Klangwelten aus dem hohen Norden im Stadttheater Kempten

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Anne Luisa Kramb spielt das Violinkonzert von Jean Sibelius. © Jürgen Kus

Kempten – Es war das erste Meisterkonzert, das von der künstlerischen Leiterin des Theaters Kempten, Silvia Armbruster, nach der Ära Franz Tröger im Stadttheater Kempten organisiert wurde.

Gleich zu Beginn war neu, hatte aber seinen Grund in einer Belegung des TheatersOben, dass die Einführung im großen Saal stattfand. Das war aber angesichts des Publikumsandrangs und der Qualität des folgenden Konzerts durchaus stimmig.

Silvia Armbruster hatte den musikalischen Tausendsassa Alexander Krampe, unter anderem Mitbegründer der Kammeroper München, für die Einführung engagiert. Dieser verstand es hervorragend, von der Bühne herunter in lockerem Plauderton und dennoch tiefsinnig oder sehr persönlich auf die Musik des folgenden Programms und deren Hintergründe einzustimmen. So bezeichnete er die Musik von Jean Sibelius als schwer fassbar im Spannungsfeld zwischen „irgendwie modern“, „irgendwie romantisch“ und „irgendwie volkstümlich“.

Echtes Hörerlebnis

Eine durchaus nachvollziehbare Einschätzung, wie sich beim (einzigen) Violinkonzert des finnischen Komponisten zeigte. Die Solistin des Abends, die junge Anne Luisa Kramb, die gegenwärtig noch ihre musikalischen Studien an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin vervollständigt, spielte es trotz der technischen Schwierigkeiten souverän, so dass es zusammen mit dem Staatlichen Sinfonieorchester Litauens unter der Leitung von Gintaras Rinkevicius zu einem echten Hörerlebnis wurde. Was ihrer Interpretation etwas fehlte, war dieses Oszillieren zwischen Gelassenheit und Pathos, das der Musik Sibelius‘ eigen ist, und das Alexander Krampe in der Einführung so gut mit Worten beschrieben hatte.

Erfahrene Orchesterleitung

Vor dem Violinkonzert gab es vier Orchesterbearbeitungen von Klavierstücken des bei uns völlig unbekannten litauischen Komponisten Mikalojus Konstantinas Ciurlionis. Dessen Musiksprache ist ähnlich unbeschreibbar wie die von Sibelius – dunkle Harmonik, eigentümliche Rhythmen und liebliches Pathos wechseln ständig –, wurde aber vom Litauischen Sinfonieorchester, das mit den besten Musikerinnen und Musikern des Landes bestückt war, fein abgestuft vorgetragen. Dies trug offenkundig die Handschrift des erfahrenen und routinierten Orchesterleiters Gintaras Rinkevicius.

Begeisterter Beifall

Nach der Pause die vierte Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy, ein eingängiges, melodiöses und liebenswertes Stück Musik, das mit seinen bekannten Themen, besonders dem Haupthema des ersten Satzes, immer ein musikalischer Hinhörer ist. Von diesem Orchester und diesem Dirigenten mit Esprit, Klarheit und sattem und sehr rundem Orchesterklang gespielt wurde es an diesem Abend zu einem besonderen Hörvergnügen, das am Ende mit begeistertem Beifall des ausverkauften Zuhörersaals bedacht wurde.jku

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