Erbitterter Streit in Italien: Gardasee-Fahrradweg wird zur Kostenschleuder – „unverhältnismäßig“

  1. Startseite
  2. Welt

KommentareDrucken

Die spektakuläre Ciclopista del Garda wird weitergebaut. Doch es regt sich Protest. © Simon Dannhauer/Panthermedia

Als Prestigeprojekt war der Garda-Fahrradweg geplant. Statt Fahrrad-Spaß kam jedoch die Kostenexplosion. Nun ermittelt der Rechnungshof in Rom.

Limone – Ein Fahrradweg entlang des Seeufers mit malerischen Aussichten. Das sollte – und soll – der Gardasee-Fahrradweg werden. Das Prestigeprojekt sieht sich jedoch immer wieder mit heftiger Kritik konfrontiert. Nicht zuletzt wegen der horrenden Kosten. Waren 2017 noch 67 Millionen Euro für das gesamte Projekt veranschlagt, wird mit Stand Juli 2024 „geschätzt, dass die Kosten bereits die Milliardengrenze überschreiten“, erklärte die Schutzorganisation “Coordinamento Interegionale Tutela Garda” bei Südtirol News.

Rechnungshof Rom stuft Ausgaben für Gardasee-Fahrradweg als „unverhältnismäßig“ ein

Schon mehrfach hatten die einzelnen Verbände der Organisation Klage beim Rechnungshofs in Trient eingereicht. Dabei sind ihnen nicht nur die explodierenden Kosten ein Dorn im Auge. Auch Sicherheitsprobleme, Landschaftsverschandlung sowie das Fehlen einer Umweltverträglichkeitsprüfung wurden moniert. Der Trienter Rechnungshof äußerte sich bislang nicht dazu.

Nun gibt es allerdings einen Beschluss des Rechnungshofs in Rom. Darin stellt die römische Behörde fest: „Für das Fahrradweg-Projekt um den Gardasee gibt die Lombardei 1.567.048 Euro pro Kilometer aus, während ein vergleichbares Projekt in Sardinien nur rund 250.000 Euro pro Kilometer zu Buche schlag. Ein eindeutig unverhältnismäßiger Betrag, der nicht den festgelegten Kriterien für die Planung der zu finanzierenden Strecken entspricht.“

Streitprojekt Gardasee-Fahrradweg: Schutzorganisation will weitere Beschwerde einreichen

Das dürfte Wind in den Segeln des “Coordinamento Interegionale Tutela Garda” sein. Die Organisation will nun eine Dritte Beschwerde mit aktuelleren Daten in Trient einreichen, so Südtirol News. Zudem wolle man in Rom beantragen, auch die von den Regionen und Provinzen getragenen Kosten zu prüfen.

Sorge bereiten vielen auch die zahlreichen Erdrutsche und Felsstürze, zu denen es in den vergangenen Monaten rund um den See kam. So berichtete etwa Rai News von einem Protest gegen den Gardasee-Fahrradweg Ende April, bei dem dieser Aspekt ebenfalls eine zentrale Rolle. Die Protestierenden fürchteten, dass umfassende Schutzmaßnahmen gegen Erdrutsche das Budget noch zusätzlich aufblähen würden. (sp)

Auch interessant

Kommentare