Nahwärme: Erste Belieferung ab Ende 2026?
Noch beschränken sich die Fortschritte aufs Papier. Dennoch kann die MW Biomasse aus Irschenberg einen weiteren Meilenstein für das neue Nahwärmenetz in Miesbach vermelden: die Gründung der Betreibergesellschaft. Damit wird auch der weitere Zeitplan immer konkreter.
Bis vor den Toren des Stadtwalds das erste Hackschnitzel fürs neue Miesbacher Nahwärmenetz verfeuert wird, gehen noch zwei Heizperioden durchs Land – mindestens. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2026 werde man mit der Belieferung der ersten Anschließer starten können, teilt Sebastian Henghuber, Vorstand der MW Biomasse AG mit. Dass das Unternehmen mit Sitz in Irschenberg dennoch schon jetzt von einem „Startschuss“ für das Projekt spricht, liegt an der Gründung der Betreibergesellschaft.
Diese heißt MWB Miesbach GmbH & Co. KG. Ein Name, der verdeutlichen soll, dass hier wirklich ein regionaler Energieversorger ans Netz geht. Und, dass auch Landkreis und Stadt Miesbach dank der geplanten Anschlüsse des Beruflichen Schulzentrums (BSZ) an der Frauenschulstraße sowie – im zweiten Ausbauschritt – einiger kommunaler Liegenschaften im Zentrum auf das neue Wärmenetz setzen. Ein starkes Zeichen für Versorgungssicherheit, ist Henghuber überzeugt.
Viel Aufgeschlossenheit für das Projekt
Doch auch vor der Firmengründung schlug der MW Biomasse schon viel Aufgeschlossenheit für ihr Vorhaben entgegen. Mit gut besuchten Infoveranstaltungen und schnell gefüllten Interessentenlisten wussten der Vorstand und sein Team, dass sie in Miesbach auf etliche offene Türen stoßen werden. Doch um wirklich in die Planung einsteigen zu können, brauchte das Unternehmen auch ausreichend unterzeichnete Vorverträge. Diese sogenannte „kritische Masse“ ist nun erreicht. Nicht nur wegen Großabnehmern wie dem AWO-Seniorenzentrum und besagtem BSZ im ersten Ausbauabschnitt, sondern auch wegen etlicher Wohnhäuser an den geplanten Hauptleitungssträngen. Und die Akquise sei noch nicht abgeschlossen, berichtet Henghuber. „Wir arbeiten uns sukzessive in die Nebenstraßen vor.“
Nächste Ziele im Blick
Nächstes Ziel auf planerischer Ebene sind der Förderantrag und die Betriebsgenehmigung. Beides könnte bis Mitte 2025 vorliegen, sodass die MW Biomasse dann in die Ausschreibung der Bauleistungen gehen kann. Wie berichtet, soll die Heizzentrale mit einer Leistung von drei Megawatt unmittelbar vor dem Miesbacher Stadtwald entstehen. Der Hackschnitzelbunker wird dabei fünf bis sechs Meter in der Erde versenkt. Dies erleichtere nicht nur das Abkippen des per Lkw angelieferten Brennmaterials aus Waldrestholz, sondern reduziere auch die sichtbare Höhe des Gebäudes mit Pultdach. „Es wird niedriger als ein Einfamilienhaus“, betont Henghuber. Während der oberirdisch 20 Meter lange und 15 Meter breite Baukörper in Stahlbeton errichtet wird, wird der eigentliche Kessel mit Wärmetauscher in mehreren Teilen angeliefert und vor Ort montiert. Bei einer geschätzten Bauzeit von etwa einem Jahr rechnet der Vorstand mit einer Fertigstellung Ende 2026.
Quasi im Gleichschritt soll dann auch der Bau der ersten Leitungen erfolgen. Laut Henghuber wird hierfür ein gut ein Meter breiter Graben notwendig, um die mit einer Kunststoffisolierung ummantelten Stahlrohre in einer Tiefe von gut einem Meter zu verlegen. Alle zwölf Meter wird eine Schweißnaht notwendig, erklärt der Vorstand. Wo genau in den jeweiligen Straßen die Leitungen laufen, wird die MW Biomasse in enger Abstimmung mit der Stadt planen. Die Gehwege kämen allerdings nicht infrage: „Hier laufen schon zu viele andere Sparten.“
Sprung über die Schlierach
Ist der Westen der Stadt erst mal an die Nahwärme angeschlossen, steht der Sprung über die Schlierach an. So will die MWB Miesbach GmbH & Co. KG ab 2027 auch einen Großteil des innerstädtischen Gebiets mitsamt der ensemblegeschützten Häuser an Markt- und Stadtplatz anschließen. Mit dem vor allem hier wichtigen Argument, dass die Gebäude selbst für einen Nahwärmeanschluss nicht angetastet werden müssen. So könne man eine regenerative und CO2-neutrale Art des Heizens anbieten und gleichzeitig das typische Erscheinungsbild der Miesbacher Altstadt beibehalten. „Bei uns“, erklärt Henghuber, „spielt sich so gut wie alles unterirdisch ab.“