TÜV enthüllt: Jeder fünfte Lastwagen ist eine rollende Zeitbombe
Defekte Beleuchtung, Ölverlust, marode Achsaufhängung - jeder fünfte Transporter und Lastkraftwagen offenbart bei der Hauptuntersuchung erhebliche oder gar gefährliche Mängel. Das zeigen aktuelle Daten des TÜV. "20,4 Prozent aller untersuchten Fahrzeuge wiesen bei der Hauptuntersuchung (HU) erhebliche oder gefährliche Mängel auf, ein Anstieg um 0,8 Prozentpunkte im Vergleich zum letzten Report 2023. Die Auswertung basiert auf 2,31 Millionen Hauptuntersuchungen an TÜV-Prüfstellen im Zeitraum 2023/2024", teilt der Überwachungsverein mit.
42 Prozent mehr Nutzfahrzeuge in Deutschland als noch 2015
Die Zahl der Nutzfahrzeuge in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht, von 2,7 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2015 auf 3,8 Millionen im Jahr 2025 (plus 42 Prozent). Die Ergebnisse des Brummi-TÜV werden alle zwei Jahre veröffentlicht. Seit 2019 war die Quote gravierender Mängel immer knapp unter 20 Prozent geblieben und steigt 2025 nun erstmals wieder über 20 Prozent. Allerdings: 2015 lag die Quote gravierender und gefährlicher Mängel sogar noch bei 25,3 Prozent.

Schwere LKW schneiden am schlechtesten ab
Die Statistik unterteilt verschiedene Gewichtsklassen, beginnend von Transportern bis 3,5 Tonnen Gewicht bis hin zu schweren LKW ab 18 Tonnen aufwärts. Letztere erzielten mit einer Quote von fast 22 Prozent erheblicher Mängel das schlechteste Ergebnis. „Dass gerade die schweren Lkw am schlechtesten abschneiden, ist bemerkenswert: Sie sind überwiegend auf der Langstrecke unterwegs, werden häufiger geprüft und gelten als besonders sorgfältig gewartet", sagt Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Allerdings werden die großen Brummis auch extrem beansprucht. Laut Kraftfahrt-Bundesamt haben LKW ab 7,5 Tonnen im Jahr 2024 im Schnitt 43.309 Kilometer pro Jahr zurückgelegt. Sattelzugmaschinen sogar 86.585 Kilometer. Pkw fuhren dagegen nur durchschnittlich 12.309 Kilometer pro Jahr.

Manche Spediteure sparen bei den Wartungskosten
Genau wie bei PKW steigt die Mängelquote bei Nutzfahrzeugen mit dem Alter an. Das Durchschnittsalter liegt 2025 bei 8,7 Jahren – im Jahr 2015 waren es noch 7,7 Jahre. Bei Kleintransportern, die elf Jahre oder älter sind, hat sogar jedes dritte gecheckte Fahrzeug erhebliche Mängel. Die sicherheitsrelevanten Mängel bedingen ein erhöhtes Unfallrisiko, was bei schweren LKW noch problematischer ist: „Bei Fahrzeugen dieser Größe hat jeder technische Mangel ein höheres Gefährdungspotenzial“, sagt TÜV-Experte Goebelt. Umso wichtiger ist in dieser Fahrzeugklasse die sorgfältige Wartung, die offensichtlich einige Spediteure wegen des hohen Kosten- und Konkurrenzdrucks schon mal schleifen lassen.
Zu den häufigsten Mängeln der überprüften Nutzfahrzeuge zählen eine defekte Beleuchtung am Heck der Fahrzeuge, Ölverlust am Motor - damit geht ein erhöhtes Brandrisiko einher sowie eine mögliche Umweltbelastung - und Verschleiß an der Achsaufhängung. Auch defekte Bremsen spielten eine Rolle.

Elektro-LKW noch eine kleine Minderheit
Im Rahmen der TÜV-Statistik zeigt sich auch, wie wenig Nutzfahrzeuge bislang elektrisch unterwegs sind: Von 3,69 Millionen als Lastkraftwagen registrierten Nutzfahrzeugen im Januar 2025 waren lediglich 93.163 bzw. 2,4 Prozent elektrisch angetrieben, der größte Teil davon entfiel auf Transporter. Immerhin: Bei den Neuzulassungen sieht es bereits anderes aus, denn dort lag der Elektro-Anteil im ersten Halbjahr 2025 schon bei 8,7 Prozent.
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