Ex-BR-Chefredakteur: „Wir brauchen endlich ein neues Streikrecht“

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In seiner Kolumne „Gottlieb direkt“ kritisiert der Journalist die Auswirkungen der aktuellen Streiks. Er fordert eine Pflicht zur Schlichtung.

Der renommierte Journalist und langjährige Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, Sigmund Gottlieb, kommentiert für IPPEN.MEDIA mit scharfem Blick wöchentlich in seiner Kolumne „Gottlieb direkt“ aktuelle Themen. Diesmal geht es um die Streiks.

Dieser Streik ist nicht maßvoll, sondern mutwillig. Was wir gerade auf unseren Flughäfen erleben, ist erst ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Die Deutschen konnten sich in den letzten Jahrzehnten auf ihr Streikrecht etwas zugutehalten – es war eines der besten der Welt. Aber jetzt versuchen die Gewerkschaften die Zerreißprobe – sie dehnen unser Streikrecht so lange, bis es reißt.

Sie wissen genau, was sie tun – und trotzdem tun sie es. Natürlich geht es wieder um mehr Lohn und um weniger Arbeit. Diese Gleichung kann nicht aufgehen, sie führt Deutschland in den Ruin. Mag sich eine künftige Regierung noch so sehr um den Standort Deutschland bemühen. Sie wissen, dass die Streiks Arbeitsplätze vernichten – und trotzdem tun sie es. Sie schaden unbeteiligten Unternehmen – und trotzdem tun sie es.

► Sigmund Gottlieb ist einer der renommiertesten und erfahrensten Journalisten Deutschlands. Er war von 1995 bis 2017 Chefredakteur und von 2001 bis 2014 dazu stellvertretender Fernsehdirektor beim Bayerischen Rundfunk.

► Gottlieb moderierte die „Münchner Runde“ sowie aktuelle Brennpunkt-Sendungen im Ersten und war einer der präsentesten Kommentatoren in den „Tagesthemen“ der ARD.

► Für seine Arbeit erhielt Gottlieb mehrere Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis für die Berichterstattung über den Kosovo-Krieg. Seit 2005 ist er Honorarprofessor für Journalismus an der Hochschule Amberg

An jedem Streiktag müssen 100.000 Manager ihre Reisepläne streichen – und trotzdem tun sie es. Familienurlaube müssen daran glauben – und trotzdem tun sie es. Dieser Arbeitskampf lässt die Preise fürs Fliegen noch weiter steigen – und trotzdem tun sie es. Dies ist kein Streik für die Armen im Land und auch nicht für die Arbeitslosen.

Was wir gerade erleben, ist nicht neu. Es ist ein Ritual, das aus der Zeit gefallen ist. Jetzt ist eine Grenze überschritten. Wir brauchen endlich ein neues Streikrecht. Vor dem Streik muss die Pflicht zur Schlichtung stehen. Dies wäre verhältnismäßig. Und vor allem glaubwürdig. Macht Schluss mit diesem Wahnsinn auf unsere Kosten!

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