In der Barentssee - Seltener Vulkan 400 Kilometer vor Finnland auf dem Meeresgrund entdeckt

Ein Forscherteam unter der Leitung der Universität Tromsø in Norwegen hat vor zwei Jahren in der Barentssee einen Schlammvulkan in 390 Metern Tiefe entdeckt. Der Borealis-Vulkan liegt rund 200 Kilometer südsüdwestlich von Karhusaari und stößt neben Wasser und Schlamm auch Erdgas und Öl aus.

Entdeckt hat den Vulkan der Tauchroboter ROV Aurora, so die jetzt in „Nature Communications“ veröffentlichte Studie. Professor Giuliana Panieri und ihr Team fanden heraus, dass das austretende Wasser mit 11,5 Grad Celsius wärmer ist als das umgebende Meerwasser. 

Chemische Analysen zeigen, dass der Methangehalt des Wassers mehr als 10.000 Mal höher ist als im Durchschnitt des Ozeans.

Röhrenwürmern und  Hydrozoen
Anhäufungen von Röhrenwürmern (Oligobrachia sp.) und dichte Kolonien von Hydrozoen (Tubularia sp.) im Hangbereich des Vulkankraters. Panieri, G., Argentino, C., Savini, A. et al. Sanctuary for vulnerable Arctic species at the Borealis Mud Volcano. Nat Commun 16, 504 (2025).

„Der Borealis Schlammvulkan ist ein einzigartiges geologisches und ökologisches Phänomen“

Seitliche Schlote setzen auf einer Fläche von etwa zwanzig Hektar ebenfalls Gas frei. Ablagerungen von Kalziumkarbonat deuten darauf hin, dass das Methan schon seit Jahrtausenden austritt. Außerdem entdeckten die Wissenschaftler mikrobielle Matten, Schilfkolonien, Kaltwasserkorallen und Rotmuscheln. 

„Der Borealis Schlammvulkan ist ein einzigartiges geologisches und ökologisches Phänomen, das einen seltenen Einblick in die komplexen Wechselwirkungen zwischen geologischen Prozessen und marinen Ökosystemen bietet“, sagt Professor Giuliana Panieri, die Erstautorin der Studie, in einer Mitteilung. 

Schlammvulkane weltweit sorgen für beeindruckende Naturphänomene

  • Schlammvulkane, auch Schlammdiapire genannt, sind Erhebungen, aus denen in regelmäßigen Abständen wassergesättigter Schlamm und Methan austritt.
  • Sie entstehen durch kalten Vulkanismus, bei dem tonreiche Sedimentgesteine aufgrund ihrer geringen Dichte und der Quellfähigkeit der Tonminerale in der Erdkruste aufsteigen.
  • Dieser Prozess tritt häufig in Gebieten tektonischer Kompression auf und kann durch Ereignisse wie Erdbeben ausgelöst werden.
  • Auch Bohrungen bei der Exploration und Förderung von Erdölvorkommen können Schlammvulkane verursachen.
  • Weltweit sind etwa 1100 aktive Schlammvulkane mit Durchmessern von wenigen Dezimetern bis zu acht Kilometern bekannt.
  • Untermeerische Schlammvulkane gibt es zum Beispiel vor der norwegischen Küste oder im Golf von Cadiz.
  • An Land findet man diese Phänomene unter anderem in Aserbaidschan, Norditalien und Rumänien.
  • Touristisch besonders interessant sind die Schlammvulkane an der kolumbianischen Karibikküste, wo Schlammbäder möglich sind.

Unterwasservulkan vor der US-Küste bricht voraussichtlich 2025 aus

Ein weiterer Vulkan unter dem Meer droht noch in diesem Jahr auszubrechen. Wissenschaftler erwarten, dass der Unterwasservulkan Axial Seamount vor der Küste Oregons Ende 2025 ausbrechen wird. Der Vulkan liegt 1400 Meter unter dem Meeresspiegel und wird intensiv überwacht. 

Frühwarnsysteme und künstliche Intelligenz sollen genaue Vorhersagen ermöglichen. Die Forscher hoffen, den Ausbruch live verfolgen zu können, auch wenn immer ein Restrisiko für unvorhersehbare Ereignisse bleibt. Geophysiker der Oregon State University berichten, dass sich die Oberfläche des Vulkans bereits auf 95 Prozent des Niveaus vor dem letzten Ausbruch angehoben hat.