„Unter den Linden“: Neue Asylbewerberunterkunft n Dietramszell für 100 Ukrainer nimmt Gestalt an

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Das Hauptgebäude der neuen Asylbewerberunterkunft in Linden. In dem Anwesen sollen rund 100 Menschen aus der Ukraine unterkommen. © Manfred Stoff

Rundgang durchs neue Asylheim in Linden: Etwa 100 Besucher der umliegenden Gemeinden besuchten das Gebäude und stellten ihre drängendsten Fragen.

Dietramszell – Wenn die Abendsonne bei klarem Himmel über die weiten, umliegenden Wiesen auf das Gebäude fällt, versteht man, dass dort früher einmal ein Landschulheim und bis Sommer 2023 ein ökologisches Tagungshaus ein passendes, stilvolles und ruhiges Domizil fanden.

Mittlerweile zeugen umlaufende, funktional gestaltete Feuerschutztreppen davon, dass eine Umnutzung im Gange ist. In dem Anwesen in Linden finden – Stand heute – rund 100 Asylbewerber aus der Ukraine ihren dringend benötigten neuen Aufenthaltsort und werden damit einige der bisher belegten Turnhallen in Geretsried freimachen.

Neue Asylbewerberunterkunft in Dietramszell für 100 Ukrainer nimmt Gestalt an

Rund zwei Jahre haben die Planungen und insbesondere die brandschutzrechtlichen Ertüchtigungen des Gebäudes in Anspruch genommen. Gemeinsam mit dem Sachgebietsleiter für Asylwesen am Landratsamt, Andreas Baumann, sowie den stellvertretenden Bürgermeistern von Dietramszell, Anton Huber und Thomas Kranz, wurde die neue Einrichtung jüngst der Öffentlichkeit vorgestellt. Etwa 100 Besucher der umliegenden Gemeinden konnten das Gebäude besichtigen und ihre drängendsten Fragen loswerden.

Für die erste Ausbaustufe der neuen Asylbewerberunterkunft ist der Einzug für die ersten 50 Bewohner Ende Februar geplant. Für alle Beteiligten ist bis dahin allerdings noch einiges zu stemmen: Noch fehlen der Internetanschluss, sechs Herde für die Gemeinschaftsküche und die absperrbaren Kühlschränke. Wichtige Utensilien, da die künftigen Bewohner selbst kochen und die Küche betreiben sollen. Die ersten Zimmer sind auf alle Fälle schon recht vollständig mit dem Notwendigsten eingerichtet.

Asylbewerberunterkunft in Dietramszell: Brandschutz im Nebengebäude noch nicht fertig

Hier war es von Vorteil, dass man das gut erhaltene Mobiliar für die Einzel- und Doppelzimmer von den Vornutzern übernehmen konnte. In der zweiten Ausbaustufe werden im angrenzenden Nebengebäude weitere Zimmer beziehbar. Allerdings ist dort der Brandschutz noch nicht komplett realisiert.

Ein typisches Einzelzimmer mit Bett, Stuhl und Tisch.
Ein typisches Einzelzimmer mit Bett, Stuhl und Tisch. © Manfred Stoff

Bezüglich der mobilen Infrastruktur plant das Landratsamt neben der bereits etwa einen Kilometer entfernten Bushaltestelle in Baiernrain eine weitere Haltestelle direkt vor dem Gebäude, die dreimal täglich mit dem Bus angefahren werden soll. Ansonsten setzt man auf Fahrräder und eigene Autos der Asylbewerber, was insbesondere bei ukrainischen Bewerbern nicht ungewöhnlich ist, wie der Experte aus dem Landratsamt anmerkt.

Die eigentliche Betreuung vor Ort wird über die Firma „Sicherheit Consulting“ geleistet. Ein Team aus vier Leuten unterschiedlicher Nationalität, mit breitem Erfahrungs-Background und Fremdsprachenkenntnissen, wird 24 Stunden präsent sein.

Mit dem Helferkreis „Miteinander-Füreinander“ hat sich ein Ansprechpartner aus der Gemeinde gefunden, der für zusätzliche Unterstützung bereitsteht, sollten die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma mal nicht weiterwissen. Ergänzt wird das Betreuungskonzept durch den Sozialdienst „Mensch zu Mensch“, der ein- bis zweimal pro Woche für jeweils einen halben Tag anwesend sein und mit Rat und Tat für Behördengänge oder Beratung für Deutschkurse zur Verfügung stehen wird.

„Sicherheit Consulting“ sorgt 24 Stunden lang für Sicherheit im Asylbewerberheim Linden

All das Bemühen des Landkreises und der Gemeinde können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bürger noch viele Fragen zur Integration der Asylbewerber und – aktuell verständlich – zu ihrer eigenen Sicherheit haben. Da konnte allerdings Peter Frech, Chef von „Sicherheit Consulting“, die Bürger ein wenig beruhigen.

Von den 40 vergleichbaren Einrichtungen, die er mit seinem Unternehmen betreut, ist die eindeutige Erfahrung, dass Vorfälle mit den Asylanten auch nicht häufiger als anderswo passieren und dass Delikte wie Diebstähle, Streitereien oder Schlägereien primär innerhalb der Unterkünfte vorkommen. Vergewaltigungen seien überhaupt nicht zu verzeichnen.

Das Asylbewerberheim Linden ist für zehn Jahre gepachtet. Dietramszell und die zugehörigen Gemeinden werden sich also daran gewöhnen müssen. In diesem Zeitraum, so prognostiziert Asylexperte Baumann vom Landratsamt, wird es wohl „voll sein“. Manfred Stoff

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