Spiel der Weilheimer Basketballer abgebrochen - Der Grund hierfür ist überaus kurios
Die Partie zwischen Weilheims Männern und dem MTV München stand auf des Messers Schneide. Kurz vor Schluss wurde das Spiel abgebrochen. Der Grund hierfür ist kurios.
Weilheim – Das Spiel, das nun keines gewesen sein soll, wird in die Geschichte eingehen. Man wird es das „Abbruchspiel von Murnau“ nennen. Zwei Minuten und 49 Sekunden vor dem Ende hieß es in diesem Duell der 2. Regionalliga Süd 68 Punkte für den TSV Weilheim, 69 Punkte für den MTV München – und dann geschah das große Drama. Das Tablet samt Spielbericht stürzte ab. Alle Daten dieses Basketballspiels waren gelöscht. Es war so, als hätte das Duell nie stattgefunden. Nirgendwo waren die Fakten zwischengespeichert, die erzielten Körbe, die begangenen Fouls, die genommenen Auszeiten.
Nach zwei Stunden ist dieser seltsame Abend zu Ende
Eine halbe Stunde versuchten die Schiedsrichter und Offiziellen, den Spielbericht wieder aufzutreiben. Sie telefonierten mit dem Spielleiter, sogar mit dem Hersteller aus Spanien versuchten sie, sich kurzzuschließen. Nur um festzustellen: Es half nichts. Zwei Stunden nach Spielbeginn packten die Mannschaften ihre Taschen, die Trainer verabschiedeten sich per Handschlag, Weilheims Basketballer klatschten noch für das zahlreich erschienene Publikum. Dann war dieser seltsame Abend zu Ende, von dem nun keiner weiß, wie er zu werten ist.
Weilheimer fürchten, dass Spiel gegen sie gewertet wird
Zurück blieb Trainer Maximilian Kihm, ratlos, aber nicht emotionslos. „Ich hab’ ein ganz komisches Gefühl“, sagt der Coach der Weilheimer Männer. Denn die Frage aller Fragen konnte ihm keiner beantworten: Was macht Spielleiter Heiner Lengler nun aus und mit diesem einmaligen Ereignis? Bei Kihm und weiteren Weilheimern geht die Furcht um, dass sie das Spiel nachträglich verlieren, weil sie als Ausrichter ja für Kampfgericht und Spielbericht verantwortlich sind. Andererseits können sie nichts dafür: Sie verwendeten das offizielle Tablet und die offizielle App der Liga. Beides funktionierte in den vergangenen eineinhalb Jahren, ohne abzuschmieren. Dass das Ganze auch noch in Murnau passierte, wohin die Weilheimer ausweichen mussten, weil sie daheim keine Halle bekommen hatten, macht diesen Sonntag nur noch kurioser.
Vor sieben Jahren ging in der Murnauer Halle ein Korb zu Bruch
Die Sporthalle im Staffelsee-Gymnasium hat schon einmal so eine Anomalie erlebt – und womöglich hilft die am Ende noch bei der Bewertung des Falls. Vor ziemlich genau sieben Jahren, im Februar 2017, ging dort beim Aufwärmen ein Korb zu Bruch. Damals beschwerten sich die Gegner und wollten den Sieg am Grünen Tisch, doch der Verband entschied auf Neuansetzung. Begründung: höhere Gewalt. So sollte nun auch Weilheim argumentieren. Was demnächst verhandelt wird, dürfte nicht weniger als deutsche Basketballhistorie sein, vor allem auch ein juristischer Präzedenzfall.
Seit vergangener Saison ist wieder die App verpflichtend in der Liga
So weit zu recherchieren war, kam eine solche Situation noch nie vor. Vor drei Jahren hatte die Regionalliga auf die Schnelle kurz vor Saisonstart beschlossen, künftig digital unterwegs zu sein. Nach erheblicher Kritik von allen Seiten, Klubs wie Schiedsrichtern, ruderte man zurück, ließ die analoge Version mit Block und Stift weiterhin zu. Seit voriger Saison ist die App wieder verpflichtend in der Liga – anfangs noch in Kombination mit dem schriftlichen Spielbericht als Ersatz. Nachdem sich das System als scheinbar sicher bewährte, fiel das analoge Backup weg. Komplikationen gab und gibt es seitdem immer wieder, weil der digitale Spielbogen noch voll von Kinderkrankheiten ist. Zudem ärgern sich viele, weil man für die Statistiken Geld zahlen muss. Mit dem Vorfall in Murnau ist eine neue Dimension erreicht.
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Spiel stand auf Messers Schneide, als abgebrochen wurde
Am Ende ärgerten sich beide Mannschaften über den Abbruch – lagen sie doch angesichts des knappen Spielstand von 69:68 für den MTV beide aussichtsreich im Spiel. Für Weilheim war das Ergebnis ein großer Erfolg, wo das Team doch nicht einmal 24 Stunden zuvor in Schwabing angetreten war und gewonnen hatte (siehe Kasten). Der MTV freute sich, weil er einen zweistelligen Rückstand in Hälfte eins aufgeholt und noch Siegchancen hatte.
Am Ende waren die ganzen schönen Körbe von Alexander Thumser, die Dreier seines Bruders Andi, der beeindruckende Block von Sebastian Betz und alle die anderen guten Aktionen wertlos. „Die Spieler wissen alle nicht, was abgeht. Keiner weiß es“, sagte Max Kihm. Der Ausflug nach Murnau werde „in meinem Gedächtnis bleiben“.