87-Jährige in Mindelheim tot aufgefunden – 66-jähriger Sohn steht wegen Totschlag vor Landgericht
Es war eine ungewöhnliche und zugleich tragische Szene, die sich vergangenes Jahr am Abend des 27. Dezembers auf der Polizeiinspektion Mindelheim abspielte.
Mindelheim – Damals erschien dort ein merklich alkoholisierter 66-Jähriger, der laut Polizeibericht bei den Beamten angab, seine 87-jährige Mutter getötet zu haben. Nachdem die Frau tatsächlich leblos in ihrem Einfamilienhaus in Mindelheim aufgefunden worden war, wurde gegen den Sohn Haftbefehl erlassen. Vergangene Woche startete der Prozess wegen Totschlags vor dem Memminger Landgericht.
66-jähriger Sohn steht wegen Totschlag vor Gericht – 87-jährige Mutter wurde in Mindelheim tot aufgefunden
Am zweiten Verhandlungstag sagten zunächst zwei Polizeibeamte aus. Wie der Beamte der Polizeiinspektion Bad Wörishofen im Zeugenstand berichtete, wurde seine Streife von den Mindelheimer Kollegen als Unterstützung angefordert. Den Rettungsdienst trafen die Polizisten vor Ort. Der Beamte ging zuerst in das Haus, in dem trotz der dunklen Jahreszeit kein Licht brannte. Bevor sie die Mutter des Angeklagten im Wohnzimmer vorfanden, stellte er fest, dass die Glaseinfassung der Tür zum Wohnzimmer zerbrochen war. Da unklar war, wie lange die Frau dort schon lag, wurde mit Reanimationsmaßnahmen begonnen. Als die Notärztin jedoch Leichenflecken am Rücken der Verstorbenen entdeckte, wurden diese umgehend eingestellt, der Tatort gesichert und an die Kollegen von der Kriminalpolizei übergeben.
Wie der Beamte erklärte, habe das Handy des Opfers permanent geklingelt. Die Anruferin stellte sich als die Schwägerin des Angeklagten heraus, die, weil sie ihre Schwiegermutter nicht erreichen konnte, persönlich zu dem Einfamilienhaus kam. Der Beamte erinnerte sich an ihre geschockten Worte: „Hat er es jetzt endlich geschafft, ist die Oma tot?“ Die Frau sei sehr erregt gewesen und wollte unbedingt das Haus ihrer Schwiegermutter betreten, so der Polizist.
Hat der Sohn seine Mutter getötet? Verhandlung vor Memminger Amtsgericht hat begonnen
Wie ein Beamter der PI Memmingerberg berichtete, wurden bei dem Opfer, das mutmaßlich erwürgt wurde, und dem Angeklagten jeweils die DNA der anderen Person festgestellt. Zudem lag am Tatort unter einem Kissen ein Telefon, bei dem ein über vierstündiger Anruf lief. Jedoch ist unklar, ob überhaupt eine Verbindung bestand. Niemand sei am Telefon zu hören gewesen, so der Polizist.
Anschließend wurde unter anderem das rechtsmedizinische Gutachten vorgestellt. Laut dem Gutachter wurden beim Opfer am vorderen und seitlichen Halsbereich, am Hinterkopf und linken Handgelenk sowie im Bereich des Schlüsselbeins Hämatome festgestellt. Verletzungen der unteren Hautschicht wurden am Rücken der Verstorbenen gefunden. Diese würden zum Beispiel dann entstehen, wenn jemand auf den Rücken gedrückt wird. Als Todesursache sei von einem Würgevorgang auszugehen, so der Gutachter.
Prozess wird diese Woche fortgesetzt
Der Todeszeitpunkt konnte nicht genau bestimmt werden. Der Gutachter geht davon aus, dass die Verstorbene, als sie nicht mehr gewürgt wurde, noch eine Restfunktion des Herzens und Vitalwerte hatte. Doch in diesem Zustand reichten diese nicht mehr aus, um sich zu regenerieren. Ab diesem sogenannten Point of no Return wäre es nur durch Reanimationsmaßnahmen möglich gewesen, sie wiederzubeleben. Somit konnte die Frage, ob die 87-Jährige noch lebte, als der Angeklagte zur Polizei ging, nicht hundertprozentig geklärt werden.
Der Prozess wird Ende der Woche fortgesetzt.
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