Betonplatten platzen wegen Hitze - auf welchen Autobahnen die Blow-Up-Gefahr lauert
- Im Video oben: Hitzefahrplan für Deutschland
Stellen Sie sich vor, Sie brettern mit 180 Sachen über die Autobahn und plötzlich tut sich im wahrsten Sinne des Wortes der Boden auf. Im Jahr 2013 gab es rund 80 solcher "Blow-Ups", bei denen wegen extremer Hitze der Beton aufplatzte. Vor allem für Motorradfahrer ist das ein tödliches Risiko, wenn sie plötzlich den Grip verlieren. Die Betonplatten verschieben sich dabei wie zwei Bücher, die aneinander liegen, und türmen sich dann an den Kanten auf.
Autobahn A29: Betonplatten verschoben
In der aktuellen Hitzewelle, deren Höhepunkt für Mittwoch erwartet wird, gab es jetzt einen Blow-Up auf der Autobahn A29, wie der "NDR" berichtet: "Die Fahrbahndecke auf dem Seitenstreifen sei zwischen Wardenburg und Großenkneten in Fahrtrichtung Süden aufgrund der hohen Temperatur aufgebrochen, sagte eine Sprecherin der Autobahnpolizei Ahlhorn dem NDR Niedersachsen. Als Vorsichtsmaßnahme sei deshalb der rechte Fahrstreifen gesperrt worden. Der beschädigte Standstreifen war bereits zuvor abgesichert worden."
Neu ist dieses Phänomen keineswegs, es kommt während starker Hitzewellen immer wieder mal vor. Ein Motorradfahrer war im Juni 2013 auf der A93 bei Abensberg (Niederbayern) über eine halbmeterhohe Aufwölbung gefahren, gegen die Leitplanke geprallt und noch am Unfallort gestorben. Seitdem sind die Autobahnmeistereien für das Problem besonders sensibilisiert. "Wenn 28 Grad Lufttemperatur prognostiziert werden, gibt es Warnungen. Ab 30 Grad werden auf gefährdeten Strecken Tempolimits von 80 km/h verhängt", so ein Sprecher der Autobahn GmbH.
Blow-Ups auf der Autobahn: Gefahr bei starker Hitze
Das Problem besteht lediglich bei starker Hitze und betrifft auch nur wenige Autobahnabschnitte, vor allem solche, die in den 1970er und 1980er Jahren angelegt und mit einem dünneren Betonbelag als heute üblich (27 Zentimeter) versehen wurden. Der besonders in Deutschland als Transitland enorme Schwerlastverkehr führt dazu, dass die Autobahnen stärker beansprucht werden, als man in den 1980er Jahren prognostiziert hatte.
Diese Autobahnabschnitte gelten als besonders gefährdet
Wie die Autobahn GmbH mitteilt, sind aktuell noch folgende Abschnitte Blow-Up-gefährdet, die sich alle in Bayern befinden:
- A3: Autobahnkreuz Deggendorf bis Anschlussstelle Hengersberg
- A92: Anschlussstelle Oberschleißheim bis Anschlussstelle Eching-Ost, Anschlussstelle Freising-Süd bis Anschlussstelle Freising-Ost und Anschlussstelle Landshut-West bis Anschlussstelle Dingolfing-Ost
- A93: Dreieck Saalhaupt bis Anschlussstelle Elsendorf
Bereits seit Mai gelten auf diesen Abschnitten deshalb Hitze-Tempolimits:
- 120 km/h für PKW
- 80 km/h für Motorradfahrer

Tempolimit 120 km/h von Mai bis September
An den kritischen Stellen wurde in den vergangenen Jahren der Beton aufgeschnitten und die Lücken mit Asphalt verfüllt. Bei Hitze kann es zwar noch zu leichten Wellen kommen, aber diese "Plomben" verhindern den gefürchteten Blow-Up. "Die Schäden werden zwar laufend repariert, eine grundsätzliche Verbesserung des Fahrbahnzustands lässt sich jedoch erst durch grundhafte Fahrbahnerneuerungen herstellen. Zusätzlich kann das Auftreten von Hitzeschäden bei heißen Temperaturen trotz Anlage von Asphaltquerstreifen im Abstand von 400 m zur Entspannung der Betonfahrbahnen nicht vollständig ausgeschlossen werden", heißt es bei der Autobahn GmbH.
Langfristig hilft daher nur die komplette Fahrbahnerneuerung. Allein auf der A3 wurde auf über 100 km Länge die Fahrbahn getauscht. Auf der A94, die von München nach Osten führt, sind mittlerweile keine Hitze-Tempolimits mehr nötig, weil die Autobahn zwischen 2023 und 2024 komplett erneuert wurde.
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