Umstrittene Sparmaßnahme: Regierung streicht Pflegekräften den 130-Euro-Monatsbonus

In Österreich sorgt eine Entscheidung der Salzburger Landesregierung derzeit für heftige Kritik. Wie die österreichische Nachrichtenseite „Heute.at“ berichtet, wird das Land den vom Bund gezahlten Pflegebonus künftig nicht mehr an die Beschäftigten in der Pflege weitergeben.

Betroffen sind Hunderte Pflegekräfte, die damit monatlich 130 Euro netto weniger verdienen – und zwar als einzige im ganzen Land.

Bonus vom Bund, Sparmaßnahme vom Land

Der Pflegebonus war nach den Belastungen der Corona-Pandemie eingeführt worden, um die Arbeit in der Pflegebranche anzuerkennen. Nun teilte Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) mit, dass die Zahlung eingestellt wird – obwohl die Gelder weiterhin aus Bundesmitteln stammen. Die Maßnahme sei Teil eines umfassenden Sparbudgets, das die Regierung in Salzburg beschlossen hat.

Unterbesetzte Team, prall gefüllte Stationen und Zeitdruck: Viele Pflegekräfte sind dauerhaft überlastet und leiden sehr darunter (Symbolbild).
Unterbesetzte Team, prall gefüllte Stationen und Zeitdruck: Viele Pflegekräfte sind dauerhaft überlastet und leiden sehr darunter (Symbolbild). Getty Images

Laut „Heute.at“ sparen sich die Verantwortlichen dadurch rund zehn Millionen Euro jährlich – bei einem Landesbudget von 4,4 Milliarden. Gewerkschaften, Kliniken und das Sozialministerium reagierten empört. Sozialministerin Theresia Schumann sprach von einem „enttäuschenden Signal“, und auch ÖVP-Klubchef August Wöginger kündigte Gespräche mit dem Land an.

Kritik aus allen Richtungen

Arbeiterkammer-Präsident Peter Eder bezeichnete die Entscheidung als „Raubzug an den Beschäftigten“ und sprach von einem „einzigartigen Fall in der Geschichte“. Besonders in Salzburg, wo die Lebenshaltungskosten ohnehin hoch seien, treffe die Kürzung die Betroffenen hart.

Alle anderen Bundesländer haben bereits erklärt, den Pflegebonus weiterhin auszuzahlen. Sollte Salzburg bei seiner Linie bleiben, könnten Pflegekräfte dort dauerhaft weniger verdienen als ihre Kolleginnen und Kollegen in ganz Österreich.

Während in Salzburg über gekürzte Pflegeboni gestritten wird, zeigt eine deutsche Pflegedienstleiterin, was der Beruf wirklich bedeutet – und wie groß der Druck inzwischen geworden ist.

Pflegekraft berichtet: Bei der Arbeit bleibt kaum Zeit, einer Sterbenden zuzuhören

Pflegekräfte wollen helfen, zuhören, für Menschen da sein – doch im Alltag bleibt dafür kaum Raum. Die Pflegedienstleiterin Simone Maier schildert, wie schwer es ist, den Bewohnern gerecht zu werden, wenn Personal fehlt und jede Minute zählt. „Oft geht der Dienst los, bevor man überhaupt durchatmen kann“, erzählt sie. „Dann läutet das Telefon, jemand braucht Hilfe – und schon ist der Tag wieder vorbei.“

Trotz der Belastung gibt es Momente, die den Beruf lebenswert machen. Maier erinnert sich an eine Bewohnerin, die im Sterben lag und noch einmal ihre Geschichte erzählen wollte. „Ich habe ihr zugehört – sie sprach über ihr Leben, über Feste und Freunde. Es war, als wolle sie sich verabschieden. Dann schlief sie ein und wachte nicht mehr auf.“