Orchesterverein Kempten begeistert mit Filmmusikabend
Kempten – Das diesjährige Herbstkonzert des Kemptener Orchestervereins begeisterte das Publikum im ausverkauften Stadttheater mit Ohrwürmern und Evergreens, die aus der Filmmusik hervorgegangen sind.
Jeden Sonntag um 18 Uhr gibt es im Hörfunk des Bayerischen Rundfunks die Sendung „Cinema – Kino für die Ohren“, die von dem Musikjournalisten und Musiker Matthias Keller ausgedacht und lange Jahre moderiert wurde.
Wer diese Sendung kennt, kannte die Stimme des Moderators, der im Kemptener Stadttheater fachkundig und mit leisem Humor durchs Programm des diesjährigen Herbstkonzerts des Kemptener Orchestervereins führte. Es war eben jener Matthias Keller, der als Kollege beim Bayerischen Rundfunk und als Filmmusikexperte ideal von Mary Ellen Kitchens ausgesucht worden war. Für ihr drittes Filmmusikprogramm mit dem Orchesterverein nach 2009 und 2016 hatte sie keine Mühen gescheut, um einen unterhaltsamen und kurzweiligen Konzertabend auf die Beine zu stellen.
Kemptener Orchesterverein spielt groß auf
Der Aufwand zeigte sich schon bei der schieren Größe des Orchesters, das offensichtlich aus allen verfügbaren Musikerinnen und Musikern des Orchestervereins bestand. Die Instrumente waren vielfach besetzt, hinzu kamen noch eine Harfe, eine Gitarre, ein Keyboard mit Klaviereinstellung, und natürlich – für Filmmusik unentbehrlich – vier Schlagzeuger, die mit ihren Becken, Triangeln und Tubular Bells die Sahnehäubchen auf die Partituren setzten. Leonie Leuchtenmüller war für den Gesang zuständig und hatte bereits beim ersten Gesangsstück „May it Be“ aus der bekannten „Herr der Ringe“-Verfilmung ihr Highlight des Abends.
Das Stadttheater war ausverkauft bis auf den letzten Platz, was sicher nicht zuletzt am Programmthema lag: Filmmusik, das leichte und zugängliche Fach unter den ganzen Musiken, die man mit einem Orchester aufführen kann. Die vielen Ohrwürmer und Evergreens, die aus der Filmmusik hervorgegangen sind, wollen natürlich nicht nur Menschen hören, die sich für Bach, Brahms oder Beethoven interessieren.
Eigentlich ist Filmmusik ja Musik, die nicht bewusst gehört wird, denn sie soll „nur“ die optischen Bilder eines Films akustisch ergänzen. Da aber Filmkomponisten in ihrem Gestaltungswillen den Filmregisseuren nie nachstanden, wollten sie immer schon mehr als nur das. Sie wollten Stimmungen verstärken, Szenen kontrapunktieren, Drama erzeugen und Schönheit illustrieren. Und so haben sich ihre Kompositionen verselbständigt, letztlich mit dem Ergebnis, dass sich Filmmusik zu einem eigenen Genre entwickelt hat, das sich aus einem sehr heterogenen Spektrum von streng klassischen Komponistinnen und Komponisten bis hin zu Popkünstlern speist.
Sichtbare Hingabe zur gespielten Musik
Diese große Bandbreite zeigte sich auch beim Programm dieses Abends, das von Elton-John-Songs bis zu einem Stück des klassischen Avantgardisten Nino Rota reichte und treffenderweise mit der allseits bekannten „20th Century Fox Fanfare“ von Alfred Newman begann. Richard Wagner stand zwar nicht auf dem Programm, aber als Godfather der Filmmusik hat dieser mit seiner Leitmotivtechnik viele Filmkomponisten beeinflußt, namentlich den oscarübersäten John Williams, Leib-und-Magen-Komponist von Steven Spielberg. Von ihm waren an diesem Abend zwei Stücke zu hören (eines war die Zugabe, der „Raiders March“ aus „Indiana Jones“).
Mary Ellen Kitchens gab die Fäden der Handlung nie aus der Hand und zeigte mit teilweise lustigen Dirigierbewegungen ihre Hingabe und ihr Engagement ihrem Orchester und der gespielten Musik gegenüber. Leichtes Fach heißt übrigens nicht unbedingt, leicht zu spielen. Das Orchester hatte die teilweise komplizierten Partituren und das große stilistische Spektrum dennoch erstaunlich gut im Griff und überzeugte mit einem sauberen und wandlungsfähigen Klang. Nach der erwähnten Zugabe gab es den wohlverdienten Applaus.