.
Holzkirchen – Der Arbeitsmarkt in der Region erweist sich als robust, die Arbeitslosigkeit ist auf niedrigem Niveau. Dennoch sind die Zahlen schlechter als im Vorjahr. Gleichzeitig sind Anzeichen auf eine Besserung erkennbar. Das erklärten die Verantwortlichen der örtlichen Arbeitsagentur bei einem Pressegespräch am Dienstag (1. Juli).
Von einer „immer noch sehr guten Situation“ sprach Nicole Cujai bei dem Termin in der Holzkirchner Geschäftsstelle. Der Arbeitsmarkt sei „sehr robust“, auch auf einen „guten Stellenbestand“ verwies die Leiterin der für die Region zuständigen Agentur für Arbeit Rosenheim. Und sie fügte hinzu: „Aber wir spüren auch die schwächelnde Konjunktur.“ Zwar sind die aktuellen Arbeitslosenzahlen leicht im Vergleich zum Vormonat gesunken – ein saisonaler Effekt. Aber gleichzeitig stiegen die Zahlen über die vergangenen zwei Jahre hinweg kontinuierlich an.
Derzeit liegt die Arbeitslosenquote im Agenturbezirk, der die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach sowie Stadt und Landkreis Rosenheim umfasst, bei 3,0 Prozent. Bei diesem Wert wird gemeinhin von Vollbeschäftigung gesprochen. Mit 2,8 Prozent liegt die Quote für den Landkreis Miesbach etwas darunter, aber 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Bad Tölz-Wolfratshausen hat mit 2,3 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote im Agenturbezirk, aber auch hier ist im Jahresvergleich ein Anstieg (0,1 Prozentpunkte) zu verzeichnen.
Arbeitslosenzahlen steigen leicht, bleiben aber auf niedrigem Niveau
„Die wirtschaftliche Schwächephase ist auch hier zu erkennen“, sagte Cujai. Vor allem zeige sich dies im verarbeitenden Gewerbe, in der Baubranche und dem Handel – also den Sektoren, die direkten Einfluss auf die Wirtschaftskraft haben. Schwierige Rahmenbedingungen und ungewisse Zukunftsaussichten führen zu Zurückhaltung. „Das Personal wird gehalten, aber immer mehr Unternehmen besetzen frei werdende Stellen nicht so schnell nach“, erklärte Cujai.
Sie hofft auf „Wachstumsimpulse“ für die Wirtschaft. Gleichzeitig verweist Cujai auf Befragungen, die durchaus schon positive Anzeichen ergaben. Es sei ein „Stimmungswandel“ zu erkennen, sagte Cujai, ein „psychologischer Vertrauensvorschuss“, der sich nur in den Zahlen noch nicht niedergeschlagen hat. Aber es gibt eine Reihe freier Stellen: 897 im Agenturbezirk (387 weniger als im Vorjahr). Der IT-Bereich wächst weiter, auch in der Verwaltung, im Gesundheitswesen und bei sozialen Berufen herrscht nach wie vor hoher Bedarf an Fachkräften, erklärte Michael Preisendanz, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Rosenheim.
Wirtschaftliche Herausforderungen in Schlüsselbranchen sichtbar
Auch in der Gastronomie und der Pflege werden zahlreiche Mitarbeiter gesucht. Um den Bedarf zu decken, „sind wir in der Region auf den Zuzug von Menschen aus dem Ausland angewiesen“, machte Cujai deutlich. Die Zahl der Beschäftigten steigt stetig an. Waren dafür lange Zeit vor allem Bundesbürger sowie Menschen aus dem EU-Ausland verantwortlich, ist der Zuwachs seit 2024 auf Menschen aus Drittstaaten, auch Geflüchtete, zurückzuführen.
Viele Jahre, erklärte Cujai, seien Menschen aus Süd- und Osteuropa nach Deutschland gekommen, um zu arbeiten – nun werden sie auch dort gebraucht. Umso wichtiger sei es, hier Potenziale zu nutzen und Geflüchtete zu integrieren. „Wir brauchen Zuwanderung für den Arbeitsmarkt“, betonte Cujai. Das nötige Wachstum lasse sich „nicht allein mit einheimischen Arbeitskräften erreichen“, machte sie deutlich.
Regionale Quoten im Vergleich: Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach sowie Stadt und Landkreis Rosenheim
Nutzen ließe sich aber auch das Potenzial einer anderen Gruppe – nicht mehr ganz so junger Arbeitnehmer. Immer mehr rutschen in die Arbeitslosigkeit. „Ein Drittel unserer Kunden ist über 55 Jahre alt“, sagte Matthias Usbeck, Leiter der Holzkirchner Geschäftsstelle der Arbeitsagentur. Und für diese Menschen ist es oft besonders schwer, einen neuen Job zu finden. Sie sind qualifiziert mit viel Erfahrung, waren lange im selben Betrieb.
„Und plötzlich müssen sie eine Bewerbung schreiben“, betonte Cujai. Usbeck und Preisendanz appellieren an Arbeitgeber, solche Bewerber einzuladen und das persönliche Gespräch zu suchen. Die Bewerber ihrerseits müssten auch mal einen Kompromiss eingehen und beispielsweise einen längeren Arbeitsweg auf sich nehmen.
Auch bei Ausbildungsstellen gelte es, Lösungen für Hindernisse zu finden – etwa für den Weg zur Arbeit, wenn junge Menschen in ihrer Mobilität noch eingeschränkt sind. Sie sind generell aber in einer recht komfortablen Lage. Denn Fachkräfte werden gesucht, Lehrstellen gibt es genug. „Jugendliche können sich nach wie vor aussuchen, wo sie in Ausbildung gehen“, sagte Cujai. Auch noch für dieses Jahr.
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