Mysteriöser Zwischenfall mit von der Leyen: Spekulationen um Ostsee-Exklave und Mega-Antenne

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In einem Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord soll das GPS-Signal ausgefallen sein. Die Spur des Störsignals könnte nach Kaliningrad führen.

Mailand – Ihre Reise führte sie in verschiedene Länder EU-Länder im Norden und Osten Europas. Unter anderem zeigte Ursula von der Leyen in Polen, Finnland, Litauen und Rumänien Präsenz. Beim Anflug auf Bulgarien musste die EU-Kommissionspräsidentin einen Schreckmoment durchstehen, weil das GPS ausfiel, wie Kommissionssprecherin Arianna Podesta bestätigte.

Kam das Störsignal hierher? In Okunjowo in der russischen Exklave Kaliningrad befindet sich eine Antenne, von der aus der Flug von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beeinträchtigt worden sein könnte. © Screenshot Google Earth, Mindaugas Kulbis/AP/dpa

Das Flugzeug landete zwar sicher in Plowdiw, allerdings kreiste der Pilot zuvor rund eine Stunde über dem Flughafen und musste dann auf analoge Karten setzen, wie die Financial Times unter Berufung auf einen Beamten schrieb. Seither läuft die Ursachenforschung. Der Verdacht: Russland könnte für eine gezielte GPS-Störung gesorgt haben. Das System war im gesamten Flughafenbereich ausgefallen.

GPS-Störung bei Von-der-Leyen-Flieger: Signal könnte von Antenne in Kaliningrad gekommen sein

Kam das Signal dazu aus der russischen Exklave Kaliningrad, die zwischen Litauen und Polen an der Ostsee liegt? Dort wurden bereits in der Vergangenheit Störsender verortet. Die in Mailand beheimatete italienische Zeitung Corriere della Sera berichtet nun von einer rund 40 Meter hohen Antenne in der Region nahe Okunjowo, die wie weitere Quellen seit 2022 für Tausende Störungen von Flugzeug- und Schiffsnavigationssystemen verantwortlich sein soll. Und das auch in Hunderten Kilometern Entfernung.

Experten aus mehreren Ländern hätten sie mithilfe einer Reihe von Triangulationen und Satellitenbildern ausfindig gemacht. Einige europäische Generäle sollen sich bereits 2023 und 2024 dafür stark gemacht haben, sie „abzuschalten oder zu entschärfen“, heißt es in dem Artikel unter Bezugnahme auf eine westliche Quelle. Dies sei jedoch abgelehnt worden – wegen des Widerstands der USA, aber auch aus Angst vor einer Ausweitung des Konflikts.

Ähnliche Einheiten wurden demnach auch in Baltijsk und Jantarny in Kaliningrad sowie nahe St. Petersburg und weiter südlich entlang der Grenze zur Ukraine ausgemacht. Rund 20 Kilometer von der estnischen Grenze entfernt würde Russland feste und mobile Stationen einsetzen. Ziel sei es, elektronische Kriegsführung zu betreiben.

Luft- und Schiffsverkehr in Europa beeinträchtigt: Verteidigungsministerium schaut nach Russland

Offiziell nutzt Moskau die Geräte, um die Navigationssignale ukrainischer Drohnen zu stören. Doch es zeigen sich immer wieder schwerwiegende Auswirkungen auf das GPS von zivilen Flugzeugen und Schiffen. Neben dem Jamming – also dem Aussenden von Störsignalen – wird auch das Spoofing als Methode genutzt, bei dem falsche Positionsdaten ausgespielt werden.

Neben Bulgarien werden offenbar auch das Baltikum, Polen, Finnland und die Ostsee auf diesem Weg aus Kaliningrad beeinträchtigt. Teilweise unterbrachen Airlines bestimmte Verbindungen aufgrund der vielen Störungen während der Flüge. Das deutsche Verteidigungsministerium hatte bereits im Frühjahr 2024 auf Anfrage von t-online Russland mit den „anhaltenden Störungen des globalen Navigationssatellitensystems“ in Verbindung gebracht und einen „Ursprung im Oblast Kaliningrad verortet“.

Jamming und Spoofing

Beim Jamming werden die Signale der globalen Satellitennavigationssysteme von einem Störsignal überlagert. Das führt dazu, dass ein handelsüblicher Navigationsempfänger sie nicht mehr empfangen und keine Position ermitteln kann.

Beim Spoofing werden Täuschsignale abgestrahlt, die für den Empfänger wie echte Satellitensignale aussehen, aber zu einer falschen Positions- und Zeitbestimmung führen. Ein solcher Angriff ist technisch deutlich anspruchsvoller.

Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Russland und die GPS-Störungen: Kreml bestreitet Verwicklung in Fall von der Leyen

Wie Space Intel Report im Juli berichtete, habe Russland internationalen Regulierungsbehörden mitgeteilt, europäische Nationen, die Navigations- und Rundfunksatelliten insbesondere zur Unterstützung der Ukraine nutzen, hätten nicht das Recht dazu, sich darüber zu beschweren, sollten die Signale dieser Satelliten von Russland gestört werden. Dennoch habe das russische Ministerium für digitale Entwicklung, Kommunikation und Massenmedien dem Radio Regulations Board (RRB) der International Telecommunication Union (ITU) ein Dokument vorgelegt, laut dem sich das Land bemühe, Störungen nicht-militärischer Anwendungen zu vermeiden.

Zu dem Fall von der Leyen teilte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Financial Times allerdings mit: „Ihre Informationen sind inkorrekt.“ Moskau ist sich also in diesem Fall keiner Schuld bewusst.

Auch der Service Flightradar24, über den der Flugverkehr auf der ganzen Welt in Echtzeit verfolgt werden kann, meldete sich zu Wort. Auf X ist zu lesen: „Der Flug sollte eine Stunde und 48 Minuten dauern. Er dauerte eine Stunde und 57 Minuten. Der Transponder des Flugzeugs meldete vom Start bis zur Landung eine gute GPS-Qualität.“ Es bleiben also viele Fragen offen zum Zwischenfall mit von der Leyen. (mg)

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