Massive Proteste in Tourismus-Hotspot in Spanien: Einheimische gehen mit Wasserpistolen auf Urlauber los

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Die steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten durch den Tourismus treiben die Spanier auf die Straße. Barcelona plant ein radikales Verbot.

Barcelona – „Tourists Go Home!“ – Ein Ruf, der immer lauter wird. Immer häufiger kommt es in verschiedenen Orten zu Demonstrationen der Einheimischen gegen den Massentourismus. Allen voran: Spanien. Auf Teneriffa protestierten Inselbewohner gegen die Touristenwohnungen in der Innenstadt mit Stickern und Sprayaktionen. Auf Mallorca dagegen richtete sich der Ärger auch gegen Sauf- und Partytouristen. Auch im südspanischen Málaga gab es Proteste. Besonders in Barcelona werden die Rufe nun aber immer lauter – Es ist bereits die zweite Großdemonstration dieser Art.

Protestanten bespritzen Touristen in Restaurants mit Wasserpistolen

Nach Behördenangaben beteiligten sich dabei rund 2800 Menschen. Ihr Ärger: Die immer höher werdenden Wohn- und Lebenshaltungskosten durch den anhaltenden Massentourismus. Sie fordern Beschränkungen für die Tourismusbranche, wie unter anderem die Zeitung La Vanguardia berichtete. Gäste von Restaurants, die vor allem bei Urlaubern beliebt sind, wurden dabei mit Wasser bespritzt.

Doch nicht allein die Wohnkosten, sondern auch die Umweltbelastung, Staus, allgemeine Überfüllung, Wassermangel sowie die Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung durch immer mehr Besucher empört viele Einheimische. 

Demonstration gegen Massentourismus in Barcelona.
Zwei Frauen halten Wasserpistolen während einer Demonstration gegen den Massentourismus in Barcelona. © Lorena Sopêna/EUROPA PRESS/dpa/picture alliance

„You are not welcome“: Einheimische protestieren gegen Touristen-Flut in Barcelona

„Tourists go home. You are not welcome“ stand in Barcelona auf mitgeführten Plakaten. Oder: „Reduzierung des Tourismus, jetzt!“. Weil immer mehr Wohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt worden sind, steigen die Kosten. Im vergangenen Jahrzehnt erhöhten sie sich in Barcelona um 68 Prozent, wie die dpa berichtet. Manche Alteingesessene können sich solche Preise nicht leisten und werden in Trabantenstädte am Stadtrand verdrängt, junge Leute müssen weiter bei ihren Eltern wohnen.

Worunter die einen leiden, bringt für andere allerdings Gewinn: Bis Ende Mai wurden schon 33,2 Millionen ausländische Touristen in dem Land mit knapp 48 Millionen Einwohnern gezählt. Schätzungen gehen davon aus, dass es bis zum Jahresende 91 Millionen Urlauber werden könnten, die rund 125 Milliarden Euro in die spanischen Kassen spülen werden. Die Hochkonjunktur bei Tourismus beschert Spanien derzeit wesentlich bessere Wirtschaftsdaten als zum Beispiel Deutschland. Bei Deutschen ist Spanien übrigens das beliebteste Sommer-Reiseziel.

Barcelona schreitet ein – Ferienwohnen sollen verboten werden

Die Touristenmetropole Barcelona hat aufgrund der massiven Proteste gerade erst die Notbremse gezogen und im Kampf gegen Wohnungsnot angekündigt, die Vermietung von Ferienwohnungen solle bis Ende 2028 ganz abgeschafft werden, indem die Genehmigungen einfach nicht erneuert werden. Allerdings droht juristische Gegenwehr der Vermieter. 

Es ist nicht die einzige Touristenhochburg, die versucht, den Touristenstrom unter Kontrolle zu bringen. Im italienischen Venedig wird an bestimmten Tagen ein Eintrittsgeld fällig. Amsterdam (Niederlande) verbat zuletzt den Bau neuer Hotels. Auf Mallorca wurden als Reaktion verschärfte Alkoholregeln im Freien eingeführt. (jh/dpa)

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